Wonder Woman (3D, 2017)

Seit Wochen gibt es – gefühlt zumindest – kein anderes Thema. 2,2 Millionen Tweets wurden bislang zu diesem Film veröffentlicht (Der Rekord lag bisher bei rund 1,2 Millionen Tweets). Das liegt wohl auch an den vielen begeisterten Kritiken. Während die einen feierten, dass der Film von einer Frau inszeniert wurde, waren die anderen begeistert über das „Comeback“ von DC. 76 Jahre nach dem ersten Auftritt in einem DC-Comic wird die Geschichte der ersten weiblichen Superheldin nun auf der Kinoleinwand erzählt.

Ludendorff (Danny Huston) und Dr. Poison (Elena Anaya) - © 2017 Warner Bros.
Ludendorff (Danny Huston) und Dr. Poison (Elena Anaya) – © 2017 Warner Bros.

Die Geschichte beginnt auf der paradiesischen Insel Themyscira, einer Insel von Amazonen. Diana (Gal Gadot), die Tochter der Königin Hippolyta (Connie Nielsen), ist das einzige Kind auf der Insel. Sie möchte gerne die Kampfkunst erlernen, doch ihre Mutter erlaubt es nicht. Heimlich lernt Diana von ihrer Tante Antiope (Robin Wright) mit einem Schwert umzugehen. Mit den Jahren wird Diana zu einer der besten Kriegerinnen. Als der amerikanische Pilot Steve Trevor (Chris Pine) auf der Insel strandet und von einem grauenvollen Krieg berichtet, der in der Welt der Menschen tobt, vermutet Diana dahinter das Wirken des bösartigen Kriegsgottes Ares. Gegen den Willen ihrer Mutter verlässt sie zusammen mit Steve ihre Insel um Ares zu suchen und zu vernichten. Schnell werden Steve und Diana auf den deutschen Heerführer General Ludendorff (Danny Huston) aufmerksam, den Diana für eine Reinkarnation von Ares hält. Ludendorff und dessen Wissenschaftlerin Dr. Maru (Elena Anaya) – auch Dr. Poison genannt – arbeiten nämlich an einer Waffe, die den Ausgang des Ersten Weltkriegs entscheidend verändern könnte.

Das DC-Comeback und der Feminismus

Die ersten drei Filme des → DCEU waren keine besonders geglückten Einführungen in die erweiterte Welt der DC Comics. Sowohl MAN OF STEEL, BATMAN V SUPERMAN und SUICIDE SQUAD hinterließen ein schales Gefühl. Die Geschichten waren düster und dreckig, das Studio wirkte verunsichert, die Fans und Kritiker waren entsetzt und enttäuscht. Und so hoffte manch einer auf ein Wunder.  Auf ein DC-Comeback. Ist WONDER WOMAN ebendieses heißersehnte Comeback? Die Frage lässt sich schnell bejahen. WONDER WOMAN ist ohne Frage bislang der beste DCEU-Film, was ehrlich gesagt auch nicht besonders schwer war.

Diana (Gal Gadot) entdeckt ihre Kräfte – © 2017 Warner Bros.

Wonder Woman gilt in weiten Kreisen auch als feministische Ikone, da sie für Gerechtigkeit, Liebe, Frieden und Gleichstellung der Geschlechter eintritt. Daher dachte sich die UN, es wäre wohl eine gute Idee, Wonder Woman zur Ehrenbotschafterin für Frauenrechte zu machen. Das wiederum hatte Proteste innerhalb der UN und eine Petition mit über 44.000 Unterschriften zur Folge, was dazu führte, dass Wonder Woman im Dezember 2016 die Ehrung wieder aberkannt wurde. Lange Zeit haben sich die Filmstudios auch nicht an weiblichen Superheldinnen versucht. Klar, es gab Black Widow in den Marvel-Filmen, aber es ist schon zwölf Jahre her, seit es mit ELEKTRA eine weibliche Superheldin in einem eigenständigen Film auf die große Leinwand geschafft hat. Und jetzt also WONDER WOMAN, auch noch mit Patty Jenkins von einer Frau inszeniert. Schnell wurde das als Zeichen für eine Stärkung des Feminismus gedeutet. Eine Deutung, die der Film nur bedingt bestätigt.

DCs Coming-of-Age-Drama

WONDER WOMAN ist in erster Linie eine Coming-of-Age-Geschichte. Die klassischen Elemente wie das Erwachsenwerden, das Abnabeln vom Elternhaus, erste Bekanntschaften mit dem anderen Geschlecht und die Suche nach der eigenen Identität und Bestimmung finden sich auch in dieser Geschichte. Diana ist neugierig und offen und hinterfragt die Welt. Was denn eine Sekretärin sei, ob Männer auch schlafen, will sie wissen. Gerade diese naiven Nachfragen sorgen für zahlreiche Lacher. Dabei lacht man aber nie über die Kampfamazone, sondern eher über die Situation. Chris Pine, der als der Weltenerklärer fungiert, antwortet auch gerne zynisch oder mit einem fragendem Gesichtsausdruck, was den Moment gleich noch unterhaltsamer macht.

Eine Brille ist keine gute Verkleidung – © 2017 Warner Bros.

Überhaupt ist WONDER WOMAN sehr viel unterhaltsamer als alle bisherigen DCEU-Filme zusammen. Dabei zeigt er auch zarte Ansätze von Selbstironie, wenn etwa Steve zusammen mit seiner Sekretärin Etta (charmant: Lucy Davis) für Diana ein unauffälliges Outfit sucht. Steve schlägt eine Brille vor, was natürlich eine Anlehnung an die alten Superheldenfilme ist, in denen die Vorstellung vorherrschte, man könne sich mit einer einfachen Brille tarnen. Etta meint daraufhin, es wäre keine gute Verkleidung und zudem unpraktisch. Wie recht sie hat, wird kurz darauf deutlich als Steve und Diana verfolgt und in einen Kampf verwickelt werden. Recht schnell liegt die Brille auf dem Boden und wird zertreten. Überhaupt spielt das Aussehen eine eher untergeordnete Rolle. Die Kleidung muss in erster Linie praktikabel sein.

Zeitlupen, die Sinn ergeben

Das Markenzeichen von Zack Snyder, der bereits zwei DCEU-Filme inszenierte und hier als Produzent involviert war, ist die Zeitlupe. Ein schönes Instrument um den wichtigen Momenten die nötige Tiefe zu geben. Snyder legte in der Vergangenheit aber immer mehr Wert auf den Look als auf die Logik hinter solchen Szenen.

Antiope (Robin Wright) - © 2017 Warner Bros.
Antiope (Robin Wright) – © 2017 Warner Bros.

Patty Jenkins geht einen anderen Weg. In den Kampfszenen, in denen man schnell den Überblick verlieren kann, sind die Zeitlupen eine wahre Freude. Nicht nur kommen dadurch die Kampfkünste von Robin Wright und Gal Gadot besser zur Geltung, sie sind eine gelungene Gegenbewegung zu der momentan beliebten Mischung aus schnellen Schnitten und wackelnder Handkamera, die sich – warum auch immer – bei vielen Filmemachern großer Beliebtheit erfreuen. Ich weiß nicht, ob Fans der Comics es haben kommen sehen, aber der Endgegner war für mich persönlich eine große Überraschung. Den entsprechenden Schauspieler hätte ich nämlich nicht unbedingt im Kopf, wenn ich einen mächtigen Kriegsgott zu besetzen hätte. Es macht zwar Spaß zuzusehen, aber der imposante Schlusskampf gerät etwas zu lang.  Weniger gelungen sind auch die Sterbeszenen der „Guten“. Diese werden mit dem klischeehaften, gen Himmel geschrienen „Neeeeeeeiiinn“ untermalt, was diese Momente ungewollt kitschig macht. Im Ganzen zeigt WONDER WOMAN aber, dass es durchaus einen guten DC-Film geben kann, der sich jederzeit mit der Marvel-Konkurrenz messen lassen kann. Der Film beweist Charme und Witz, eine anständige Charakterentwicklung und ist das Kinoticket in jedem Fall wert.

5/6 bzw. 8/10

Trailer: © Warner Bros. Deutschland

10 thoughts on “Wonder Woman (3D, 2017)

  1. Ich fand das „Noooooo!“ im englischen Original ziemlich herzzerreißend und gar nicht so kitschig. Aber ansonsten stimme ich dir zu, gerade auch, was die Besetzung des Kriegsgottes anbelangt. 😀

    Interessant sind wieder so ein paar Übersetzungsfallen: Meines Erachtens fragt Diana Steve nicht, ob Männer schlafen, sondern ob Menschen schlafen. Aber das englische „man/men“ kann eben – gerade aus Sicht der Götter etc. – entweder für Männer oder für menschen stehen…

    Ich habe dem Film auch 8 Punkte gegeben! 🙂

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