Lucifer – 4. Staffel (OmU, 2019)

Der Teufel ist schuld. Es hat schon eine gewisse Ironie, dass ich, die überzeugte Streaminganbieter-Verweigerin, mein Amazon Prime Abo ausgerechnet wegen der vierten Staffel LUCIFER abgeschlossen habe. Die vierte Staffel spielt einen Monat nach den Vorkommnissen von Staffel 3. Die zwei veröffentlichten Zusatzfolgen von Fox werden komplett ignoriert. Einen Monat nachdem Chloe (Lauren German) die wahre Gestalt von Lucifer (Tom Ellis) gesehen hat, kehrt sie wieder nach Los Angeles zurück. Lucifer ist überrascht wie gelassen Chloe auf ihn reagiert und dass sie sich ohne große Umschweife wieder in die Arbeit stürzt. Bei seiner Therapeutin Linda (Rachael Harris) sucht er abermals Trost, doch die hat ganz andere Probleme. Sie ist nämlich schwanger von Amenadiel (D.B. Woodside). Die bevorstehende Schwangerschaft eines Engelbabys macht ihr verständlicherweise Sorgen. Da kann auch Maze (Lesley-Ann Brandt) nicht helfen. Sie verliebt sich nämlich in Lucifers Ex, Eva (Inbar Lavi), die kurzerhand aus dem Himmel geflüchtet ist um Lucifer zurückzuerobern.

Szenenbild aus LUCIFER - Staffel 4 -  Eva (Inbar Lavi) und Lucifer (Tom Ellis) - © Netflix
Eva (Inbar Lavi) und Lucifer (Tom Ellis) – © Netflix

Totgesagte leben länger

Nach dem Finale von Staffel 3 hätte eigentlich Schluss sein sollen. Doch dank massiver Fanproteste kam es dann doch anders. Netflix spendierte dem Ensemble um Tom Ellis noch eine weitere, wenn auch kürzere Staffel. Die Kürze bemerkt man aufgrund der inhaltlichen Dichte eigentlich kaum. Es dauert auch gar nicht lange, da ist man wieder drin in dieser Geschichte. Zurück in Los Angeles. Zurück bei Chloe, Linda und natürlich Lucifer. Es fühlt sich alles immer noch so luftig-leicht an, wie in den vergangenen Staffeln. Der „case of the week“ wurde beibehalten, was man angesichts des Wechsels von Fernsehsender zu Streaminganbieter durchaus infrage stellen könnte. Schließlich schaut man die Serie nicht wegen den zu untersuchenden Mordfällen sondern hauptsächlich wegen dem Zusammenspiel der einzelnen Charaktere. Auch wenn dank sexy Promovideos immer wieder suggeriert wurde, man würde in der vierten Staffeln mehr nackte Haut zu sehen bekommen, so ist das doch für „europäische Augen“ immer noch relativ zahm. Ella und Lucifer untersuchen in einer Folge einen Fall in einem FKK-Club und man sieht beide dabei nackt von hinten. Dass sich die beiden sehen lassen können, wird niemanden groß überraschen, aber sowas lockt mich nicht mehr hinter dem Ofen hervor.

Szenenbild aus LUCIFER - Staffel 4 (2019) - Maze (Lesley-Ann Brandt), Lucifer (Tom Ellis), Eva (Inbar Lavi) und Amenadiel (D.B. Woodside) bereiten sich auf den Kampf vor. - © Netflix
Maze (Lesley-Ann Brandt), Lucifer (Tom Ellis), Eva (Inbar Lavi) und Amanediel (D.B. Woodside) bereiten sich auf den Kampf vor. – © Netflix

Optik und Akustik

Apropos Optik: Einen Unterschied zwischen Fernsehsender und Streaminganbieter lässt sich in der vierten Staffel durchaus entdecken. In der vierten Staffel bekommt man Lucifer weitaus häufiger in seiner wahren Gestalt zu sehen als noch in den ersten drei Staffeln. Man hat den Eindruck, dass wesentlich mehr Geld in die Optik gesteckt wurde. Das gilt allerdings nicht nur für die rothäutige Version mit den Glühaugen von Lucifer, sondern auch für die Action. Die Action nimmt in dieser Staffel zu und erinnert auch – z.B. durch filmische Elemente wie Slow-Motion – optisch mehr an die Comicverfilmung, die LUCIFER ja eigentlich ist. Dennoch spielt auch Musik wieder eine große Rolle. Lucifer sitzt abermals am Klavier und drückt singend seine Gefühle aus. Doch er bleibt nicht der Einzige. Maze covert den Oasis-Klassiker „Wonderwall“. Doch neben all der tief empfundenen Gefühle merkt man schnell, dass die Macher die Musikeinlagen auch mal nicht ganz ernst nehmen. Die 10. und letzte Folge beginnt mit einem Musical-Opening, in der Lucifer u.a. auch durch das Polizeirevier tanzt und zusammen mit Dan eine DIRTY DANCING-Hommage präsentiert. Wer dabei nicht schmunzelt, hat keinen Humor.

Szenenbild aus LUCIFER - 4. Staffel (2019) - Lucifer (Tom Ellis) und Chloe (Lauren German) - © Netflix
Lucifer (Tom Ellis) und Chloe (Lauren German) – © Netflix

Logiklöcher trüben den Spaß kaum

Dennoch hat die Staffel auf der narrativen Ebene ein paar Logikfehler. So kommt Pater Kinley (Graham McTavish) mit einer vagen Prophezeiung um die Ecke, die niemand wirklich hinterfragt. Bei Chloe ist das zum Teil aufgrund ihres Schocks nachvollziehbar, bei Lucifer aufgrund einer akuten Sinnkrise auch, aber alle anderen Charaktere wiederholen die Aussagen nur, anstatt sich zu fragen, ob er nicht vielleicht lügt. Ein zweites großes ungelöstes Geheimnis ist das Auftauchen von Eva. Sie erklärt, sie habe sich aus der silbernen Stadt herausgeschlichen um wieder mit Lucifer zusammen zu sein und weil ihr der Himmel zu perfekt war. Dabei unterschlägt sie aber den genauen Weg, wie sie wieder auf die Erde gekommen ist. Nachdem eigentlich nur Engel zwischen den Welten reisen können, ist es fraglich wie sie es geschafft hat, überhaupt zur Erde zu reisen. Mit anderen Worten: es bleibt genügend Stoff übrig um eine fünfte Staffel zu füllen. Die Macher haben bereits ihr Interesse an einer weiteren Staffel bekräftigt.

5/6 bzw. 8/10

Trailer: © Netflix

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