Ich bin überrascht. Positiv überrascht. Große Erwartungen an die Manga-Verfilmung hatte ich nicht. Von ALITA: BATTLE ANGEL habe ich auch bis vor ein paar Tagen noch nie was gehört. Die Geschichte, die in einer dystopischen Zukunft spielt, handelt zunächst vom Arzt Dr. Dyson Ido (Christoph Waltz). Der lebt in der brutalen Stadt Iron City, die sich direkt unter der Himmelstadt Zalem befindet. In den Abfällen von Zalem findet Ido einen weiblichen Cyborg. Den nimmt er mit nachhause. Dyson baut dem Mädchen einen neuen Körper. Die Transformation gelingt. Das Robotermädchen hat aber keinerlei Erinnerung an ihr vorheriges Leben. Dyson nennt sie Alita (Rosa Salazar). Schnell findet sich Alita zurecht. Ihr Freund Hugo (Keean Johnson) erklärt ihr die Gepflogenheiten in Iron City und versucht ihr zu helfen sich wieder zu erinnern. Bald stellt sich heraus, dass Alita besondere Kampffähigkeiten hat. Diese setzt sie dann als Kopfgeldjägerin ein, doch damit macht sie sich nicht nur Freunde.
Beeindruckende Optik
Wer mit dem Gedanken spielt, auf den Heimkinostart von ALITA: BATTLE ANGEL warten zu wollen, sollte sich was schämen und lieber sofort ins Kino gehen. Selten haben sich 3D und Dolby Atmos so sehr gelohnt. Sowohl die Iron City als auch die Himmelstadt Zalem, die man nur von unten zu Gesicht bekommt, wirken äußerst realistisch. Man riecht förmlich den Rost und den Staub in den Straßen der überfüllten Metropole Iron City. Cyborgs gehören zum Stadtbild. Daher fällt Alita zumindest äußerlich auch kaum besonders auf. Alita, die von Rosa Salazar mittels Motion- und Performance-Caputure dargestellt wurde, hat ein bißchen zu große Augen und wirkt öfter sehr künstlich und dadurch unnatürlich. Dieser Uncanny-Valley-Effekt hat aber System. Da der Film auf einem Manga basiert, kann man die großen Augen als Anspielung auf das Ursprungsmaterial sehen. Zum anderen sieht man dadurch schon rein optisch den Unterschied zu anderen Menschen.
Trotz Längen unterhaltsam
Wem die Geschichte etwas bekannt vorkommt, der hat wahrscheinlich schon ELYSIUM gesehen. Der Neill-Bloomkamp-Actionfilm aus dem Jahr 2013 ist konzeptionell sehr ähnlich wie die Mangavorlage von Yukito Kishiro. Man spürt durchaus, dass nicht nur Robert Rodriguez als Regisseur hinter dem Film stand, sondern auch James Cameron, der den Stoff selbst gerne umgesetzt hätte, aber aufgrund von den Dreharbeiten zu AVATAR 2 und 3 einfach keine Zeit hatte. Dennoch steuerte Cameron auch etwas zum Drehbuch bei und war als Produzent am Film beteiligt. Vielleicht gelingt das Worldbuilding deshalb auch so gut. Leider ist die Geschichte – wie für Cameron-Filme üblich – leider auch etwas lang. Mit seinen fast zweieinhalb Stunden, die zumindest zu Beginn wie im Flug vergehen, entstehen besonders im letzten Drittel zahlreiche Längen.
Starke Charakterzeichnung und -entwicklung
Ohne große Erklärung wird man direkt in die Handlung geworfen. Zusammen mit Alita erkundet man diese dystopische Zukunft und freut sich darüber, dass es in dieser auch noch in fünfhundert Jahren Schokolade gibt. Die Neugier und den Kampfgeist von Alita und Rosa Salazar sind ansteckend. Christoph Waltz darf endlich mal wieder eine “normale” Figur spielen. Einen Charakter, der nicht mit diabolischer, diebischer Freude in die Kamera grinst. Nein, hier spielt er den väterlichen Freund. Und das reicht. Die Sorge und Fürsorge für den gefallenen Engel wirken glaubwürdig. Gelungen ist auch der Humor. Es gibt ein paar Stellen, bei denen man herzhaft lachen kann, auch wenn die Dialoge stellenweise etwas zu hölzern wirken. Der Gegenspieler ist definitiv ein würdiger. Auch wenn man Mahershala Alis Vector lange Zeit für den Endgegner hält, zeigt der wahre erst am Ende seine Fähigkeiten und – im wahrsten Sinne des Wortes -sein Gesicht. ALITA: BATTLE ANGEL macht Lust auf eine Fortsetzung, würde aber auch als Einzelfilm gut funktionieren. Entziehen kann man sich dem Charme von Alita nicht.
4.5/6 bzw. 7.5/10
2 thoughts on “Alita : Battle Angel (DA, 3D, O, 2019)”