Disney setzt abermals auf Altbewährtes. Der Mickey-Maus-Konzern versucht bereits seit Jahren der Konkurrenz von Netflix und Co. etwas entgegenzusetzen und versteift sich dabei sehr auf Remakes bekannter Stoffe wie etwa DIE SCHÖNE UND DAS BIEST oder MALEFICENT. Nun also CHRISTOPHER ROBIN. Der Freund von Winnie Puuh und seinen Freunden ist inzwischen erwachsen (Ewan McGregor). Christophers Alltag hat nichts mehr mit den Abenteuern im Hundertmorgenwald zu tun. Er arbeitet als Effizienzexperte bei Winslow Luggages. Seine Frau Evelyn (Hayley Atwell) und Tochter Madeline (Bronte Carmichael) bekommt er aufgrund seines schlecht bezahlten Jobs kaum zu Gesicht. Weil sein Vorgesetzter Giles Winslow (Mark Gatiss) von ihm verlangt am Wochenende zu arbeiten, muss Christopher den geplanten Familienausflug absagen. Auf einmal steht Winnie Puuh (Stimme: Jim Cummings) vor ihm. Der kann seine Freunde nicht mehr finden und bittet Christopher um Hilfe.
Ein Herz für Esel
Ich möchte diesen Film wirklich gern haben. Die heruntergekommene Optik von Winnie Puuh und seinen Gefährten ist total gelungen. Alle sehen so aus wie altes Spielzeug, das schon lange nicht mehr benutzt wurde. Man möchte sofort in den Hundertmorgenwald und alle miteinander knuddeln. Besonders gefiel mir I-Aah. Der Esel sorgt mit seiner pessimistischen Attitüde immer für Lacher. Man muss ihn einfach ins Herz schließen. Er hat mich etwas an Sadness aus INSIDE OUT erinnert. Auch Winnie Puuh bekommt sehr viel zu tun. Er ist der Bezugspunkt für Christopher und im Verlauf des Films auch dessen Tochter. Ewan McGregor verkörpert glaubhaft den Workaholic, der sich so sehr seiner Arbeit verschrieben hat, dass er seine Familie vergisst. Nachdem die Frauen- und andere Nebenrollen kaum Screentime bekommen, hängt alles an McGregor und den animierten Kuscheltieren.
Kein Nachhall
Die Geschichte ist sehr Disney-typisch: ein erwachsener Bürokrat erkennt, wie sehr er sich von seinem jugendlichen Ich verabschiedet hat und so gerne ich diese Rückverwandlung auch mitverfolgt habe, hat CHRISTOPHER ROBIN hat keine nachhaltige Wirkung. Nach zwei Tagen hat man einen Großteil des Films schon wieder vergessen. Es fehlt der Nachhall, das innerliche Grinsen, mit dem man sich an seinen Lieblingsfilm erinnert. Das ist so schade, denn ich weiß, dass Marc Forster durchaus solche Filme drehen kann. FINDING NEVERLAND ist einer, der diesen Nachhall hat. Ich könnte jedes Mal heulen, wenn in die Schlussszene James und Peter auf der Parkbank sitzen. Wenn ich schon dran denke, werde ich melancholisch. CHRISTOPHER ROBIN hat nicht diesen Effekt. Er ist nett und tut niemandem weh.
4.5/6 bzw. 7.5/10
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