Searching (O, 2018)

SEARCHING gehört für mich bereits jetzt zu den besten Filmen des Jahres. Das hat aber weniger mit der Abstammung der Schauspieler zu tun (wir erinnern uns: CRAZY RICH ASIANS), sondern einfach mit dieser starken Geschichte voller Wendepunkte und einer packenden Erzählform. Gesucht wird in SEARCHING die 16-jährige Margot Kim (Michelle La). Die Schülerin hat ein gutes Verhältnis zu ihrem Vater David (John Cho), auch wenn es seit dem Tod von Margots Mutter leicht distanziert ist. Die beiden kommunizieren viel über Facetime und Chats. In einer Nacht versucht Margot ihren Vater drei Mal erfolglos zu erreichen. Danach verschwindet sie spurlos. David denkt, sie habe sich aus dem Haus geschlichen um einen Ausflug mit ihren Freunden zu machen. Doch als sich diese Annahme als falsche Fährte herausstellt, kontaktiert er die Polizei. Fortan begleitet Detective Rosemary Vick (Debra Messing) Davids Suche nach seiner Tochter. Je mehr Zeit vergeht, desto ungeduldiger wird David. Er durchsucht den Laptop seiner Tochter nach Hinweisen und muss feststellen, wie wenig er sie kannte.

Szenenbild aus SEARCHING (2018) - David Kim (John Cho) - © Sony Pictures
David Kim (John Cho) bittet die Medien um Hilfe. – © Sony Pictures

Was ist ein Desktop-Film?

Weil viele vielleicht das Konzept noch nicht kennen, hier vorab ein paar Worte zum Desktop-Film. Beim Desktop-Film findet der Film quasi auf dem Bildschirm statt. Man sieht den Desktop-Hintergrund, die einzelnen Ordner und wie die Ordnerstruktur ist (ordentlich oder durcheinander). Durch die Art und Weise wie der Nutzer mit dieser Benutzeroberfläche umgeht, welche Videos oder Chats er öffnet, ganz prinzipiell welche Programme er öffnet, was er oder sie ansieht, anhört oder schreibt, kann dem Zuschauer des Films schon viel über eine Figur erzählen. Momentan findet man Desktop-Filme hauptsächlich in zwei Bereichen: Horror/Thriller und Dokumentation.

Noch mehr Informationen

Hier → ein guter Überblick von Jan Distelmeyer bei EPD über Desktop-Filme, wo das alles noch ein bißchen eloquenter erklärt wird als hier. Viele der dort aufgeführten Beispiele sind auch direkt verlinkt.

Wer seinen eigenen Desktop-Film bzw. einen sogenannten „Screencast“ aufnehmen möchte, findet entsprechende – teilweise auch kostenlose – Tools im Netz. Manchmal geben die Filmemacher auch in den Credits an, welche Programme sie benutzt haben.

Szenenbild aus SEARCHING (2018) - David (John Cho) kann nicht glauben, dass seine Tochter einen Führerschein gefälscht hat. - © Sony Pictures
David (John Cho) kann nicht glauben, dass seine Tochter einen Führerschein gefälscht hat. – © Sony Pictures

Einer der besten Filme des Jahres

Ich halte mich ja mit Superlativen in der Regel zurück, aber eines ist schon sicher: SEARCHING gehört für mich zu den besten Filmen des Jahres. Das ist angesichts er wenigen Überraschungen des Kinojahrgangs 2018 auch kaum verwunderlich. SEARCHING ist einfach wahnsinnig gut gemacht bzw. auch gut abgeschaut. Schon das Opening, bei dem man ein bißchen zu offensichtlich beim Pixar-Film OBEN geklaut hat, zieht einen sofort in seinen Bann. Man erlebt wie Margot aufwächst. Fotos, Videos und Kalendereinträge markieren die Wendepunkte in Margots Leben. Und schon ist man schon mittendrin in der packenden Geschichte, die sich so völlig leicht erzählt anfühlt. Man merkt dem Film nicht an, dass hier 13 Drehtage mit dem Cast nahezu zwei Jahren Arbeit der Vorbereitung und der Filmnachbearbeitung gegenüberstehen. Immer wieder wird der Zuschauer auf falsche Fährten geführt und mit jeder neuen Offenbarung, mit jedem neuen Geständnis steht der Mund ein kleines bißchen weiter offen.

Szenenbild aus SEARCHING (2018) - Detective Wick (Debra Messing) hilft David (John Cho) bei der Suche. - © Sony Pictures
Detective Wick (Debra Messing) hilft David (John Cho) bei der Suche. – © Sony Pictures

Nahezu perfekt

Der Cast ist wahnsinnig gut und kommt auch ohne A-Liga-Schauspieler aus. Besonders John Cho als verzweifelter Vater, Debra Messing  als rationale Ermittlerin und Newcomerin Michelle La überzeugen. Auch wenn in zweiten Drittel minimale zähe Momente auftauchen, kann man die eigentlich vernachlässigen. Die Tatsache, dass insbesondere die Nachrichten in Form von Youtube-Videos ein bißchen zu auffällig als narratives Mittel genutzt werden, auch. Sollte es besonders schreckhafte Kinobesucher geben, die sich vor dem Film fürchten, denen sei gesagt, dass der Film nicht auf Grusel und Erschrecken aufgebaut ist, sondern hauptsächlich auf Wendepunkten, die man nur kommen sieht, wenn man wirklich gut aufpasst. Der Film endet mit einem großem Twist. Ich habe auf jeden Fall nochmal große Lust, den Film ein zweites Mal zu sehen. Mit dem Wissen, dass ich jetzt habe, macht es bestimmt großen Spaß die ganzen versteckten Hinweise zu “sehen”.

5.5/6 bzw. 9.5/10

Trailer: © Sony Pictures Deutschland

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