Gerade wenn es draußen stürmt und regnet, freue ich mich über Sommer-Sonnen-Filme, die man im wohltemperierten Kinosaal genießen kann. Glücklicherweise liefert Disney nicht nur Realverfilmungen ihrer Zeichentrickklassiker (wie aktuell DIE SCHÖNE UND DAS BIEST), sondern auch ab und an mal eine neue Geschichte. MOANA/VAIANA spielt nach LILO & STITCH zum zweiten Mal in Polynesien. Die Tochter des Stammeshäuptlings einer kleiner Insel im Südpazifik Vaiana (Auli’i Cravalho) liebt das Wasser, das ihre Heimat umgibt. Ihr Vater ist allerdings alles andere als begeistert über diese Vorliebe für Wasser. Der Häuptling hat das Gesetz erlassen, dass niemand die Insel mittels Segelboot verlassen darf. Die Fischer der Insel beklagen, dass sie rund um die Insel keine Fische mehr finden. Auch die geernteten Früchte sind faul. Vaiana glaubt, die Lösung des Problems liege außerhalb der Insel. Bestärkt von ihrer Großmutter und begleitet vom Hahn Hei Hei macht sie sich auf die Suche nach dem Halbgott Maui (Dwayne Johnson). Von ihrer Großmutter hat Vaiana nämlich erfahren, dass nicht nur ihre Insel bedroht ist. Der Sage nach liegt das daran, weil einst der Halbgott Maui der Göttin Te Fiti ihr Herz gestohlen hat. Dieser magische Stein kann neues Leben erschaffen. Maui soll den Stein zurückgeben. Doch Maui zu finden ist nicht ganz einfach, da er sich mittels eines magischen Hakens in verschiedene Tiere verwandeln kann.
Es ist schon etwas eigenartig, dass Disney aufgrund markenrechtlicher Probleme den Namen der Titelheldin von Moana in Vaiana umgeändert hat. Das ist schon deshalb zweifelhaft, da Moana in der Namensbedeutung „großer blauer Ozean“ heißt, was eine Referenz auf den Film und dessen Handlung ist. Der Ozean spielt eine besondere Rolle im Film und auch im Leben von Moana. „Vaiana“ soll einem Beitrag in der Imdb zufolge die Namensbedeutung „frisches Wasser“ haben, aber ich bin da nicht wirklich überzeugt. In Italien heißt Moana übrigens Oceania. Negativ fällt der Namenswechsel zwar nicht auf, wenn man es nicht weiß, dennoch muss man sich doch fragen, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, den Namen zu lassen und dafür einfach nur den Titel zu ändern. Apropos deutscher Filmtitel: Der bekam auch noch den Beinamen „Das Paradies hat einen Haken“ verpasst, was inhaltlich gleich mehrfach keinen Sinn ergibt. Zum einen hat nicht das Paradies einen Haken, sondern der Halbgott Maui, der den Haken zum Gestaltwandeln braucht. Zum anderen hat nicht das Paradies (im Sinne von Vaianas Heimatinsel gedacht) ein Problem, sondern die komplette Inselgruppe.
Wunderschön und ziemlich lustig
VAIANA bietet optisch wie inhaltlich viel zum Entdecken. Ob es an den Forschungsreisen der Disney Animatoren nach Polynesien liegt oder nicht; die Insellandschaften, die Figuren – egal, ob menschlich, tierisch oder halbgöttisch – sehen unglaublich gut aus. An den Fotorealismus von ARLO & SPOT kommt VAIANA zwar nicht heran, aber es sieht dennoch sehr gut aus. Besonders in der zweiten Hälfte kommen auch Mauis Tattoos zur Geltung, die ein Eigenleben führen und Maui maßregeln oder unterstützen. Man fühlt sich dabei etwas an die singenden Figuren der Tonschalen in Disneys Zeichentrickklassiker HERKULES (1997) erinnert. Positiv ist ebenfalls zu bewerten, dass die Heldin keineswegs einem Prinzen hinterherrennt, sondern altruistisch handelt. Moana ordnet ihr eigenes Leben dem höheren Ziel „Sicherung der Zukunft der Dorfgemeinschaft“ unter. Auch das Thema Klimawandel wird indirekt thematisiert, auch wenn das Meer hier in einem weitestgehend positivem Kontext dargestellt wird. → Gerade kleinere Inseln sind durch den steigenden Meeresspiegel bedroht. Im Aktionismus der Hauptdarstellerin lässt sich deshalb auch ein Appell an den Zuschauer erkennen. Der Film lässt sich Zeit die Figuren vorzustellen. Bis Moana auf Maui trifft, vergeht schon einige Zeit. Als Sidekicks gibt es den dummen Hahn Heihei, der eigentlich auch ohne seine charakteristische Eigenheit, die → Obsession nach Steinen, schon ein Brüller wäre. Auch ein süßes Schwein und die eigensinnigen Tattoos auf Mauis Haut liefern Gagpotenzial. Durch diese Vielzahl an Figuren werden lustlose Running Gas vermieden und so bleibt die Geschichte – bis auf kurze Stellen – immer spannend. Die Lieder sind keine Ohrwürmer auf „Let it go“-Niveau, aber passen sehr gut zur Sommer-Sonnen-Strand-Stimmung. Nicht nur für die Kleinsten (FSK ab 0) eignet sich der Film gut, sondern auch für Disney-Fans und die, die es werden wollen. Der Film enthält nämlich inhaltliche Ähnlichkeiten zu ARIELLE, DIE MEERJUNGFRAU, POCAHONTAS und LILO&STITCH sowie Cameoauftritte von Gozilla und dem Elch Sven aus FROZEN. Mit anderen Worten: Es gibt viel zu entdecken. Herrliche Animation, schöne Musik, tolle Geschichte – was will man meer?
5.5/6 bzw. 9/10
Am 20. April 2017 gibt es den Film auf Blu-Ray und DVD. In ausgewählten Kinos läuft der Film derzeit noch.
Dem kann ich nur zustimmen. Ein herrlicher Film! 🙂