La La Land (O, DA, 2016)

In jüngster Zeit wurde kein Film derart mit Lob überschüttet wie LA LA LAND, der zweite Spielfilm von Damien Chazelle.  Er ist eine Verbeugung vor den klassischen Musicals wie SINGIN‘ IN THE RAIN (1952) und gleichzeitig modern und zeitlos. LA LA LAND handelt von der aufstrebenden Schauspielerin Mia (Emma Stone), die in Los Angeles ein unsicheres Leben zwischen ihrem Nebenjob als Barrista und regelmäßigen Vorsprechen führt. Durch Zufall trifft sie auf den Jazzpianisten Sebastian (Ryan Gosling), der davon träumt als Musiker die Menschen für traditionellen Jazz zu begeistern. Sebastian arbeitet in einem Club, schert sich aber nicht um Konventionen und bricht während seiner Arbeit immer wieder aus. Sein Boss (J. K. Simmons) feuert ihn schließlich. Mia und Sebastian verlieben sich und werden ein Paar. Doch bald wird die Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Sebastian bekommt einen Job in der Band seines Freundes Keith (John Legend). Der hat allerdings eine völlig andere Vorstellung von Jazz und die Tour der Band reist Sebastian und Mia räumlich auseinander. Sebastian steht zwischen den Stühlen, zwischen seinem eigenen Ideal von Jazzmusik und dem kommerziellen Erfolg. Doch auch Mia steht bald vor dem gleichen Problem.

Damien Chazelles fulminante Eröffungsnummer "Traffic" - © Studiocanal
Damien Chazelles fulminante Eröffungsnummer „Traffic“ – © Studiocanal
Das „La“ im Titel

Bereits der Titel ist dreideutig. Zum einen gibt das „La La“ im Titel einen Hinweis auf das Genre, nämlich das Musical. Auf der anderen Seite deutet es auch auf den Ort des Geschehens hin: Los Angeles, L.A. Und last but not least klingt der Titel nach einem märchenhaften Land, ein Paralleluniversum, in dem sich die Tagträumer aufhalten. Hollywood als Traumfabrik, aber auch als Ort, an dem Freud und Leid, Erfolg und Frustration nahe beieinander liegen. Da geht die erfolgreiche Schauspielerin im Coffee Shop um die Ecke ihren Kaffee abholen um dort von Barrista Mia, der aufstrebenden Schauspielerin, bedient zu werden. Damien Chazelle porträtiert Los Angeles als Ort der Sehnsüchte und Hoffnungen. Durch den gesamten Film zieht sich daher eine gewisse Romantisierung, aber auch Melancholie. In der letzten Szene wird noch einmal die gesamte Filmhandlung neu erzählt – ein klassisches „Was wäre gewesen, wenn…“-Szenario. Die meisten Filme legen großen Wert darauf, dass der Zuschauer möglichst wenig davon merkt, dass er gerade einen Film schaut. Damien Chazelle geht da einen anderen Weg und erinnert mit seiner Überhöhung und den knalligen Farben ein wenig an Wes Anderson.

Sebastian (Ryan Gosling) und Mia (Emma Stone) – © Studiocanal
Handwerklich erste Sahne

Die Kamera von  Linus Sandgren gleitet mühelos in einzigartigen Plansequenzen durch die tanzende Menge hindurch. In ausgewählten Szenen sind die Kameraschwenks etwas schnell, sodass die Augen nicht ganz mitkommen, aber optisch ist es wirklich ein Fest. Auch der inzwischen mehrfach ausgezeichnete Soundtrack von Justin Hurwitz, der bereits für den Soundtrack von Chazelles Erstlingswerk WHIPLASH verantwortlich war,  geht auch Tage und Wochen nach dem Kinobesuch nicht mehr aus dem Ohr. (Ich habe mich schon mehrfach dabei ertappt, die Melodien von „City of Stars“ oder „Another Day of Sun“ zu summen.) Hurwitz‘ jazziger Soundtrack ist einfach zeitlos und wird sicherlich auch noch in Zukunft ein begeistertes Publikum haben. Auch wenn Emma Stone und Ryan Gosling sicherlich nicht die besten Sänger und Tänzer sind, wirkt gerade diese manchmal etwas ungelenke Art ungemein sympathisch. Nach sieben Golden-Globes-Nominierungen und ebenso vielen Gewinnen gilt LA LA LAND als klarer Favorit für die Oscars 2017. Völlig verdient.

5.5/6 bzw. 9.5/10

Titelbild und Trailer: © Studiocanal Germany

18 thoughts on “La La Land (O, DA, 2016)

  1. Diese Besprechung ist mir zu distanziert, zu routiniert und folgt dem Credo „gesehen, besprochen und abgehakt“.
    Was viel zu kurz kommt: Was empfindest DU? Was konkret hat der Film in DIR angesprochen? Wie reflektierst Du das Genre, den Film, vor dem filmhistorischen Hintergrund einerseits und DEINER eigenen Sozialisation andererseits?
    Das wäre interessant zu lesen … .

    1. Danke für dein konstruktives Feedback. Zu meiner Empfindung: Ich saß in meinem Kinosessel und war einfach nur glücklich. Es ist schwer das Gefühl in Worte zu fassen. Ich mag Jazzmusik sehr gerne, also war ich dem Film gegenüber von vornherein schonmal positiv eingestellt. Der Kontrast aus dem heutigen Hollywood und der „altmodischen“ Musik hatte auch was. Was das Genre betrifft, da habe ich wahrscheinlich noch zu wenig Musicals gesehen um eine fachkundige Meinung abzugeben. Mein bisheriger Eindruck ist aber, dass das Musical ein sehr schweres Filmgenre ist. Ich kenne nur sehr gute Musicals oder sehr schlechte (z.B. MAMMA MIA), mit anderen Worten: das Musical ist für mich der klassische „Love it or hate it“-Film. Entweder das Gesamtkonzept geht auf oder es geht ziemlich in die Hose.

  2. „(…) Ich saß in meinem Kinosessel und war einfach nur glücklich. Es ist schwer das Gefühl in Worte zu fassen. Ich mag Jazzmusik sehr gerne, also war ich dem Film gegenüber von vornherein schonmal positiv eingestellt (…).“

    1. Dann haben der Regisseur, das Ensemble und die Drehbuchautoren mit dem, was sie Dir vermitteln wollten „alles richtig gemacht“. Das ist genau das, was die Bilder erreichen sollen und wollen. Du hast das sehr gut beschrieben.

    2. So ist es. Es ist schwer genau zu beschreiben, in Worte zu fassen, warum man etwas mag. Stanley Kubrick hat genau zu dem Thema einmal gesagt, dass man sich nicht dazu genötigt fühlen soll zu erklären, WARUM man etwas mag, es würde ausreichen, DASS man es mag. Dem würde ich zustimmen, weil es psychologisch sehr viele Gründe hat, derer man nicht gewahr ist, Vieles passiert unbewusst.

    3. Sehr interessanter 3. Satz. Du „siehst“: Deine Erwartung war von vornherein positiver Natur. „Ich … das, ALSO … .“ Es ist immer ein Spiel mit Erwartungen, aber auch mit der Voreingenommenheit. Mich würde in diesem Zusammenhang interessieren: Welche Art Jazz hast Du bisher gehört und warum magst Du ihn?

    1. Ich habe keine ganzen Alben und bin auch kein Fan von bestimmten Künstlern, wobei, wenn es ein neues Album von Norah Jones gibt, dann höre ich immer rein. Ansonsten stolpere ich eher durch Zufall auf Jazzsänger über einzelne Lieder, die ich toll finde. Die üblichen Verdächtigen 😉 – abgesehen von Norah – heißen Diana Krall, Melody Gardot, Louis Armstrong, Ella Fitzgerald oder Roberta Flack.

      1. Grossartig! Das sind doch alles Künstler, die es „wert“ sind zu hören. Bewundernswert genug, dass Du Jazz überhaupt hörst. Danke für die Antwort. Ich bin gespannt auf La La Land. Mal sehen, wie meine Bewertung ausfallen wird. Emma Stone finde ich (im Trailer) sehr sehr charming! Ryan Gosling hat mich bislang noch nicht überzeugen können. Wir werden sehen, sprach der Blinde … .

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert