Es gibt Filmszenen, die brennen sich ins Gedächtnis. Auch noch Wochen später weiß man, wie es sich angefühlt hat, dieses Gefühl, der Grusel, Ekel oder was auch immer diese Szene ausgelöst hat. Bei mir war es Angst. Angst vor Kunstperformances. Oder vielleicht auch einfach nur Angst vor Terry Notary. Bevor ich versuche zu erklären, worum es eigentlich geht, hier ein paar einleitende Worte zur Handlung von THE SQUARE: Protagonist des Films ist Christian (Claes Bang), der ein Museum für zeitgenössische Kunst in Stockholm leitet. Der Vater zweier Töchter genießt das Prestige, das mit seiner Position einhergeht. Sein neustes Projekt heißt „The Square“ und ist ein 10×10 Meter großes Quadrat.
Jedes Individuum hat in diesem Quadrat die gleiche Stellung und die gleichen Rechte und es soll die Menschen zur Mithilfe und Verantwortung erziehen. Im Zusammenhang mit dem Quadrat stellt Christian nun eine Spezialausstellung auf die Beine, doch eine Reihe von Ereignissen erschwert Christians Arbeit. Christian wird Opfer von Trickdieben, die ihm sein Handy und seinen Geldbeutel abnehmen. Um seine Wertsachen zurückzubekommen, greift Christian in die Trickkiste. Währenddessen erarbeitet die angeheuerte PR-Agentur eine ungewöhnliche Marketing-Strategie für „The Square“, die der Kurator ohne große Prüfung genehmigt und das Museum in Erklärungsnöte bringt. Auch privat läuft es nicht rund wie die Affäre mit der amerikanischen Kunstjournalistin Anne (Elisabeth Moss) beweist.
Die Quadratur des Kreises
Es ist das Kinojahr der Formen. Nach dem mäßig erfolgreichen THE CIRCLE kommt nun THE SQUARE. Das dieser Film beim Filmfestival in Cannes bereits die Goldene Palme abgestaubt hat, ist schonmal ein erstes Zeichen für Qualität.
Und man versteht schnell, warum sich der Film gegen AUS DEM NICHTS und Hanekes HAPPY END durchsetzte. Die Kunstwelt liebt Geschichten über den Kunstbetrieb – auch wenn solche Filme an den Kinokassen zumeist eher wenig Anklang finden. Wenn es einen Film gibt, der die moderne Kunst parodiert und menschliche Scheinheiligkeit entlarvt, dann ist es THE SQUARE. Der schwedische Regisseur Ruben Östlund ist bekanntermaßen interessiert an peinlichen, unangenehmen Momenten, an moralischen Zwickmühlen, die das Zusammenleben mit Anderen für den Einzelnen bereithält.
Affenstarke Performance
THE SQUARE liefert zahlreiche What-The-Fuck-Momente. Diese ziehen sich meist unangenehm in die Längen, sodass nicht nur die Figuren auf der Leinwand, sondern auch der Zuschauer dem Treiben gnadenlos ausgeliefert ist. Zu der wohl einprägsamsten Situation gehört die Darbietung des amerikanischen Bewegungschoreografen und Schauspielers Terry Notary, der als Performance-Künstler Oleg im Rahmen einer festlichen Gala einen Affen darstellt. Der Affe kommt nicht von ungefähr: Notary war neben Andy Serkis auch im PLANET DER AFFEN-Reboot als Rocket und als Kong in KONG: SKULL ISLAND zu sehen. Die Performance ist derart ausdrucksstark, dass man vollstes Mitleid mit Dominic Wests Figur hat, die von Oleg als Opfer herausgesucht wird. THE SQUARE hat besonders gegen Ende einige Längen, bietet aber unvergessliche Momente.
5/6 bzw. 8/10
Trailer: © Alamode Filmverleih
Das Gefühl, dass der Film einen Ticken zu lang ist, hatte ich auch. Zur Szene mit Terry Notary würde ich noch hinzufügen, dass es nicht nur er selbst und seine Performance war, die mir Angst bereitete, sondern auch das Verhalten und Handeln der anderen Beteiligten einen schockenden Effekt auf mich hatte. Auf jeden Fall eine ganz große Leistung!
Habe den leider im Kino verpasst, bin aber schwer gespannt auf den Film. Jetzt noch mehr.
Freut mich, wenn meine Filmkritiken Lust auf mehr machen. 🙂