Phèdre (OmU, 2009)

Auch an diesem Wochenende habe ich mein NTatHome-Abo wieder genutzt und dieses Mal stand PHÈDRE auf dem Programm. Die Geschichte kannte ich bislang nicht. In Abwesenheit des Königs Theseus (Stanley Townsend) gesteht seine Ehefrau Phèdre (Helen Mirren) ihrer Amme Oenone (Margaret Tyzack) ihre Liebe zu Hippolytus (Dominic Cooper), einem Sohn Theseus‘ und der Amazonenkönigin Antiope. Schließlich gesteht sie auch Hippolytus selbst ihre Liebe. Als Theseus unerwartet wieder auftaucht, möchte Phèdre verhindern, dass Hippolytus seinem Vater vom Liebesgeständnis erzählt. Daher behauptet die Amme, Hippolytus habe versucht, Phèdre zu vergewaltigen. Theseus verflucht Hippolytus und wendet sich an Neptun, der seinen Sohn töten soll.

Szenenbild aus PHÈDRE - Atricia (Ruth Negga) und Hippolytus (Dominic Cooper) - © Catherine Ashmore
Atricia (Ruth Negga) und Hippolytus (Dominic Cooper) – © Catherine Ashmore

Die Queen und die Amme

Auch wenn man das eigentlich nicht mehr dazuschreiben müsste, aber Helen Mirren spielt hier wieder mal eine grandiose, innerlich zerrissene Königinnenrolle. Die Diskrepanz zwischen dem eigenen Verlangen als Privatperson und dem gesellschaftlichen und machtpolitischen Status als Königin kitzelt sie gut heraus. Mal hat man Mitleid mit ihr, mal ist man entsetzt von den plötzlichen Stimmungsschwankungen. Nicht, dass mich das überrascht hätte, aber sie spielt fantastisch. Der begehrte Prinz ist großartig mit Dominic Cooper besetzt, der die Irritation über das Verhalten von Phèdre und das Entsetzen über das Fehlurteil von Theseus solide verkörpert. Doch Letztenendes sind es die Frauen, die im Stück dominieren. Hervorzuheben ist auch Margaret Tyzack als trickreiche Stippenzieherin, die aus guter Absicht heraus ihrer Herrin hilft, aber letzten Endes für noch mehr Unfrieden im Königshaus sorgt.

Szenenbild aus PHÉDRE - Hippolytus (Dominic Cooper) und Phédre (Helen Mirren) - © Tristam Kenton/The Guardian
Hippolytus (Dominic Cooper) und Phédre (Helen Mirren) – © Tristam Kenton/The Guardian

Griechische Kulisse

Dass die Handlung im alten Griechenland spielt, lässt sich direkt durch das minimalistische Bühnenbild erahnen. Links und mittig besteht die Bühne aus einer hohen, ockerfarbener Höhle und rechts einer mit blauem Licht angestrahlten Leinwand, die das Meer symbolisiert. Auf der Bühne stehen ansonsten nur ein paar Stühle. Requisiten gibt es wenig. Trotzdem funktioniert das Stück ausgesprochen gut. Der Zuschauer konzentriert sich so auf das Wesentliche. Nicholas Hytner (A MIDSUMMER NIGHT’S DREAM) und Co-Regisseur Robin Lough liefern hier ein solides, vielleicht manchmal auch etwas zu gradliniges Drama auf die Bühne.

PHÈDRE ist momentan (Stand: Januar 2021) im Streamingangebot des National Theatre London (→ NTatHome) enthalten. Es ist möglich, englische Untertitel zuzuschalten, wenn man das möchte.

4.5/6 bzw. 8/10

Trailer: © NT Live

1 thoughts on “Phèdre (OmU, 2009)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert