Trumbo (OmU, 2015)

In den letzten Jahren nehmen die Geschichten über das Filmemachen bzw. das Schwelgen in vergangenen Zeiten zu. Filme wie HAIL, CASEAR! und TRUMBO lassen zudem die panische Angst der amerikanischen Filmindustrie vor dem Kommunismus wieder aufleben. In den 1940er Jahren könnte es für Dalton Trumbo (Bryan Cranston) gar nicht besser laufen. Trumbo gehört zu den gefragtesten Drehbuchautoren Hollywoods und kann durch seine Arbeit seine Frau Cleo (Diane Lane) und die drei Kinder gut versorgen. Trumbo ist Mitglied in der Kommunistischen Partei und gerät damit bald ins Visier von Politikern, die Angst davor haben, dass die USA durch Russland unterwandert wird. Nach seiner Weigerung 1947 vor dem  → „Komitee für unamerikanische Umtriebe“ auszusagen, landet Trumbo nicht nur elf Monate hinter Gittern, sondern wird auch noch auf Hollywoods schwarze Liste gesetzt und bekommt somit Berufsverbot. Um seine Familie weiterhin ernähren zu können, beginnt Trumbo unter Pseudonymen weiterzuarbeiten. Er feiert weitere Erfolge und gewinnt sogar einen Oscar. Doch bald kommt die gefürchtete Kolumnistin Hedda Hopper (Helen Mirren) hinter das Versteckspiel und möchte Trumbo auffliegen lassen. Fast zeitgleich kommt der junge Kirk Douglas (Dean O’Gorman) auf Trumbo zu und bittet ihn einen Sandalenfilm namens SPARTACUS zu schreiben.

Hedda Hopper (Helen Mirren) setzt Trumbo (Bryan Cranston) unter Druck – © Universal
Oscarbait-Alarm

Am Ende ist TRUMBO doch nur eines dieser typischen Biopics. Ein klassischer Oscarbait. Auch wenn das jetzt vielleicht recht negativ klingt, TRUMBO ist schauspielerisch wirklich große Klasse. Die Rollen sind herausragend besetzt und Bryan Cranston war nicht umsonst einige Male für prestigeträchtige Filmpreise nominiert. Cranston spielt Trumbo als Workaholic, als talentierten Schreiber, der zwischen Zigarettenrauch und Badewasser schlechte Drehbücher in passable und passable Drehbücher in großartige verwandelt. Auch Helen Mirren als die berüchtigte Klatschreporterin Hedda Hopper sorgt nicht nur mit ihren auffälligen Kostümen für zahlreiche Hingucker-Momente. Jay Roach zeigt, wie Trumbo, der eigentlich auf der schwarzen Liste stand und eigentlich nicht hätte arbeiten dürfen, durch seine Arbeit seine Familie über Wasser halten und gleichsam das System der schwarzen Liste untergraben konnte. „The blacklist was a time of evil. No one on either side who survived it came through untouched by evil. There was bad faith and good, honesty and dishonesty, courage and cowardice, selflessness and opportunism, wisdom and stupidity, good and bad on both sides. It will do no good to search for villains or heroes or saints or devils because there were none; there were only victims.” gab Dalton Trumbo 1971 in seiner Dankesrede anlässlich einer Auszeichnung für sein Lebenswerk an. Auch dieses Zitat hat es in den Film geschafft.

Kirk Douglas (Dean O’Gorman) – © Paramount Pictures Germany

Die Entdeckung des Films war für mich aber der neuseeländische Schauspieler Dean O’Gorman, der ohne Bartbewuchs (in der HOBBIT-Reihe) tatsächlich aussieht wie der junge Kirk Douglas. Und trotz der großartigen Schauspielriege bleibt die Geschichte doch irgendwie schwach. Es ist schon fast ironisch, dass ein Film über einen zweimaligen Oscargewinner für „Bestes Drehbuch“ ausgerechnet mit Schwächen im Drehbuch zu kämpfen hat. Das liegt nicht einmal zu sehr daran, dass die Handlung manchmal etwas rührselig daherkommt; es ist die generelle Aufmachung. Die Handlung springt über mehrere Jahre, die Jahreszahlen werden eingeblendet. Das kennt man ja schon. Es ist alles nicht besonders innovativ oder kreativ. Es ist ein Biopic nach dem Schema F. Schauspielerisch gut gemacht, aber doch irgendwie lustlos produziert.

4/6 bzw. 6.5/10

Trailer: © Paramount Pictures Germany

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