Wenn Wes Anderson einen neuen Film herausbringt, dann ist das für mich ein Pflichttermin. Die durchgestylten Sets und packenden Geschichten gefielen mir bislang immer sehr gut. ISLE OF DOGS ist der erste Film von Anderson, der nicht in der Vergangenheit spielt, sondern in der Zukunft. In Japan versucht die Politik die steigende Hundepopulation in den Griff zu bekommen. Schließlich bricht auch noch die Hundegrippe aus. Die Menschen fürchten um ihre Gesundheit. Bürgermeister Kobayashi (Stimme von Kunichi Nomura) entscheidet alle Hunde aus einer Stadt Megasaki City zu verbannen. Sie werden auf die abgelegene Insel Trash Island gebracht und sich selbst überlassen. Die Vierbeiner Boss (Stimme von Bill Murray), Chief (Bryan Cranston), Rex (Edward Norton), Duke (Jeff Goldblum) und King (Bob Balaban) schließen sich zusammen und versuchen in dem Müll von Trash Island Essen zu finden. Eines Tages trifft das Rudel auf den zwölfjährigen Atari Kobayashi (Koyu Rankin), das Pflegekind des Bürgermeisters. Mit einem gekaperten Flugzeug landet der auf der Insel um seinen Hund Spots (Liev Schreiber) zu suchen, der im Zuge der Säuberungsaktion ebenfalls nach Trash Island gebracht wurde.
I love dogs – and animators
Nicht nur das Wortspiel des Titels ist schon eine Klasse für sich, sondern auch die detailreiche Stop-Motion-Animation, der man ansieht, wie aufwendig sie ist. Für die Musik ist der Franzose Alexandre Desplat zuständig, der für Andersons letzten Film THE GRAND BUDAPEST HOTEL 2015 seinen ersten Oscar bekam. 2018 folgte dann Nummer 2 für den Soundtrack von THE SHAPE OF WATER. Herrlich unaufdringlich unterstreicht auch der Track „I Won’t Hurt You“ von The West Coast Pop Art Experimental Band die Suche nach dem verlorenen Hund- die Musik war schon im Trailer zu sehen.
Clip: © 20th Century Fox
Diktaturkritik
Was für Wes Anderson durchaus ungewöhnlich ist, ist der politische Einschlag. ISLE OF DOGS ist eine Gesellschaftskritik, eine Medienkritik, eine Diktaturkritik. Besonders in den letzten beiden Kapiteln des Filmes kommt heraus wie die herrschende Politelite auch nicht davor zurückschreckt die eigene Verwandtschaft für politische Ziele zu missbrauchen, die öffentliche Meinung mithilfe der Medien zu manipulieren und damit Ängste vor dem Fremden zu schüren. Die Figur des Bürgermeisters Kobayashi steht stellvertretend für all die diktatorischen Machthaber dieser Welt, die Mittel und Wege finden die kritische Opposition mundtot zu machen. Wie passend ist da Andersons weiterführender Gedanke eines unter Hausarrest gestellten Wissenschaftlers, der durch Essen vergiftet wird, nur weil er die Wahrheit ans Licht bringen möchte.
Abgrenzung zwischen Tier und Mensch
Zudem behandelt der Film die soziale Ausgrenzung von Kranken. Die kranken Hunde kommen allesamt auf eine Insel, weit weg vom Festland. Die Angst vor Krankheiten sorgt für eine Distanz zwischen Mensch und Tier. Dabei kann man z. B. auch an den Kriterienkatalog der Deutschen Post denken, wonach befristete Arbeitnehmer innerhalb 2 Jahre nur 20 Tage krank sein dürfen um einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu erhalten. Es gibt einen roten Knopf mit dem alle Hunde auf einen Schlag vernichtet werden. Die Referenzen zum weltpolitischen Geschehen sind unübersehbar. Der Film ist zwar ab 6 Jahren freigegeben, aber diese tagesaktuellen Referenzen werden junge Zuschauer kaum verstehen. Der Film ist inhaltlich äußerst dicht und ein klares Statement gegen Ausgrenzung und Abschottung.
5/6 bzw. 8.5/10
Trailer: © 20th Century Fox
Ich ärgere mich so sehr, dass ich diesen Film nicht im Kino gesehen habe. Dabei habe ich bisher noch wirklich jeden Wes-Anderson-Film auf der Leinwand gesehen. Der wird sofort auf Blu-ray gekauft, wenn der rauskommt!