Wir leben im Jahr 2017 und aus cineastischer Sicht ergießt sich über das Kino eine Suppe aus Prequels, Sequels, Reboots, Origin-Storys oder Realverfilmungen von Zeichentrickklassikern. Als Prequel passt KONG deshalb gut in unsere Zeit. Was PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION für den PLANET DER AFFEN-Franchise ist, versucht Jordan Vogt-Roberts mit KONG: SKULL ISLAND. Der Actionblockbuster soll neben dem 2014 erschienen GODZILLA den Grundstein für den für 2020 geplanten Film GODZILLA VS. KONG legen. Und diesen legt man am besten in der Vergangenheit. Im Jahr 1973 möchte der Leiter der Regierungsorganisation Monarch Bill Randa (John Goodman) mit seinem Assistenten die unberührte Insel Skull Island durchqueren um Rohstoffe, Pflanzen oder Tiere zu entdecken. Nachdem die finanziellen Mittel bereitgestellt werden, versammelt Randa eine Gruppe Soldaten, die gerade aus dem Vietnamkrieg heimkehren möchte, den Fährtenleser James Conrad (Tom Hiddleston) und die Kriegsfotografin Mason Weaver (Brie Larson). Das Kommando über die Erforschungsmission hat Lieutenant Colonel Packard (Samuel L. Jackson). Kaum haben die Helikopter den Sturm, der die Insel umgibt, durchbrochen, lassen sie Bomben für seismologische Auswertungen fallen. Plötzlich werden die Helikopter von einem Riesenaffen angegriffen und vom Himmel geholt. Die Überlebenden werden im Dschungel verstreut. Während Packard und seine Männer den Affen töten wollen, treffen Mason und James auf überdimensionale Tiere und den US-Soldaten Marlow (John C. Reilly), der 1944 auf der Insel abgestürzt war. Er klärt die Gestrandeten auf, dass die Eingeborenen die Affen Kong als ihren Beschützer und Gottheit verehren. Bald darauf entbrennt ein Streit, wie mit Kong verfahren werden soll.
Wer meinen Blog und mich ein bißchen kennt, weiß, dass Monsterfilme nicht unbedingt mein Lieblingssubgenre sind. Die Kaijū Eiga, die japanischen Monsterfilme, liegen außerhalb meines persönlichen Interessensbereichs. Wenn aber Tom Hiddleston, Brie Larson und Samuel L. Jackson mitspielen, sieht die Sache etwas anders aus. Ja, ich gebe es zu, ich habe mich von den “großen Namen” einlullen lassen. Von Tom Hiddleston, der erst kürzlich in einem Interview sagte, KONG thematisiere auch das schwierige Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Vom gesellschaftskritischen Ansatz war dann im fertigen Film nicht mehr viel zu spüren. Um es kurz zu machen: Ich habe mich gelangweilt. Der Film ist eine undefinierbare Masse. Ein Mischmasch aus JURASSIC WORLD (KONG wurde in Hawaii nahe der Drehorte des Dinosaurier-Remakes gedreht), APOCALYPSE NOW und einem 31-Meter-Gorilla.
Es mangelt an Tiefgang
Die Charaktere sind allesamt eindimensional und haben meistens nur eine Aufgabe. Samuel L. Jackson ist der grimmige Kämpfer, Brie Larson die empathische Fotografin, Tom Hiddelston der besonnene Spurenleser und John C. Reilly der schrullige Urwaldtyp. Der Rest ist ein austauschbarer Haufen, zu dem zu meiner großen Überraschung auch John Goodman zählt. Samuel L. Jacksons Figur ist die Einzige, mit der man noch halbwegs mitfühlen kann, die anderen Figuren wirken schlichtweg farblos. Die feministischen Filmkritiker bekommen ebenfalls etwas zum Beschweren: Die chinesische Schauspielerin Tian Jing darf ganze elf Sätze sagen, während Brie Larson sich meistens hinter ihrem Retro-Fotoapparat versteckt oder erstaunt schaut.Jetzt mag der Ein oder Andere einwenden, dass ein Actionblockbuster nicht immer Tiefgang braucht um erfolgreich zu sein. Das ist auch wahr. Dann sollte der Film aber wenigstens lustig sein oder spannend oder unvorhersehbar. KONG ist all das nicht. Über weite Strecken passiert einfach nichts und die Handlung plätschert vor sich hin. Man hangelt sich so von neuer Information zu neuer Information wie Tarzan von Liane zu Liane – nur in Zeitlupe. Der Film ist darauf getrimmt, lässig zu sein. Die Musik ist lässig, die Figuren auch, egal, wo sie gerade sind, wird ihre Coole-Sau-Mentalität durch passende Bilder unterstrichen. Aber lässig in der Gegend herumstehen, kann ich auch. Dazu braucht es keinen 185-Millionen-Dollar-Film.
Visuelle Schönheit
Gelungen ist dagegen Kong selbst. Sowohl die zerstörerische Kraft als auch die fürsorgliche, mitfühlende Art kann man als Zuschauer wahrnehmen. Die Textur seiner Haut und seines Fells, die in Nahaufnahme eingefangenen Augen, in all dem computeranimierten Material steckt tatsächlich sowas wie Leben. Vielleicht liegt es an Toby Kebbell, der nach PLANET DER AFFEN: REVOLUTION wieder einen Affen spielt. Die Actionsszenen, wenn etwa Kong mit einem überdimensionalen Oktopus oder gegen Schädelkriecher kämpft, sind dynamisch und haben ein gutes Tempo. Auch die exotischen Landschaften, die weitestgehend an Originalschauplätzen in Hawaii, Vietnam und Australien gedreht wurden, sind optische Hingucker. Ob der 3D-Effekt so einen großen Unterschied macht, kann ich abschließend nicht beurteilen. Wahrscheinlich kann man sich das Geld sparen, da ich mich nur noch an zwei Szenen erinnere, in denen etwas ins Publikum ragt oder fliegt. Jordan Vogt-Roberts Film endet mit einer After-Credit-Szene. Vielleicht, weil das seit Marvel so Mode geworden ist, vielleicht um zum nächsten Monsterfilm überzuleiten. Ich habe die Szene auf Youtube angesehen, denn nach der letzten Szene habe ich das Kino fluchtartig verlassen.
3.5/6 bzw. 6/10
Trailer: © Warner Bros. Deutschland
Ich hatte Spaß mit diesem Film. Und bei einem Monster-Film brauche ich auch keinen sonderlichen Tiefgang. Gareth Edwards hat das ja in „Godzilla“ versucht und da hat es nicht hingehauen. „Kong“ macht das genau richtig. Denn letztendlich sind die Menschen doch sowieso nur als Maßstab für die unglaubliche Größe des Monsters und halt als Monsterfutter da. Mehr will ich gar nicht 😉