Man muss nicht mal die Nachrichten anschauen um zu merken, dass die Welt immer verrückter wird. Flüchtlinge strömen nach Europa auf der Suche nach einem besseren Leben. Die einen haben zu viel Nahrung, die anderen zu wenig, Umweltkatastrophen, Klimawandel und die ständige Jagd nach Rohstoffen. All das verpackt Regisseur George Miller dreißig Jahre nach seinem letzten MAD MAX-Film in eine dystopische Zukunftsfantasie, die bei genauerer Betrachtung gar nicht so weit entfernt von der aktuellen Lage ist. Die Reihe, die Mel Gibson bekannt machte, ist keine Weiterführung der ersten drei MAX MAX-Filme, sondern eine komplette Neuauflage. Der Einzelgänger Max wird dieses Mal von Tom Hardy verkörpert. Max hört Stimmen und sieht immer wieder ein kleines Mädchen, das eigentlich nicht da ist. In der Wüste wird er gefangen genommen und in das Versteck des Warlords Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne) gebracht. Dort wird er zur lebenden Blutversorgung des idealistischen Jungen Nux (Nicholas Hoult), der trotz gesundheitlicher Probleme beweisen möchte, das in ihm ein großer Krieger steckt. Eine Gelegenheit bietet die Flucht der schwangeren Frauen des Warlords, ermöglicht durch die undurchsichtige Furiosa (Charlize Theron). Joe, der auf einen gesunden Erben hofft, nimmt mit seinen Schergen sofort die Verfolgung auf. Auch Nux schnallt seine Blutversorgung kurzerhand vorne auf den Wagen und versucht die Frauen zurückzubringen. Nach der ersten Konfrontation kann sich Max befreien und schließt sich Furiosa und den Frauen an. Doch Immortan Joe und seine Schergen sind ihnen schnell wieder auf den Fersen.
It’s a mad world!
Namen sind unwichtig. Namen sind ein sinnloser Luxus, zumindest in George Millers dystopischer Zukunfsfantasie. Handeln ist wichtig. Eine Waffe in der Hand zu halten oder sich wenn nötig eine zu basteln. Allianzen sind wichtig. Allein stirbt man. Allzu viel wird auch nicht gesprochen. Nur das Nötigste. Überraschenderweise ist MAD MAX gar nicht so ein typischer Männerfilm geworden. Klar, es gehen Scheiben und Metall zu Bruch, Feuerbälle schießen in den Himmel und in zahlreichen Mann-gegen-Mann-Kämpfen gehen ordentlich Knochen zu Bruch. Aber wer eine One-Man-Show mit Tom Hardy als coolen Titelheld erwartet, wird eines Besseren belehrt. Denn die wahren Helden sind in diesem Film die Frauen. Während die Männer die Frauen für ihren Besitz halten, kämpfen sie ohne Klage um ihr Recht auf Selbstbestimmung, machen sich die Hände schmutzig, können einen Lastwagen reparieren und versuchen aus körperlichen Handicaps das Beste zu machen. Feministische Filmkritiker freuten sich über den mehr oder weniger bestandenen → Bechdel-Test und Kritiker bezeichneten Millers Blockbuster gar als → „feministische Propaganda„. Auf einer → Pressekonferenz in Cannes erklärte Regisseur George Miller die starke Frauenbesetzung damit, dass es eine völlig andere Geschichte geworden wäre, hätte ein Mann die fünf Frauen eines anderen Mannes entführt.
Wilde Action
Es ist schade, dass wenig über die Hintergründe und jeweiligen Biografien erzählt wird. Man erfährt über alle Figuren wirklich nur das Allernötigste, sodass man weiß, wer die Guten und wer die Bösen sind. Doch selbst das wäre nicht nötig, denn Immortan Joe ist eine Kreuzung aus dem dem hässlichen Trollkönig aus THE HOBBIT und Darth Vader (wegen der Beatmungsmaske) und damit wird schon optisch klargemacht, wer hier der Böse ist. Zu seinem Machterhalt setzt er vor allem auf Ressourcen und behandelt seine Frauen daher wie ein Wasserbrunnen oder eine Ölquelle. Sie sind zum Gebären da und natürlich zum persönlichen Vergnügen. Kein Wunder also, dass die Frauen irgendwann den Aufstand proben. MAD MAX: FURY ROAD lässt viel Spielraum für seine Zuschauer. Wer etwas in den Film hinein interpretieren will, findet zahlreiche Ansatzpunkte (Glaube/Religion, Emanzipation der Frau, Überlebenswille des Menschen, Körperkult, Kampf um seltenen Ressourcen…). Wer einfach nur eine wilde Verfolgungsjagd mit einem brummenden Zuschauerraum in rostbrauner Sandoptik sehen möchte, wird ebenfalls seinen Spaß haben. Dennoch wünscht man sich dann und wann vom Regisseur eine stärkere Positionierung und mehr Informationen.
Natürlich ist kein Blockbuster dieser Größenordnung ohne Logiklöcher. Immer wieder wird darauf hingewiesen, wie wichtig Öl ist, dennoch kommt der Lastwagen von Furiosa ohne Tankfüllung aus ebenso wie ihre Verfolger. Auch die problemlose Verfügbarkeit von medizinischem Behandlungsmaterial zur Versorgung von Wunden ist dann doch etwas zu unglaubwürdig, selbst für eine dystopische Zukunft. Die Kombination aus schnellen Autos, schnellen Schnitten und einer unverwechselbaren Optik geht auf. Der Titel für den Nachfolger („THE WASTELAND“) wurde bereits bekanntgegeben.
Wildes Actionspektakel (4.5/6 bzw. 7.5/10)
Trailer: © Warner Bros. Deutschland
Was für eine Haterwertung!^^
Wieso denn? 4.5 von 6 ist doch gut.
Sehr treffend beschrieben. Nicht zu euphorisch, aber auf jeden Fall die Ansätze würdigend. Ich hatte mich mit 8 Punkten auch noch zurückgehalten, doch könnte für die kommende Sichtung durchaus mehr drin sein…