Es mag vielleicht am ewig langen Präsidentschaftswahlkampf in den USA gelegen haben, dass ich mit DESIGNATED SURVIVOR angefangen habe. Am Abend der jährlichen Rede zur Lage der Nation vor dem Kongress im Kapitol kommen scheinbar alle anwesenden Mitglieder, die Mitglieder des Obersten Gerichtshofes sowie der Präsident und seine Kabinettsmitglieder bei einem Anschlag ums Leben. Einzige Ausnahme ist der Wohnungsbauminister Thomas Kirkman (Kiefer Sutherland). Er befindet sich als Designated Survivor an einem sicheren Ort in Sichtweite zum Kapitol. Als letztes noch lebendes Kabinettsmitglied wird Kirkman unter den Schutz des Secret Service gestellt, ins Weiße Haus gefahren und dort als neuer Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Kirkman muss sich fortan mit der Instandsetzung des politischen Systems auseinandersetzen sowie gegen in- und externe Putschversuche ankämpfen. Parallel dazu versuchen die FBI-Agentin Hannah Wells (Maggie Q) die Hintergründe des Anschlags aufzudecken.
Underdog im Weißen Haus
Kiefer Sutherland als Präsident wider Willen muss man einfach lieben. Insbesondere, wenn man weiß, wer die letzten vier Jahre im Weißen Haus residiert hat. In DESIGNATED SURVIVOR ist eine der Hauptfiguren ein US-Präsident, der überlegt, der nicht vorschnell urteilt, der die politischen Lager vereinen möchte und der Terroristen lieber gefangen nimmt, anstatt einen kompletten Gebäudekomplex in die Luft zu jagen. Und jemand der die freie Presse schätzt anstatt sie als „fake news“ abzutun. Diese Serie ist das Kontrastprogramm zur realen US-Politik der vergangenen vier Jahre. Gleichermaßen schafft es die Serie, dass ich mich immer wieder gefragt hätte: Wie hätte ich gehandelt? Die Serie betont welch schwere Entscheidungen man als „Anführer der freien Welt“ und Oberbefehlshaber treffen muss und Kiefer Sutherland spielt diese inneren Zweifel einfach meisterhaft.
Hoher Anspruch
Die Serie legt dabei auch großen Wert auf Genauigkeit. Das Oval Office wurde maßstabsgetreu nachgebaut und Kal Penn, der in DESIGNATED SURVIVOR den Pressesprecher Seth Wright spielt, als Berater hinzugezogen. Penn hatte nämlich seine Schauspielkarriere für eine Weile an den Nagel gehängt um in der Obama-Administration im Büro für Öffentlichkeitsarbeit zu arbeiten. Seine Erfahrungen flossen in die Serie mit ein. Auch wenn die erste Staffel mit ihren 21 Folgen relativ lang ist, gibt es in jeder Folge einen spannenden Twist, der dafür sorgt, dass man weiterschaut. Obwohl fast jede Folge von einem anderen Regisseur verantwortet wurde, wirkt alles wie aus einem Guss. Das gilt auch für den herrlich diversen und talentierten Cast, der mir wahrscheinlich auch nur aufgefallen ist, weil ich im Kopf das Kirkman-Personal mit der Trump-Adminstration verglichen habe. Wer also die letzten vier Jahre US-Realpolitik vergessen und dabei einer spannenden Geschichte folgen möchte, sollte DESIGNATED SURVIVOR eine Chance geben.
5/6 bzw. 8.5/10
Die erste Staffel von DESIGNATED SURVIOR stammt eigentlich von ABC, ist aber Teil des Netflix-Angebots.
Ist ja lustig. Die Serie schaue ich momentan auch und bin gerade mit der 1. Staffel durch. Meine Bewertung gleicht deiner bis auf den Zehntelpunkt und ich freue mich jetzt schon auf Season 2! 🙂
Oh ja, ich auch. 🙂