Simon Stone hat bei mir einen großen Stein im Brett. Daher verfolge ich auch ziemlich aufmerksam, was es Neues von ihm gibt. Oder eben nicht. Denn wegen seinem neusten Film fiel in München doch glatt → eine Theaterpremiere aus. Stone bekam nämlich überraschend THE DIG finanziert, der auf wahren Begebenheiten basiert. Kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges heuert die reiche Witwe Edith Pretty (Carey Mulligan) den Ausgräber Basil Brown (Ralph Fiennes) an. Er soll die Hügel auf ihrem Landsitz in der Grafschaft Suffolk untersuchen. Basil beginnt mit wenigen Mitstreiter einen der Hügel abzutragen und findet ein angelsächsisches Bootsgrab. Bald bekommen Pretty und Brown Besuch von interessierten Bürgern, der Presse, aber auch vom British Museum. Verschiedene Interessen treffen aufeinander und kurz darauf bricht auch noch der Krieg aus.
Man kriegt, was man erwartet
Allein das Titelbild, die in warmes Sonnenlicht getauchte Carey Mulligan, macht schon deutlich, was man zu erwarten hat. Alles an THE DIG schreit „Ich bin ein Biopic“: historische, aber → fiktional ergänzte, Story, hochrangige Schauspielriege, schöne Landschaftsbilder. Insbesondere mit Letzteren hatte ich im letzten Drittel meine Schwierigkeiten, da sich die schönen, durchkomponierten Bilder nach einer Weile wiederholen und damit abnutzen. Das was auf der Bildebene „zu viel“ gemacht wurde, wurde insbesondere beim Score zu wenig gemacht. Ich weiß nicht genau, warum mir das in diesem Fall so negativ aufgefallen ist (vielleicht, weil ich ja selbst auch komponiere), aber es ist einfach ein liebloses Klaviergeklimpere, bei dem sich Tonfolgen solange wiederholen, bis man sie nicht mehr hören kann.
Gradliniges Biopic mit starkem Schauspiel
Aber ich will nicht nur schimpfen, denn so furchtbar ist der Film auch gar nicht. Die Geschichte wird zwar gradlinig, aber durchaus spannend erzählt. Von Basil Brown, Edith Pretty und ihren Mitstreitern habe ich vorher noch nie etwas gehört und allein die Tatsache, dass ich hinterher nochmal nachrecherchiert habe, welche im Film gezeigten Angaben tatsächlich der Wahrheit entsprechen, zeigt, dass der Film durchaus neugierig macht und unterhält. Das Ensemble spielt erwartungsgemäß erstklassig, wobei sich natürlich Ralph Fiennes und Carey Mulligan rollenbedingt ein bißchen in den Vordergrund spielen. Die Kamera bleibt auch immer nah am Geschehen. Auch wenn der Krieg thematisiert wird, beschränkt sich der Film nicht „auf das große Ganze“, sondern fokussiert sich auf die Auswirkungen des Krieges auf die Ausgrabungen und die Menschen, die daran beteiligt sind.
DIE AUSGRABUNG (OT: THE DIG) ist seit 29.01.2021 auf Netflix verfügbar.
4.5/6 bzw. 7.5/10
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