Ich habe mir wieder die Nacht um die Ohren geschlagen um die Oscars 2025 zu sehen. So richtig Lust hatte ich in diesem Jahr tatsächlich nicht, weil ich auch vergleichsweise wenig der nominierten Filme gesehen habe. Es war aber doch ein recht unterhaltsamer Abend.
Im Vorfeld der Oscars 2025 – Von Waldbränden und zweifelhaften Nominierungen
Die 97. Academy Awards standen unter keinem guten Stern. Die verheerenden Waldbrände, die Los Angeles im Januar 2025 in Atem hielten, stellten die Oscar-Planung vor große Herausforderungen. Die Brände forderten mindestens 29 Todesopfer, zerstörten über 18.000 Gebäude und zwangen mehr als 200.000 Menschen zur Evakuierung. Manche forderten deshalb die Oscars in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Für weiteren Gesprächsstoff sorgten die vielen (13!!!) Nominierungen des Films EMILIA PÉREZ, die vielen als nicht ungerechtfertigt erschienen. Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón wurde als erste offen transgeschlechtliche Schauspielerin in einer Darstellerkategorie berücksichtigt. Regisseur Jacques Audiard kritisierte öffentlich die Schauspielerin für rassistische Äußerungen, während er selbst für abfällige Kommentare über die spanische Sprache in der Kritik steht.
Die Nicht-Nominierungen bei den Oscars 2025
Auch dieses Jahr hat die Academy mal wieder starke Filme und Arbeiten bei den Nominierungen vergessen:
- Zendaya und der Film CHALLENGERS
- Luca Guadagnino für seine Regiearbeiten bei CHALLENGERS und QUEER
- Daniel Craig für QUEER
- Nicole Kidman in BABYGIRL
- DUNE: PART TWO für Kostümdesign (Jacqueline West) und Denis Villeneuve für Regie
- THE LAST SHOWGIRL mit Pamela Anderson und Jamie Lee Curtis
- Angelina Jolie für ihre Darstellung der Maria Callas in MARIA
Die Show
Die Show startete mit dem WICKED-Duo Ariana Grande und Cynthia Erivo und einer Gesangsnummer. Offenbar dachte man sich bei der Programmplanung des Abends, dass man angesichts der schon seit Jahren stetig sinkenden Einschaltquoten direkt zu Beginn mit einem Kracher starten muss. Und das hat auch gut geklappt.
Conan O’Brien führte dieses Jahr zum ersten Mal durch den Abend. Er hatte die undankbare Aufgabe die großen und kleinen Katastrophen des aktuellen Weltgeschehens mit dem Glamour und der Leichtigkeit einer Oscar-Verleihung verbinden. Er war nicht überragend, machte seine Sache aber durchaus besser als Jimmy Kimmel. Das Thema „Feuer in Los Angeles“ wurde im Rahmen der Preisverleihung noch einmal aufgegriffen. Es wurden ein paar Feuerwehrmänner und -frauen auf die Bühnen geholt. Sie durften sich beklatschen lassen und dann ein paar witzige Pointen zum Besten geben. Die Rubrik wirkte auf mich etwas lieblos.
Etwas komisch war auch eine James-Bond-Tanz-und-Musiknummer mit Tanzeinlagen und drei Sängerinnen, wo ich mich gefragt habe, was der konkrete Anlass dafür war. Es kommt momentan kein neuer James-Bond-Film heraus, es ist auch kein Bondfilm nominiert und vor kurzem wurde die James-Bond-Marke an Amazon verkauft. Auch wenn die bisherigen Produzenten weiterhin mitmischen, erwarten viele eine Verwässerung der Marke. Falls das ein Abgesang auf James Bond gewesen ist, dann hinterlässt der ähnlich ambivalente Gefühle wie der Amazon-Deal.
Als bester Nebendarsteller gewann erwartungsgemäß Kieran Culkin, obwohl ich immer noch finde, dass Jeremy Strong für THE APPRENTICE einen Oscar verdient gehabt hätte. Ich verstehe den Hype rund um A REAL PAIN nicht ganz. Auch bei der besten Nebendarstellerin gab’s keine Überraschung. Zoë Saldaña gewann für ihre Rolle in EMILIA PÉREZ.
DER Überflieger-Gewinner des Abends ist Sean Baker, der sowohl in den Kategorien, „Beste Regie“, „Bester Schnitt“ und „Bestes Originaldrehbuch“ für ANORA abräumte. Und dann gab’s noch einen für „Bester Film“ und „Beste Hauptdarstellerin“. Außerdem nutzte er seine Rede, Werbung für das Medium Kino zu machen.
Insgesamt ist es schon überraschend, wie wenig Preise am Ende bei THE BRUTALIST und EMILIA PÉREZ gelandet sind. Die Beliebtheit von EMILIA hat sichtlich unter den Kontroversen, die der Film und das Drumherum ausgelöst hat, gelitten – was aber gar nichts Schlechtes sein muss. Die Technikpreise für DUNE – PART TWO waren ein kleiner Trostpreis für die fehlende „Beste Regie“-Nominierung für Denis Villeneuve. Ein recht solider Abend.
Alle Nominierten und Gewinner im Überblick
Bester Film
- Anora – Produktion: Alex Coco, Samantha Quan, Sean Baker
- The Brutalist – Produktion: Brady Corbet, D. J. Gugenheim, Brian Young, Andrew Morrison, Nick Gordon
- Dune: Part Two – Produktion: Mary Parent, Cale Boyter, Tanya Lapointe, Denis Villeneuve
- Emilia Pérez – Produktion: Pascal Caucheteux, Jacques Audiard
- Für immer hier (Ainda estou aqui / I’m Still Here) – Produktion: TBD
- Konklave (Conclave) – Produktion: Tessa Ross, Juliette Howell und Michael A. Jackman
- Like A Complete Unknown (A Complete Unknown) – Produktion: Fred Berger, James Mangold, Alex Heineman
- Nickel Boys – Produktion: Dede Gardner, Jeremy Kleiner, Joslyn Barnes
- The Substance – Produktion: Coralie Fargeat, Tim Bevan, Eric Fellner
- Wicked – Produktion: Marc Platt
Beste Regie
- Jacques Audiard – Emilia Pérez
- Sean Baker – Anora
- Brady Corbet – Der Brutalist (The Brutalist)
- Coralie Fargeat – The Substance
- James Mangold – Like A Complete Unknown (A Complete Unknown)
Bester Hauptdarsteller
- Adrien Brody – The Brutalist
- Timothée Chalamet – Like A Complete Unknown (A Complete Unknown)
- Colman Domingo – Sing Sing
- Ralph Fiennes – Konklave (Conclave)
- Sebastian Stan – The Apprentice – The Trump Story
Beste Hauptdarstellerin
- Cynthia Erivo – Wicked
- Karla Sofía Gascón – Emilia Pérez
- Mikey Madison – Anora
- Demi Moore – The Substance
- Fernanda Torres – Für immer hier (Ainda estou aqui / I’m Still Here)
Bester Nebendarsteller
- Juri Borissow – Anora
- Kieran Culkin – A Real Pain
- Edward Norton – Like A Complete Unknown (A Complete Unknown)
- Guy Pearce – The Brutalist
- Jeremy Strong – The Apprentice
Beste Nebendarstellerin
- Monica Barbaro – Like A Complete Unknown
- Ariana Grande – Wicked
- Felicity Jones – Der Brutalist (The Brutalist)
- Isabella Rossellini – Konklave (Conclave)
- Zoë Saldaña – Emilia Pérez
Bestes Originaldrehbuch
- Sean Baker – Anora
- Moritz Binder, Tim Fehlbaum; Alex David (Co-Autor) – September 5
- Brady Corbet, Mona Fastvold – The Brutalist
- Jesse Eisenberg – A Real Pain
- Coralie Fargeat – The Substance
Bestes adaptiertes Drehbuch
- Clint Bentley, Greg Kwedar (Drehbuch), Clint Bentley, Greg Kwedar, Clarence Maclin, John „Divine G“ Whitfield (Kurzgeschichte) – Sing Sing
- Jacques Audiard, in Zusammenarbeit mit Thomas Bidegain, Léa Mysius, Nicolas Livecchi – Emilia Pérez
- James Mangold, Jay Cocks – Like A Complete Unknown (A Complete Unknown)
- RaMell Ross, Joslyn Barnes – Nickel Boys
- Peter Straughan – Conclave
Beste Kamera
- Jarin Blaschke – Nosferatu – Der Untote (Nosferatu)
- Lol Crawley – Der Brutalist (The Brutalist)
- Greig Fraser – Dune: Part Two
- Paul Guilhaume – Emilia Pérez
- Ed Lachman – Maria
Bestes Szenenbild
- Judy Becker, Patricia Cuccia – Der Brutalist (The Brutalist)
- Nathan Crowley, Lee Sandales – Wicked
- Suzie Davies, Cynthia Sleiter – Konklave (Conclave)
- Craig Lathrop, Beatrice Brentnerová – Nosferatu – Der Untote (Nosferatu)
- Patrice Vermette, Shane Vieau – Dune: Part Two
Bestes Kostümdesign
- Lisy Christl – Conclave
- Linda Muir – Nosferatu – Der Untote (Nosferatu)
- Arianne Phillips – Like A Complete Unknown (A Complete Unknown)
- Paul Tazewell – Wicked
- Janty Yates, David Crossman – Gladiator II
Bestes Make-up und beste Frisuren
- Julia Floch Carbonel, Emmanuel Janvier, Jean-Christophe Spadaccini – Emilia Pérez
- Frances Hannon, Laura Blount, Sarah Nuth – Wicked
- Mike Marino, David Presto, Crystal Jurado – A Different Man
- Pierre-Olivier Persin, Stéphanie Guillon, Marilyne Scarselli – The Substance
- David White, Traci Loader, Suzanne Stokes-Munton – Nosferatu – Der Untote
Beste Filmmusik
- Volker Bertelmann – Conclave
- Daniel Blumberg – The Brutalist
- Kris Bowers – Der wilde Roboter (The Wild Robot)
- Clément Ducol, Camille – Emilia Pérez
- John Powell, Stephen Schwartz – Wicked
Bester Filmsong
- The Journey aus The Six Triple Eight – Musik und Text: Diane Warren
- Like a Bird aus Sing Sing – Musik und Text: Abraham Alexander, Adrian Quesada
- El Mal aus Emilia Pérez – Musik und Text: Clément Ducol, Camille und Jacques Audiard
- Mi Camino aus Emilia Pérez – Musik und Text: Clément Ducol und Camille
- Never Too Late aus Elton John: Never Too Late – Musik und Text: Elton John, Brandi Carlile, Andrew Watt, Bernie Taupin
Bester Schnitt
- Sean Baker – Anora
- Nick Emerson – Conclave
- Dávid Jancsó – The Brutalist
- Myron Kerstein – Wicked
- Juliette Welfling – Emilia Pérez
Bester Ton
- Simon Hayes, Nancy Nugent Title, Jack Dolman, Andy Nelson, John Marquis – Wicked
- Gareth John, Richard King, Ron Bartlett, Doug Hemphill – Dune: Part Two
- Erwan Kerzanet, Aymeric Devoldère, Maxence Dussère, Cyril Holtz, Niels Barletta – Emilia Pérez
- Tod A. Maitland, Donald Sylvester, Ted Caplan, Paul Massey, David Giammarco – Like A Complete Unknown (A Complete Unknown)
- Randy Thom, Brian Chumney, Gary A. Rizzo, Leff Lefferts – Der wilde Roboter (The Wild Robot)
Beste visuelle Effekte
- Eric Barba, Nelson Sepulveda-Fauser, Daniel Macarin, Shane Mahan – Alien: Romulus
- Pablo Helman, Jonathan Fawkner, Dave Shirk, Paul Corbould – Wicked
- Paul Lambert, Stephen James, Rhys Salcombe, Gerd Nefzer – Dune: Part Two
- Luke Millar, David Clayton, Keith Herft, Peter Stubbs – Better Man – Die Robbie Williams Story
- Erik Winquist, Rodney Burke, Paul Story, Stephen Unterfranz – Kingdom of the Planet of the Apes
Bester Animationsfilm
- Flow – Gints Zilbalodis, Matīss Kaža, Ron Dyens, Gregory Zalcman
- Alles steht Kopf 2 (Inside Out 2) – Kelsey Mann, Mark Nielsen
- Memoir of a Snail – Adam Elliot, Liz Kearney
- Wallace & Gromit – Vergeltung mit Flügeln (Wallace & Gromit: Vengeance Most Fowl) – Nick Park, Merlin Crossingham, Richard Beek
- Der wilde Roboter (The Wild Robot) – Chris Sanders, Jeff Hermann
Bester animierter Kurzfilm
- Beautiful Men – Nicolas Keppens, Brecht Van Elslande
- In the Shadow of the Cypress – Shirin Sohani, Hossein Molayemi
- Magic Candies – Daisuke Nishio, Takashi Washio
- Wander to Wonder – Nina Gantz, Stienette Bosklopper
- Beurk! (Yuck!) – Loïc Espuche, Juliette Marquet
Bester Kurzfilm
- A Lien – Sam Cutler-Kreutz, David Cutler-Kreutz
- Anuja – Adam J. Graves, Suchitra Mattai
- Ich bin kein Roboter (I’m Not a Robot) – Victoria Warmerdam, Trent
- The Last Ranger – Cindy Lee, Darwin Shaw
- Čovjek koji nije mogao šutjeti (The Man Who Could Not Remain Silent) – Nebojša Slijepčević, Danijel Pek
Bester Dokumentarfilm
- Black Box Diaries – Shiori Itō, Eric Nyari, Hanna Aqvilin
- No Other Land – Basel Adra, Rachel Szor, Hamdan Ballal, Yuval Abraham
- Porcelain War – Brendan Bellomo, Slava Leontyev, Aniela Sidorska, Paula DuPré Pesmen
- Soundtrack to a Coup d’Etat – Johan Grimonprez, Daan Milius, Rémi Grellety
- Sugarcane – Julian Brave NoiseCat, Emily Kassie, Kellen Quinn
Bester Dokumentar-Kurzfilm
- Death by Numbers – Kim A. Snyder, Janique L. Robillard
- I Am Ready, Warden – Smriti Mundhra, Maya Gnyp
- Incident – Bill Morrison, Jamie Kalven
- Instruments of a Beating Heart – Ema Ryan Yamazaki, Eric Nyari
- Die einzige Frau im Orchester – Molly O’Brien, Lisa Remington
Bester internationaler Film
- Emilia Pérez, Frankreich – Regie: Jacques Audiard
- Flow, Lettland – Regie: Gints Zilbalodis
- Für immer hier (Ainda estou aqui / I’m Still Here), Brasilien – Regie: Walter Salles
- Das Mädchen mit der Nadel (Pigen med nålen), Dänemark – Regie: Magnus von Horn
- Die Saat des heiligen Feigenbaums (دانهی انجیر معابد The Seed of the Sacred Fig), Deutschland – Regie: Mohammad Rasulof