Mehr oder weniger zufällig bin ich bei Netflix über die Mini-Serie STATELESS gestolpert. In den sechs Folgen geht es um vier Menschen, die in einem → Gefängnis für illegale Einwanderer mitten in der Australischen Wüste aufeinandertreffen: die Flugbegleiterin Sofie (Yvonne Strahovski) wird von ihrer Vergangenheit in einer Sekte verfolgt. Der afghanische Flüchtling Ameer (Fayssal Bazzi) und seine Tochter Mina (Soraya Heidari) warten auf ihr Asylverfahren. Der junge Vater Cam Sandford (Jai Courtney), der seinem perspektivlosen Job entflieht und als Wachmann in der Einwanderungshaftanstalt arbeitet. Das Gefängnis überwacht eine Mitarbeiterin von der Einwanderungsbehörde, Clare Kowitz (Asher Keddie). Sie muss das Lager nach außen gegen Medien und Flüchtlingsaktivisten rechtfertigen und gleichzeitig in Probleme im Lager lösen.
Best of Australia
Bevor ich zu dem zweifellos zeitlosen Thema dieser Miniserie etwas sage, erstmal ein Wort zum Ensemble. Und das eine Wort ist: WOW! Enorm viel Talent auf einem Haufen. Selbst in den kleinsten Nebenrollen sind fantastische DarstellerInnen zu sehen. Besonders aufgefallen ist mir Soraya Heidari, bei der man wirklich zu keinem Zeitpunkt merkt, dass die Rolle als Flüchtlingskind ihr Debüt ist. Zu den bekannteren Gesichtern gehört sicherlich Cate Blanchett, die hier nicht nur eine Nebenrolle als Sektenführerin spielt, sondern auch als Executive Producer und „based on an idea by/creator“ im Abspann erwähnt wird.
Es gibt keine Lösung
Wenn diese Serie eines deutlich macht: Es gibt nicht die eine Lösung, mit der alle zufrieden sind. Durch die Splittung der verschiedenen Perspektiven auf die gleiche Sachlage wird deutlich, wie die verschiedenen Interessen kollidieren und sich auch teilweise ausschließen. STATELESS zeigt immer wieder verzweifelte Menschen. Einen verzweifelten Wachmann, der plötzlich gegen seine Überzeugungen handelt. Einen verzweifelten Vater, der seine Frau und seine erste Tochter auf der Flucht verloren hat und jetzt mit der zweiten Tochter im Flüchtlingslager landet. Verzweiflung ist der rote Faden, der sich durch diese sechs Folgen zieht.
Geht an die Nieren
Deshalb habe ich STATELESS in kleinen Häppchen konsumiert. Eine Folge pro Tag. Das reicht auch. Sicher hätte man die Geschichte auch noch an den ein oder anderen Stellen etwas kürzen können, aber die sechs Folgen sind trotzdem weitestgehend packend. Das liegt sicher auch daran, dass viele der Einzelschicksale auf echten Fällen basieren. Die Figur der Flugbegleiterin Sofie basiert auf der deutschstämmigen Australierin Cornelia Rau, die aufgrund einer Geisteskrankheit und allgemeiner Verwirrtheit in einem australischen Gefängnis für illegale Immigranten – auch teilweise in Einzelhaft – untergebracht war, weil man ihre Identität nicht ermitteln konnte. Der Fall sorgte landesweit für Empörung. Angesichts des Themas muss ich wohl kaum dazusagen, dass die Serie an die Nieren geht. STATELESS ist keine gefällige Mini-Serie, die man „mal nebenher schaut“, sondern eine, die zum Nachdenken anregt.
9/10
Die Mini-Serie STATELESS ist exklusiv im Netflix-Abo enthalten.
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