Es ist die erste Mini-Serie zur Corona-Pandemie: DRINNEN – IM INTERNET SIND ALLE GLEICH. Das ZDF kommt ja häufig programmtechnisch überwiegend altbacken daher, hat mich aber in den letzten Jahren immer mal wieder mit hochwertigen Serien überrascht (Stichwort BAD BANKS). Und positiv überrascht bin ich auch von DRINNEN. Als im Homeoffice befindliche Anfang-30erin konnte ich mich natürlich sofort mit Hauptfigur Charlotte (Lavinia Wilson) identifizieren. Die arbeitet in einer Werbeagentur und muss jetzt mit Videokonferenzen Pitches vortragen und den Kontakt zum Team halten. Dann stirbt auch noch ihre Chefin Veronika Winkler (Johanna Gastdorf). Charlotte würde eigentlich gerne ihr Leben umkrempeln und ihrem Mann Markus (Barnaby Metschurat) endlich sagen, dass sie die Scheidung will, doch immer wieder ist sie gezwungen diesen Moment zu verschieben. Trost spendet ihr ihre Freundin Lisa (Nadja Becker), die im Krankenhaus mit Corona-Patienten arbeitet
Filmen in Zeiten von Corona
Stellt euch vor, der Film SEARCHING und die Mini-Serie FLEABAG hätten ein deutschsprachiges Kind zusammen, dann käme wahrscheinlich DRINNEN heraus. Zumeist aus dem Blickfeld des Laptops oder des Smartphones erlebt man als Zuschauer die Dramen und lustigen Momente, die sich vor der Webcam oder der Handykamera abspielen. Und Lavinia Wilson ist einfach fantastisch. Nicht nur, weil sie die von Neurosen und Selbstzweifeln geplagte Werbeagentur-Mitarbeiterin fantastisch spielt, sondern weil sie alle Szenen tatsächlich bei sich zuhause gedreht hat. Das heißt, sie war nicht nur für die Schauspielerei zuständig, sondern auch für die Maske, Kostüm, Requisite, Licht und Kamera. Passenderweise ist Barnaby Metschurat, der in der Mini-Serie Charlottes Ehemann spielt, tatsächlich Levinias Lebensgefährte, sodass man auch hier das Gefühl bekommt, dass alles aus einem Guss kommt. Alle Darsteller haben für die Serie ihre jeweiligen Wohnungen nicht verlassen, so steht das auch prominent in den Credits.
Kreative Überraschung
Die Texte bekamen die Schauspieler tagesaktuell von einem Autorenteam der bildundtonfabrik in Köln. Das sind auch teilweise die gleichen Leute, die für das NEO MAGAZIN ROYALE getextet haben. Auch wenn die Handlung an manchen Stellen ein bißchen zu vorhersehbar und etwas zu klamaukig daherkommt, ist das aufgrund der kurzweiligen Folgen kein großes Problem. Eine Folge dauert in der Regel 10 Minuten und die komplette Staffel mit den insgesamt 15 Folgen lässt sich daher auch gut bingen. Manche Handlungsstränge werden kurz angerissen und dann wieder verworfen. Das fand ich manchmal etwas schade, aber that’s life. Alles in allem ist es aber ziemlich beeindruckend, wie hier in kurzer Zeit mit den vielen Einschränkungen eine hochwertige Mini-Serie hochgezogen wurde. Außerdem hat die Staffel mit jeder neuen Folge für den einen oder anderen stimmungsaufhellenden Moment bei mir gesorgt. Solltet ihr also keine Lust auf eine Serie mit 28 Folgen haben und lieber nach etwas Kurzweiligerem suchen, dann ist DRINNEN eine gelungene Alternative.
5/6 bzw. 8.5/10
Alle 15 Folgen von DRINNEN – IM INTERNET SIND ALLE GLEICH sind bis Oktober 2020 kostenlos über die → ZDF-Mediathekabrufbar.
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