Es gibt sie doch noch, die großen Überraschungen im deutschen Fernsehen. Meistens werden sie im Nachtprogramm versteckt und kaum beworben. Daher war es schon recht ungewöhnlich, dass BAD BANKS vom ZDF so offensiv angepriesen wurde. Aber damit haben sie alles richtig gemacht. Verstecken braucht sich diese Mini-Serie im internationalen Vergleich absolut nicht. Im Zentrum der Geschichte, die wenig überraschend im Bankenmilieu spielt, steht die Investmentbankerin Jana Liekam (Paula Beer). Sie arbeitet bei einer internationalen Großbank in Luxemburg und ist mit ihrer Rolle der Assistentin von Luc Jacoby (Marc Limpach) mehr als unzufrieden. Dann wird sie auch noch aufgrund von Lucs Fehler gefeuert.
Ihre Ex-Chefin Christelle Leblanc (Désirée Nosbusch) vermittelt ihr eine Stelle bei der Bank Deutsche Global Invest in Frankfurt. Zudem liefert sie Liekam Informationen zu einem attraktiven und hochriskanten Geschäft um ihren neuen Chef Gabriel Fenger (Barry Atsma) zu beeindrucken. Jana steigt schnell auf, was ihre Kollegen misstrauisch macht. Außerdem steht sie in Leblancs Schuld und soll heimlich Informationen für sie beschaffen. Jana könnte jederzeit auffliegen.
Bad banks – bad people?
Regisseur Christian Schwochow gelingt es die Faszination für das große Geld und den Luxus und gleichzeitig die Abgründe der Finanzwelt in den sechs Folgen knackig auszuleuchten. Der Fokus liegt dabei immer auf der menschliche Komponente. Wie gehen die Investmentbanker mit Druck um? Mit Konkurrenz? Wie mit Erfolg? Mit Macht? Sind Investmentbanker schlechte Menschen?
Sind sie unmoralisch? Schwochow geht diesen Fragen auf den Grund und überlässt dem Zuschauer das Antworten. Klar wird, dass keiner wirklich gut oder besonders schlecht ist. Alle sind Getriebene eines Systems, das nur Gewinner oder Verlierer kennt und niemand ist gerne ein Verlierer. Der Begriff der Bad Bank war insbesondere im Verlauf der Finanzkrise ab 2007 en vogue, da hier besonders viele “Bad Banks” gegründet wurden. Diese sind reine Abwicklungsanstalten; gegründet um nicht einlösbare Kreditforderungen und schwierige Wertpapiere abzuwickeln und zu entsorgen, die bei Ausfall in ihrer Gesamtheit die Bonität der betroffenen Banken gefährdet hätten. Hat die “Bad Bank” ihre Funktion erfüllt, wird sie aufgelöst oder in eine „Good“ Bank umgewandelt. Soweit der Serviceteil von meiner Seite.
Fantastisches Ensemble
Die Frage nach dem Warum zieht sich durch die komplette Staffel. Immer wieder fragen sich die Figuren, warum sie das eigentlich machen, was sie da machen. Sehr oft sind die Antworten relativ schwach. Daher braucht es glaubwürdige Schauspieler, die dennoch den Charakteren Tiefe geben. Es kommt ja selten vor, dass ich das Casting durch die Bank lobe, aber Anja Dihrberg hat da echt das Beste vom Beste versammelt. Allen voran natürlich Paula Beer, die momentan zu den besten und spannendsten deutschen Nachwuchsschauspielenden zählt.
Ebenfalls großartig ist Désirée Nosbusch, die schon mehrere Jahre nicht mehr als Schauspielerin gearbeitet hat. Diese Rolle ist aber der absolute Wahnsinn und man versteht völlig, dass sie dafür „zurückkam“. Ich könnte jetzt auch noch ausführliche Lobeshymnen auf Barry Atsma halten, den ich ebenfalls wahnsinnig gut fand, aber ich belasse es einfach mal bei einem „fantastisches Ensemble, das bis in die Nebenrolle einfach wahnsinnig gut besetzt ist und ebenso gut spielt“-Kommentar. Die Narration hat von Anfang an ein gutes Tempo, das aber in der Staffelmitte etwas ausgebremst wird, nur um dann im großen Finale wieder aus allen Rohren zu schießen. Die Staffel endet mit einem beängstigenden Bild. Die Investmentbanker, die es durch das Chaos geschafft haben, die nicht entlassen wurden, nicht von ihren Kollegen verraten wurden, sitzen zusammen auf der Dachterrasse der Bank. Unten auf der Straße tobt der Mob und wirft Steine. Oben schmieden die Gierigen neue Pläne. Eine zweite Staffel ist bereits bestellt.
5/6 bzw. 8/10
Die Serie hab ich leider verpasst. Ein bisschen aufgrund Zeitmangels, ein bisschen auch aufgrund der Thematik, die für mich erstmal wenig interessant klingt. Aber da die Kritiken ja irgendwie durchweg positiv sind, muss ich da wohl doch noch mal reinschauen…