Was soll ich sagen? Ja, die ganzen Filmpreisverleiher haben Recht. Frances McDormand verdient Lob und Anerkennung und ganz viele goldene Statuetten. Ihre Rolle in THREE BILLBOARDS ist einfach nur oscarverdächtig. Die Geschichte der drei Reklametafeln von Regisseur und Drehbuchautor Martin McDonagh (SEVEN PSYCHOPATHS) spielt in einem beschaulichen kleinen US-Städtchen.
In Ebbing, Missouri kennt man sich. Vor Monaten hatte es einen furchtbaren Mord gegeben. Die Tochter von Mildred Hayes (Frances McDormand) ist auf Nachhauseweg ermordet und vergewaltigt worden. Die Aufklärung des Falles kommt absolut nicht voran. Mildred mietet bei der lokalen Werbeagentur drei Werbetafeln an einer selten befahrenen Straße. Auf diesen prangert sie die örtliche Polizei, namentlich den Sheriff Bill Willoughby (Woody Harrelson), an. Daraufhin unterteilt sich das Städtchen in Befürworter und Gegner. Zu letzteren gehört Willoughbys Protégé Officer Jason Dixon (Sam Rockwell), der lieber Musik hört als den Fall aufzuklären. Auch das Leben der Hayes ist im Umbruch. Während Sohn Robbie (Lucas Hedges) einfach nur sein Leben weiterleben möchte, tröstet sich Ex-Ehemann Charlie (John Hawkes) mit seiner 19-jährigen Freundin.
Komplexer Neo-Western
Was für eine Tour de Force! McDonaghs Rachedrama ist ein vielschichtiger Neo-Western, der die Aktion-Reaktion-Kette auf die Spitze treibt. Aufgrund der einzelnen Entscheidungen entwickelt sich die Geschichte immer in eine andere Richtung. Die Figuren sind vielschichtig und selbst die Nebenrollen sind keine reinen Statisten. Mich erinnerte die Erzählweise sehr an GAME OF THRONES: keiner ist perfekt, jeder hat Schwächen und jeder spielt seine Trümpfe aus. Da passt Peter Dinklage, der in einer Nebenrolle dabei ist, gut ins Bild.
Das Drehbuch von Martin McDonagh ist so gut, dass der Film auch einer Zweit- oder Drittsichtung locker standhalten kann. Definitiv ist THREE BILLBOARDS ein Film, den man sich in die heimische DVD-Sammlung stellen sollte, denn ich bezweifle, dass dieser Film jemals auch nur in Ansätzen „schlecht wird“. Der schwarze Humor ist pointiert eingesetzt. Die Charakterzeichnung ist so gelungen, dass man hinterher mit allen Figuren – seien es Hauptrollen oder Nebenrollen – mitfühlt und deren Motivation nachvollziehen kann. Das sollte zwar eigentlich eine Selbstverständlichkeit in jedem Film sein, aber nachdem das so oft nicht der Fall ist, muss ich das unbedingt noch lobend erwähnen.
Schauspielerisch ein Hochgenuss
Ich könnte Stunden damit verbringen, die schauspielerischen Leistungen in diesem Film zu loben. Da wäre natürlich Frances McDormand, die momentan jeden Schauspielpreis abräumt, bei dem sie nominiert ist. Zu Recht. Diese Wucht, die Wut, den Zynismus ihrer Figur: man fühlt sich von dieser Hauptfigur regelrecht erschlagen. Das ist allerdings im positiven Sinne gemeint. Passend dazu steht ihr Sam Rockwell als unreifes, rassistisches Muttersöhnchen gegenüber.
Sam Rockwell – ja, was soll ich zu ihm sagen? Absolut irre. Absoluter Wahnsinn, was er hier abliefert. Ich habe Dixon lange Zeit des Films für ein Arschloch gehalten. Am Filmende hatte ich ein kleines bißchen Respekt für ihn und fand ihn auch insgesamt weniger „arschig“. Das muss man erstmal schaffen. Und dann wäre da noch Woody Harrelson, der zwischen den zankenden Parteien zu vermitteln versucht. Er ist der Ruhepol in all dem Chaos. Sobald der Ruhepol fehlt, geht alles drunter und drüber. Rockwell und Harrelson sind beide für einen Oscar in der Bester Nebendarsteller-Kategorie nominiert und ich würde beiden den Preis gönnen. Naja, wenn ich ganz ehrlich bin, sollte er an Rockwell gehen, schließlich fliegt der schon viel zu lange unter dem Radar und eine Oscar-Nominierung würde ihn definitiv bekannter machen. Der Film ist nahezu perfekt. Mini-Abzug gibt’s für den Bohrer im Zahnarzt-Fingernagel. Mich schüttelt es noch, wenn ich nur dran denke. Davon abgesehen: absolute Sehempfehlung für THREE BILLBOARDS! Große Emotionen. Großes Schauspiel. Großes Kino.
5.5/6 bzw. 9.5/10
Trailer: © FoxKino
Sam Rockwell fand ich auch einfach nur großartig. Hammer, wie er spielt. Aber auch Woody Harrelson war extrem stark und und und – der ganze Cast ist perfekt abgestimmt auf diese Dialoge und diesen Film. Allein das macht den Film schon wirklich extrem sehenswert.
Wie schon bei mir erwähnt: Ich finde, das Ende schwächelt in meinen Augen ein bisschen, aber es ist trotzdem ein toller Film 🙂
Ja, der ist wirklich gelungen. Ich mochte vor allem diese Balance zwischen humoristischen und dramatischen Einlagen, die eigentlich immer genau auf den Punkt waren. Und Sam Rockwell? No words! Just great.