Thor: Ragnarok (O, 2017)

Kurz bevor die JUSTICE LEAGUE vom Marvel-Konkurrent DC Mitte November in die deutschen Kinos kommt, brennt Disneys Superheldensparte nochmal ein farbenfrohes Actionfeuerwerk ab. Mit anderen Worten: Thor ist wieder zurück. Der (Chris Hemsworth) ist Gefangener des Feuerdämons Surtur (Clancy Brown). Surtur sagt Thor voraus, dass Ragnarök – der prophezeite Untergang Asgards durch Surtur – kurz bevorsteht. Dank seines Hammers und ein bißchen Hilfe von Aushilfs-Heimdall Skurge (Karl Urban) kann er Surtur besiegen und sich selbst befreien. Zurück in Asgard muss Thor feststellen, dass Loki (Tom Hiddleston) sich als Odin ausgibt und das Leben als Herrscher sichtlich genießt. Wo Odin (Anthony Hopkins) steckt, ist unklar. Also machen sich Loki und Thor auf die Suche nach ihm.

Filmstill aus THOR: RAGNAROK (2017) - Thor (Chris Hemsworth) gegen Hulk (Mark Ruffalo) - © Walt Disney
Thor (Chris Hemsworth) gegen Hulk (Mark Ruffalo) – © Walt Disney

Nach einem Zwischenstopp bei Dr. Strange (Benedict Cumberbatch) finden Sie das selbstgewählte Exil ihres Vaters. Odin erklärt seinen Söhnen, dass Ragnarök bevorsteht, da sich die Göttin des Todes Hela (Cate Blanchett) aus ihrer Gefangenschaft befreien konnte. Die erscheint auch kurz darauf, zerstört mit Leichtigkeit Thors Hammer und sorgt dafür, dass die Prinzen auf einem Müllplaneten Sakaar landen. In Abwesenheit der Beiden reist sie nach Asgard und erhebt Anspruch auf den Thron. Währenddessen versuchen Thor und Loki getrennt voneinander wieder nachhause zu kommen. Doch auf Sakaar gelten andere Gesetze: Organisiert vom Grandmaster (Jeff Goldblum) werden tödliche Gladiatorenkämpfe veranstaltet. Kurz darauf verliert Thor nicht nur seine goldene Haarpracht, sondern muss auch gegen einen Bekannten kämpfen, denn der Hulk (Mark Ruffalo) ist der ungeschlagene Champion des Grandmasters.

Die Krux mit dem Humor oder: Der Fast-Food-Faktor

Dass Taika Waititi ein gutes Gespür für Komik und großartigen Humor hat, konnte man schon in 5 ZIMMER, KÜCHE, SARG sehen. Drei Jahre nach der Veröffentlichung der Vampir-Mockumentary hat der Neuseeländer den Sprung vom kleinen Independent-Filmer, der mittels Crowdfunding einen → US-Start seines Films finanziert, zum Blockbuster-Regisseur geschafft.

Filmstill aus THOR: RAGNAROK (2017) - Thor (Chris Hemsworth) und Loki (Tom Hiddleston) - © Walt Disney
Thor (Chris Hemsworth) und Loki (Tom Hiddleston) im Casual Look – © Walt Disney

Gerade in den humorigen Szenen punktet der Film, muss aber auch einen Teil seiner Integrität zugunsten des Witzes opfern. Wenn Loki auf hilflos macht, nur um dann kurz darauf von seinem Bruder in eine Gruppe feindlicher Soldaten geschleudert zu werden, dann ist das zwar unterhaltsam, aber wirkt eher wie eine Parodie der Charaktere und nicht wie die Charaktere selbst. Auch der erfrischende Cameo von Matt Damon ist definitiv eine positive Überraschung, dennoch bringt es die Story nicht voran. Marvelfilme sind cineastisches Fast Food. Sie machen kurzzeitig satt, aber kaum verlässt man das Geschäft hat man schon wieder Hunger. Auf den nächsten Trailer, die nächste Serie, den nächsten Film. Dieses nichtsättigende Gefühl ist aber auf Dauer unbefriedigend. Wie schon Lukas Barwenczik in seinem Beitrag → „Das Ende des Endes – Wie Filmuniversen dem Film als eigenständiges Erlebnis schaden“ schrieb:

Irgendwann werden Zuschauer keine Lust mehr haben, immer auf den nächsten Film verwiesen zu werden, immer dasselbe im ähnlichen Gewand präsentiert zu bekommen. Auf ewig einem Ziel hinterherzujagen, das doch niemals erreicht wird, ist auf Dauer ermüdend. Man kann nur auf ein Ende des Endes des Endes warten.

Und ich bin müde geworden. Müde, Stan Lee zu entdecken. Der Gag ist irgendwie durch.  Müde, die immergleichen Effekte zu sehen. In THOR: RAGNAROK hat man sogar von DC geklaut und die Zack Snyder-Zeitlupe in den Rückblenden eingebaut.

Hela und der Grandmaster

Neuzugang Tessa Thompson geht ziemlich unter. Die kampferfahrene Kumpeline des Hulk bekommt wenig Momente um ihr Können wirklich zu zeigen und ihrer Figur Tiefe zu geben. Ihre Motivation kommt recht einfältig daher. Das liegt nicht nur an einem schwachen Drehbuch, das ihre Figur schlecht einführt, sondern auch an der Stärke der Göttin des Todes, gespielt von Cate Blanchett, und an der exzentrischsten Version von Jeff Goldblum, die ich bislang gesehen habe.

Filmstill aus THOR: RAGNAROK (2017) - Hela (Cate Blanchett) und Skurge (Karl Urban) - ©Marvel Studios 2017
Hela (Cate Blanchett) und Skurge (Karl Urban) – ©Marvel Studios 2017

Circa 80 % der Dialoge waren improvisiert und die Improvisationsfreude merkt man dem Cast auch an. Die Spielfreude, die Blanchett zeigt, wird besonders deutlich, wenn sie das Volk von Asgard unter ihre Kontrolle bringt. Ihr Handlanger Skurge, gespielt  von Karl Urban, wirkt neben ihr eher blass, und überlebt das Filmende auch nur, weil er wahrscheinlich noch eine (Neben-)Rolle in einem der zukünftigen Marvelfilmen spielen wird. Der Stamm-Cast hingegen kann aus dem Vollen schöpfen. Die Harmonie zwischen Chris Hemsworth und Tom Hiddleston ist in jeder der gemeinsamen Szenen spürbar und allein deshalb – und insbesondere wegen Lokis geschockter Reaktion auf den Arenakampf – ist das Kinoticket jeden Cent wert. THOR: RAGNAROK ist fantastisch-buntes Popcornkino mit einer hohen Gagdichte, das man unbedingt auf der großen Leinwand sehen sollte.

5/6 bzw. 8/10

Trailer: © Marvel Deutschland

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