Far from the Madding Crowd (OmU, 2015)

Der Däne Thomas Vinterberg hat mit seinem Vorgängerfilm DIE JAGD schon ordentlich Eindruck gemacht. Eine Oscarnominierung für den besten ausländischen Film gab es sogar. Doch statt Jagd auf einen Erzieher zu machen, wird dieses Mal die Jagd auf eine schöne Frau im England des 19. Jahrhunderts eröffnet. Die Romanverfilmung von Thomas Hardy beginnt mit dem jungen Schäfer Gabriel Oak (Matthias Schoenarts), der sich in die neu angekommene Bathsheba Everdene (Carey Mulligan) verliebt. Gabriel macht der Schönen einen Heiratsantrag, den sie aber zurückweist, weil sie ihre Unabhängigkeit mehr schätzt als das Leben an der Seite eines Mannes. Kurze Zeit später zieht Bathsheba fort um das geerbte Gut ihres Onkels zu übernehmen und Gabriel verliert durch einen Unfall seine komplette Herde. Auf der Suche nach Arbeit landet er schließlich auf dem Gut der inzwischen wohlhabenden Bathsheba, die ihn als Schäfer erstellt. Kurze Zeit später lernt Bathsheba den Nachbarn William Boldwood (Michael Sheen) kennen. Der ist ebenfalls ein wohlhabender Farmer und möchte Bathsheba heiraten. Aus taktischen Gründen wäre dies klug, doch sie zögert eine endgültige Entscheidung immer wieder heraus. Da taucht der Sergant Francis Troy (Tom Sturridge) auf, der Bathshebas Herz im Sturm erobert. Schnell wird geheiratet. Doch bald erkennt Bathsheba ihren Fehler, denn der Ehemann interessiert sich kaum für das Gut und verprasst das Geld lieber beim Glücksspiel. Zudem hängt sein Herz immer noch bei seiner ehemaligen Geliebten Fanny Robin (Juno Temple), die er einst heiraten wollte. Bathsheba weiß nicht mehr was sie tun soll und findet in Gabriel einen starken Freund an ihrer Seite.

athsheba (Carey Mulligan) - © 20th Century Fox
Bathsheba (Carey Mulligan) – © 20th Century Fox
Für’s Auge und für’s Herz

AM GRÜNEN RAND DER WELT ist eine dieser Romanverfilmungen, die in die Kategorie Feelgood-Drama fallen, denn sowohl für’s Auge wie auch für’s Herz ist was dabei. Die Landschaftsaufnahmen sind wunderschön und erinnern in Teilen an die Bildkomposition in MR. TURNER. Für’s Herz gibt’s die Geschichte einer willensstarken, selbstbewussten Frau im England des 19. Jahrhunderts, die von drei völlig unterschiedlichen Männern umgarnt wird und sich doch auf keinen so richtig einlässt. Auch wenn die Narration mit einiger Zeit etwas vorhersehbar wird, bleibt die Geschichte immer interessant. Mit der Protagonistin kann man sich gut identifizieren, da sie ein recht aufgeklärtes und selbstbewusstes Frauenbild (Ich heirate wen ich will) hat, während die Menschen in ihrer Umgebung sehr auf Traditionen pochen oder gar von diesen gesellschaftlichen Regeln eingeengt werden. Und gerade wegen dieses modernen Frauenbilds versteht man nicht ganz, warum sich Bathshena auf den Soldaten Francis einlässt. Der hinterlässt einen fürchterlichen ersten Eindruck. Er schneidet ihr nämlich eine Locke ab, küsst sie unaufgefordert und verschwindet. Kurz darauf heiraten die beiden. Dieser Teil der Geschichte sorgt doch eher für Kopfschütteln und für starke Sympathien für Gabriel Oak, der seine Herrin immer wieder vor dem Soldaten warnt.

William Boldwood (Michael Sheen) - © 20th Century Fox
William Boldwood (Michael Sheen) – © 20th Century Fox

Schauspielerisch fallen besonders Carey Mulligan und Michael Sheen auf. Mulligan zeigt abermals, dass sie auch einen kompletten Film tragen kann. Wer ihre Gesangseinlagen in SHAME und INSIDE LLEWYN DAVIS mochte, wird sich auch über ihr „Let no man steal your thyme“ freuen. Michael Sheen ist phänomenal gut. Selten hat jemand in einer Nebenrolle eine derart gute Figur gemacht. Da mag man ihm fast schon seinen Ausflug ins TWILIGHT-Universum verzeihen. Er tut einem wirklich leid, wenn Bathsheba seine Avancen immer und immer wieder ablehnt. Man sieht die Verzweiflung in seiner Mine, auch wenn Boldwood den äußeren Schein wahrt. Auch Matthias Schoenarts, der offenbar inzwischen auf Historienfilme festgelegt ist (siehe DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES), liefert eine solide Leistung. Als treuer und weiser Ratgeber steht er Bathsheba zur Seite. Definitiv ein Mann zum Verlieben.

(5/6)

Trailer: © 20th Century Fox

5 thoughts on “Far from the Madding Crowd (OmU, 2015)

  1. Ich habe die Version von 1998 letztens gesehen und war milde enttäuscht. Der war so belanglos, dass es mir schwerfällt, dem noch mal eine Chance zu geben^^ Vielleicht ja mit diesem hier. Hardy-Verfilmungen scheinen aber auch oft diese Range von „geht grad so“ bis „ganz gut“ zu haben, siehe Tess of the D’Urbervilles…

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