Es gibt nichts Schlimmeres für einen Filmemacher, wenn ein Kinozuschauer auf die Uhr schaut. Die Steigerung hiervon ist eigentlich nur noch in der Sneak Preview zu sitzen und einen Film zu sehen, bei dem man die Laufzeit nicht kennt und trotzdem auf die Uhr zu schauen. So geschehen am vorletzten Freitag. Der Film, der gezeigt wurde, war THE BEACH BUM und er ist grottig. Der Film handelt vom Lebenskünstler Moondog (Matthew McConaughey), der zwar ein poetisches Genie ist, aber eigentlich nur Frauen und Drogen im Kopf hat. Seine schöne und wohlhabende Frau Minnie (Isla Fisher) finanziert dessen “Mein Leben ist eine Party”-Lebensstil und ist auch selbst kein Kind von Traurigkeit. Weder Moondog noch Minnie nehmen ihr Ehegelübde wirklich ernst. So hat Minnie eine Affäre mit dem Freund der Familie Lingerie (Snoop Dogg). Bei einem Autounfall kommt Minnie ums Leben. In ihrem Testament verfügt sie, dass Moondog nur dann etwas von ihrem Erbe erhält, wenn er innerhalb eines Jahres sein seit vielen Jahren geplantes Buch vollendet. Auf der Suche nach Inspiration trifft Moondog auf skurrile Gestalten.
Cineastischer Fiebertraum
Der zweite Film von Harmony Korine konnte mich trotz eines grandiosen Ensembles so gar nicht begeistern. Matthew McConaughey, inzwischen Oscar-Gewinner, genoss wohl sichtlich hier mal so richtig auf die Kacke hauen zu dürfen. Snoop Dogg reiht sich mühelos in die Besetzungsliste ein. Wenn man die Inhaltszusammenfassung liest, erkennt man schnell, warum der Rapper ausgerechnet in diesem Film eine so prägnante Rolle spielt. Es dreht sich alles nur um Frauen, Sex, Drogen und das süße Luxusleben. Alles ist daher “einen Tick zu überdreht”. Und am Anfang des Films findet man diese abgedrehte Gang, die in einem völlig anderen Kosmos unterwegs ist, noch spannend. Doch mit der Zeit werden die gleichen Muster wiederholt. Eine Charakterentwicklung ist bei keiner der Figuren zu erkennen. Einsicht oder irgendeine Form von Läuterung passiert auch nicht. Im Grunde reicht es, den Trailer anzusehen.
Wenig Überraschungen
So richtig viele Überraschungen darf man hier nicht erwarten. Meine persönliche Entdeckung war Stefania LaVie Owen, die als Tochter von Moondog und Minnie nur wenige Momente zum Glänzen bekommt. In denen überzeugt sie aber durch eine schon fast altersweise, abgeklärte Sprache gepaart mit unbändigem Selbstbewusstsein. Eine andere Überraschung war tatsächlich Zac Efron. Der spielt den jungen Flicker, der zusammen mit Moondog aus der Entzugsklinik abhaut, und einen “gestreiften Bart” trägt (anders kann ich es gar nicht beschreiben, im Trailer sieht man es kurz). Diese Figur hat echt wenig mit dem ehemaligen Disney-Posterboy aus HIGH SCHOOL MUSICAL zu tun und das war sicher auch die Absicht hinter dieser Rollenauswahl. Ansonsten plätschert die Geschichte vor sich hin. Es ist langweilig. Wer diesen Film unbedingt sehen möchte, sollte auf die Heimkino-Auswertung bzw. die Free-TV-Premiere warten. Das Eintrittsgeld für’s Kino kann man sich sparen.
2/6 bzw. 3/10
Harmonie Korine ist auch ein merkwürdiger Filmemacher. Der einzige Film, den ich von ihm kenne, ist Spring Breakers und der war schon sehr eigenwillig, um es mal nett zu formulieren. Was ich über seine ganzen anderen Filme so gehört habe, klingt nicht viel besser. Deswegen werde ich um den Beach Bum auch einen großen Umweg machen
Ja, tu‘ das. Du wirst nichts verpassen.