Aus meinem Bekanntenkreis hatte ich bereits gehört, dass DAS KANU DES MANITU unterirdisch sein soll. Aber hey, auch seichte Unterhaltung kann doch unterhalten, dachte ich optimistisch. Leider wurde ich eines Besseren belehrt. Fast 25 Jahre nach DER SCHUH DES MANITU kehren Apachen-Häuptling Abahachi (Michael „Bully“ Herbig) und sein weißer Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) zurück auf die Leinwand. Die Beiden landen direkt zu Beginn des Films in einer Falle. Eine Bande unter der Führung von Boss (Jessica Schwarz) macht die Gegend unsicher und möchte die beiden Blutsbrüder mit Waffengewalt überzeugen, für sie das legendäre Kanu des Manitu zu besorgen. In letzter Sekunde greift ihr Freund, der Grieche Dimitri (Rick Kavanian) zusammen mit seiner Assistentin/zukünftigen Ehefrau Mary (Jasmin Schwiers) ein und bewahrt die beiden vor dem sicheren Tod. Damit ist die Gefahr aber längst nicht gebannt.

Wie war nochmal die Geschichte?
Tatsächlich hatte ich schon direkt nach dem Kinobesuch Probleme, den Inhalt nochmal für mich zusammenzufassen. Das sagt eigentlich alles über die Geschichte von DAS KANU DES MANITU aus. Die Handlung plätschert vor sich hin. Mir waren die beiden Hauptfiguren relativ schnell egal. Es fehlte an Überraschungen, an Wendungen, die einen bei der Stange halten. Michael „Bully“ Herbig verlässt sich viel zu sehr auf bewährte Muster und wagt nichts Neues. Santa Maria taucht mit exakt der gleichen Musik auf wie im Vorgänger, der Superperforator-Song wird abermals durch den Fleischwolf gedreht. Selbst bei anderen Filmen bedient man sich schamlos: Die Szene, in der drei Figuren mit einem umgedrehten Kanu unter Wasser laufen, ohne dabei zu ertrinken, erinnert erstaunlich an FLUCH DER KARIBIK. DAS KANU DES MANITU recycelt, was das Zeug hält – nur leider fehlt eine spannende Geschichte, die den passenden Rahmen dafür bietet.

Der Bösewicht ist nicht ernstzunehmen
Dass Sky du Mont als Santa Maria zurückkehrt, war dank der Vorberichterstattung zum Film auch keine Überraschung mehr. Auch, dass er den Ölbaron spielt, wurde mir bereits in den ersten Szenen klar. Trotzdem kann er mit seinen wenigen Auftritten punkten – gerade im direkten Vergleich zu Jessica Schwarz, die eher überfordert wirkt. Dass man sich hier für einen weiblichen Gegenspieler entschieden hat, mag vielleicht auch daran liegen, dass sich Herbig dem Zeitgeist anbiedern will. Ihr fehlt es aber an einer klaren Motivation für ihr Handeln, was allerdings wohl eher am mangelhaften Drehbuch liegt als an ihrer Leistung. Du Mont hingegen versteht es, selbst aus dem dünnen Material und der wenigen Screentime noch etwas herauszuholen und hat hier mehr Charisma als der restliche Cast zusammen.

Handwerklich in Ordnung
Immerhin: Die Inszenierung ist in Ordnung. Die Kamera, die Kostüme und die Drehorte überzeugen noch am meisten und zeigen, dass handwerklich gut gearbeitet wurde. Die Western-Kulissen sehen großartig aus, die Ausstattung stimmt. Aber schöne Bilder allein machen eben noch keinen guten Film – schon gar nicht, wenn es an Witz und Originalität fehlen. DAS KANU DES MANITU ist eine müde Fortsetzung, die es einfach nicht gebraucht hätte. Der Film lebt von der Nostalgie zum Original, kann aber nicht annähernd an dessen Charme anknüpfen. Stattdessen gibt es aufgewärmte Gags und vorhersehbare Wendungen. Wer den ersten Teil geliebt hat und gut unterhalten wurde, sollte lieber den SCHUH DES MANITU noch einmal schauen, anstatt sich diesen Film anzutun.
3.5/10



