Die Oscars 2018

Irgendwie ist dieses Mal wieder der Wurm drin. Im letzten Jahr habe ich die Oscars nur durch Sekundärquellen mitbekommen, weil ich keinen Fernseher hatte. Dieses Jahr steht mein Körper kurz vor dem Ausbruch einer Grippe. Die Nase läuft schon fleißig und die Halsschmerzen nerven. Naja, egal, die Vorfreude lasse ich mir nicht nehmen. Auch nicht von diesen furchtbaren ProSieben-„Modeexperten“, die noch nicht mal wissen, von welchem Designer welches Kleid ist. Auf Twitter hat sich direkt eine kleine Gruppe an Beschwerdeführern gebildet, die jedes Mal die Augen verdreht und einen Tweet abgesetzt hat, wenn Michael Michalsky und seine farblose Co-Moderatorin den blauen Ton „metallic blue“, den er übrigens auch in seiner neuen Kollektion verarbeitet hat, erwähnt. Nach einem viel zu langen Red-Carpet-Bericht, bei dem sich Steven Gätjen gefühlt zwanzig Mal darüber aufgeregt hat, dass er nicht genügend Interviewpartner vor die Linse bekommen hat, geht es endlich los.

Clip: © Youtube/Jimmy Kimmel Live!

Jimmy Kimmel verweist auf den Umschlagsfehler im letzten Jahr und gibt den nicht ganz ernstgemeinten Rat: „This year when you hear your name called, don’t get up right away.“ Auffällig war dann doch, dass sich viele Preisträger und Nominierte in der ersten Hälfte der Veranstaltung sehr zurückhielten mit politischen Aussagen. Lupita Nyong’o und Kumail Nanjiani  machten auf das Schicksal von Einwanderern aufmerksam, das COCO-Ensemble dankte Mexiko, es gab einen → Clip über Wertschätzung von Vielfalt im Kino. Ansonsten hielten sich aber die meisten zurück. Auch Gastgeber Jimmy Kimmel überraschte lieber Kinogänger, die am Abend der Oscars lieber A WRINKLE IN TIME im Kino sehen wollten. Schon irgendwie komisch, dass ausgerechnet Ava DuVernay, die Regisseurin des Films, nicht beim Überraschungsbesuch mitkam.

Clip: © Youtube/Jimmy Kimmel Live!

Größte Überraschung war wohl der Oscar für „Remember me“. „This is me“ ging leer aus trotz einer emotionalen Darbietung von Keala Settle. Leider wurde ich das Gefühl nicht los, dass sich die ganzen Sänger auf der Bühne schlecht gehört haben und ihre Auftritte weitestgehend vergeigt haben und ihre Lieder nicht ideal performen konnten. Apropos Performen und Emotionen: Wohl die emotionalste Dankesrede kam gegen Ende von Frances McDormand. Sie forderte Geldgeber auf, Drehbuchautorinnen und Regisseurinnen zu finanzieren um auch ihre Geschichten im Kino abbilden zu können.

Clip: © Youtube/ABC Television Network

Nominierte und Gewinner
Bester Film

Call Me by Your Name – Peter Spears, Luca Guadagnino, Emilie Georges und Marco Morabito
Die dunkelste Stunde (Darkest Hour) – Tim Bevan, Eric Fellner, Lisa Bruce, Anthony McCarten, Douglas Urbanski
Dunkirk – Emma Thomas und Christopher Nolan
Get Out – Sean McKittrick, Jason Blum, Edward H. Hamm Jr. und Jordan Peele
Lady Bird – Scott Rudin, Eli Bush und Evelyn O’Neill
Der seidene Faden (Phantom Thread) – JoAnne Sellar, Paul Thomas Anderson, Megan Ellison und Daniel Lupi
The Shape of Water – Guillermo del Toro und J. Miles Dale
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri – Graham Broadbent, Pete Czernin, Martin McDonagh
Die Verlegerin – Amy Pascal, Steven Spielberg und Kristie Macosko Krieger

Beste Regie

Christopher Nolan – Dunkirk
Jordan Peele – Get Out
Greta Gerwig – Lady Bird
Paul Thomas Anderson – Der seidene Faden (Phantom Thread)
Guillermo del Toro – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers

Bester Hauptdarsteller

Timothée Chalamet – Call Me by Your Name
Daniel Day-Lewis – Der seidene Faden (Phantom Thread)
Daniel Kaluuya – Get Out
Gary Oldman – Die dunkelste Stunde (Darkest Hour)
Denzel Washington – Roman J. Israel, Esq.

Beste Hauptdarstellerin

Sally Hawkins – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Frances McDormand – Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Margot Robbie – I, Tonya
Saoirse Ronan – Lady Bird
Meryl Streep – Die Verlegerin (The Post)

Bester Nebendarsteller

Willem Dafoe – The Florida Project
Woody Harrelson – Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Richard Jenkins – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Christopher Plummer – Alles Geld der Welt (All the Money in the World)
Sam Rockwell – Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Beste Nebendarstellerin

Mary J. Blige – Mudbound
Allison Janney – I, Tonya
Lesley Manville – Der seidene Faden (Phantom Thread)
Laurie Metcalf – Lady Bird
Octavia Spencer – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers

Bestes adaptiertes Drehbuch

James Ivory – Call Me by Your Name
Scott Neustadter und Michael H. Weber – The Disaster Artist
Scott Frank, James Mangold und Michael Green – Logan
Aaron Sorkin – Molly’s Game
Virgil Williams und Dee Rees – Mudbound

Bestes Originaldrehbuch

Emily V. Gordon und Kumail Nanjiani – The Big Sick
Jordan Peele – Get Out
Greta Gerwig – Lady Bird
Guillermo del Toro und Vanessa Taylor – Shape of Water
Martin McDonagh – Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Beste Kamera

Roger Deakins – Blade Runner 2049
Bruno Delbonnel – Die dunkelste Stunde (Darkest Hour)
Hoyte van Hoytema – Dunkirk
Rachel Morrison – Mudbound
Dan Laustsen – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers

Bestes Szenenbild

Sarah Greenwood und Katie Spencer – Die Schöne und das Biest
Dennis Gassner und Alessandra Querzola – Blade Runner 2049
Sarah Greenwood und Katie Spencer – Die dunkelste Stunde (Darkest Hour)
Nathan Crowley und Gary Fettis – Dunkirk
Paul Denham Austerberry, Shane Vieau und Jeffrey A. Melvin – Shape of Water

Bestes Kostümdesign

Jacqueline Durran – Die Schöne und das Biest (Beauty and the Beast)
Jacqueline Durran – Die dunkelste Stunde (Darkest Hour)
Mark Bridges – Der seidene Faden (Phantom Thread)
Luis Sequeira – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Consolata Boyle – Victoria & Abdul

Beste Filmmusik

Hans Zimmer – Dunkirk
Jonny Greenwood – Der seidene Faden (Phantom Thread)
Alexandre Desplat – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
John Williams – Star Wars: Die letzten Jedi (Star Wars: The Last Jedi)
Carter Burwell – Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Bester Filmsong

„Mystery of Love“ aus Call Me by Your Name –  Sufjan Stevens
„Remember Me“ aus Coco – Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez
„This Is Me“ aus Greatest Showman – Benj Pasek und Justin Paul
„Stand Up for Something“ aus Marshall – Common und Diane Warren
„Mighty River“ aus Mudbound – Mary J. Blige, Raphael Saadiq und Taura Stinson

Bestes Make-up und beste Frisuren

Kazuhiro Tsuji, David Malinowski und Lucy Sibbick – Die dunkelste Stunde 
Daniel Phillips und Lou Sheppard – Victoria & Abdul
Arjen Tuiten – Wunder (Wonder)

Bester Schnitt

Paul Machliss und Jonathan Amos – Baby Driver
Lee Smith – Dunkirk
Tatiana S. Riegel – I, Tonya
Sidney Wolinsky – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Jon Gregory – Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Bester Ton

Julian Slater, Tim Cavagin und Mary H. Ellis – Baby Driver
Ron Bartlett, Doug Hemphill und Mac Ruth – Blade Runner 2049
Mark Weingarten, Gregg Landaker und Gary A. Rizzo – Dunkirk
Christian Cooke, Brad Zoern und Glen Bauthier – Shape of Water
David Parker, Michael Semanick, Ren Klyce und Stuart Wilson – Star Wars: Die letzten Jedi

Bester Tonschnitt

Julian Slater – Baby Driver
Mark A. Mangini und Theo Green – Blade Runner 2049
Richard King und Alex Gibson – Dunkirk
Nathan Robitaille und Nelson Ferreira – Shape of Water
Matthew Wood und Ren Klyce – Star Wars: Die letzten Jedi

Beste visuelle Effekte

John Nelson, Gerd Nefzer, Paul Lambert, Richard R. Hoover – Blade Runner 2049
Christopher Townsend, Guy Williams, Jonathan Fawkner und Dan Sudick – Guardians of the Galaxy Vol. 2
Stephen Rosenbaum, Jeff White, Scott Benza, Mike Meinardus – Kong: Skull Island
Joe Letteri, Daniel Barrett, Dan Lemmon, Joel Whist – Planet der Affen: Survival
Ben Morris, Mike Mulholland, Neal Scanlan, Chris Corbould – Star Wars: Die letzten Jedi

Bester Animationsfilm

The Boss Baby – Tom McGrath und Ramsey Ann Naito
The Breadwinner – Anthony Leo und Nora Twomey
Coco – Lebendiger als das Leben!  – Darla K. Anderson und Lee Unkrich
Ferdinand – Geht STIERisch ab! – Carlos Saldanha und Lori Forte
Loving Vincent – Dorota Kobiela, Ivan Mactaggart und Hugh Welchman

Bester animierter Kurzfilm

Dear Basketball – Glen Keane und Kobe Bryant
Garden Party – Victor Caire und Gabriel Grapperon
Lou – Dave Mullins und Dana Murray
Negative Space – Max Porter und Ru Kuwahata
Es war einmal … nach Roald Dahl (Revolting Rhymes) – Jakob Schuh und Jan Lachauer

Bester Kurzfilm

DeKalb Elementary – Reed Van Dyk
The Eleven O’Clock – Derin Seale und Josh Lawson
My Nephew Emmett – Kevin Wilson, Jr.
The Silent Child – Chris Overton und Rachel Shenton
Watu Wote – All of us – Katja Benrath und Tobias Rosen

Bester Dokumentarfilm

Abacus: Small Enough to Jail – Steve James, Mark Mitten und Julie Goldman
Augenblicke: Gesichter einer Reise (Visages Villages) – Agnès Varda, JR und Rosalie Varda
Ikarus (Icarus) – Bryan Fogel und Dan Cogan
Die letzten Männer von Aleppo (آخر الرجال في حلب) – Feras Fayyad, Kareem Abeed und Søren Steen Jespersen
Strong Island – Yance Ford und Joslyn Barnes

Bester Dokumentar-Kurzfilm

Edith+Eddie – Laura Checkoway und Thomas Lee Wright
Heaven Is a Traffic Jam on the 405 – Frank Stiefel
Heroin(e) – Elaine McMillion Sheldon und Kerrin Sheldon
Knife Skills – Thomas Lennon
Traffic Stop – Kate Davis und David Heilbroner

Bester fremdsprachiger Film

Eine fantastische Frau (Una mujer fantástica) – Chile, Regie: Sebastián Lelio
The Insult (قضية رقم ٢٣) – Libanon, Regie: Ziad Doueiri
Körper und Seele (Testről és lélekről) – Ungarn, Regie: Ildikó Enyedi
Loveless (Нелюбовь) – Russland, Regie: Andrei Swjaginzew
The Square – Schweden, Regie: Ruben Östlund

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