Drei Jahre nachdem man mit JURASSIC WORLD eine überraschend unterhaltsame Fortsetzung zum Spielberg-Klassiker JURASSIC PARK aus dem Jahr 1993 veröffentlichte, geht es wieder zurück auf die Isla Nublar. Mit JURASSIC PARK: FALLEN KINGDOM geht es wieder zurück auf die Dino-Insel, die zwischenzeitlich von den ausgebrochenen Dinosauriern komplett eingenommen wurde. Nachdem der Freizeitpark geschlossen wurde, können sich die Dinosaurier frei auf der Insel bewegen. Die einzige potenzielle Gefahr ist ein drohender Vulkanausbruch, der die komplette Insel und die Tiere unter Lava und Asche begraben würde. Die ehemalige Parkleiterin Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) hat inzwischen eine Schutzorganisation für Dinosaurier gegründet und möchten ein erneutes Aussterben der prähistorischen Kreaturen verhindern.
Zusammen mit ihrem Ex-Freund und Dino-Flüsterer Owen (Chris Pratt) kehrt sie auf die Insel zurück. Owens trainierter Raptor Blue ist in der Wildnis verschwunden. Während sich Owen auf die Suche begibt, kommen die anderen Mitglieder seiner Expedition einer Verschwörung auf die Spur. Als der Vulkan ausbricht, müssen sich Owen, Claire sowie die Tierärztin Zia (Daniella Pineda) und der Analyst Franklin (Justice Smith) in Sicherheit bringen.
Beeindruckende Optik
Regie führte der Spanier J. A. Bayona, der zuletzt mit dem Drama SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT einen positiven Eindruck gemacht hat. Das Drehbuch zum Film schrieben Derek Connolly und Colin Trevorrow. Letzterer führte beim Vorgängerfilm JURASSIC WORLD Regie. Leider geht diese Kombination überhaupt nicht auf, obwohl das Budget im Vergleich zu Teil 1 nochmal ordentlich erhöht wurde (260 Millionen US-Dollar; Budget von JURASSIC WORLD betrug ca. 150 Millionen US-Dollar).
Man spürt den Einfluss von Bayona, denn visuell macht JURASSIC WORLD: FALLEN KINGDOM einiges her. Nicht nur der große Endgegner, der Indoraptor, sondern alle prähistorischen Saurier machen eine überzeugende Figur. Das liegt unter anderem auch an den → Animatronics, die es den Schauspielern ermöglichten mit den Dinos tatsächlich zu interagieren.
Offensichtliche Schwächen beim Drehbuch
Aber auch die schönste Optik kann nicht überzeugen, wenn nicht auch die Geschichte stimmt. Man könnte dem Film auch den Untertitel “Dumme Charaktere, die dumme Dinge tun” nennen. Hier eine Auflistung:
Logiklöcher – eine Übersicht (enthält Spoiler)
- Es stellt sich heraus, dass der Dino-Jäger Ken Wheatley Blue für die Forschung fangen möchte und ihn lebend auf das Festland bringen soll. Wheatley schießt aber Blue in den Hals und betäubt Owen. Anders herum hätte das einen Sinn ergeben.
- Als der Vulkan ausbricht, verstecken sich die Überlebenden hinter und in einer Gyrosphäre. Dort werden sie von einem Dino angegriffen, was ziemlich absurd ist. Warum sollte ein Dino, dessen Leben gerade bedroht ist, noch auf Menschenjagd gehen? Bevor er die Menschen aufessen kann, kommt ein anderer Dino und beißt Dino Nr. 1 in den Hals und brüllt – wahrscheinlich, weil ihn das vor den vom Himmel fallenden Gesteinsbrocken schützt.
- Ken Wheatley geht in den Käfig eines Dinosauriers, den er nicht kennt und folglich nicht einschätzen kann um sich einen Dino-Zahn für seine Kette zu klauen. Der unbekannte Dino erwacht kurze Zeit später, isst ihn auf und bricht aus. Welch Überraschung!
- Owen macht das Licht aus, obwohl er von einem Indoraptor verfolgt wird, von dem er weiß, dass der einen außerordentlich guten Geruchssinn hat. Das Licht anzulassen würde seine Überlebenschancen verbessern.
- Maisie versteckt sich vor dem Indoraptor im Bett. Nicht unter dem Bett, damit er sie nicht gleich sieht, sondern direkt auf dem Präsentierteller.
Auch im Hinblick auf die Frauenfiguren haben die Macher nichts gelernt. Nachdem schon in JURASSIC WORLD die Frauenfiguren sehr dünn gesät waren und Absurditäten wie der High-Heel-Run von Bryce Dallas Howard von genügend Kritikern als unrealistisch deklariert wurde, fällt es im Nachfolger so richtig auf. Während sich Owen in die Schlacht stürzt, gegen zehn, zwölf Leute und einen wildgewordenen Dino kämpft, schauen Claire und Maisie einfach nur zu.
Ab und an dürfen sie noch erschrocken auf Bildschirme (Claire) oder Saurier starren (die Tierärztin Zia) oder auf Knöpfe drücken (Maisie), aber mehr ist nicht. Gerade weil der erste Teil Kritik einstecken musste, gerade weil das ganze Thema schonmal durchgekaut wurde, muss man sich doch wundern, dass hier niemand seine Lektion gelernt hat.
Ein schizophrener Film
Es ist wirklich unglaublich wie häufig sich der Film selbst widerspricht. Vielleicht liegt das an den beiden Drehbuchautoren, die sich offenbar nicht einigen konnten. Ob und warum man die Dinos jetzt retten sollte oder nicht, kommt überhaupt nicht raus.
Der Cameo-Auftritt von Jeff Goldblum ist absolut nichtssagend und für die Handlung absolut irrelevant. Aber sowas macht sich halt gut im Trailer. Einen Wendepunkt bildet auch Lockwoods Enkelin Maisie. Als das Geheimnis um ihre Identität gelüftet wird, hätte der Film durchaus die Möglichkeit gehabt, Thematiken zu verhandeln, die über klassisches, seichtes Blockbuster-Kino hinausgehen.
Gleichzeitig macht dieser kurze Ausflug ins Science-Fiction-Genre für einen JURASSIC PARK-Film absolut keinen Sinn. In einer der letzten Filmszenen des Film “reiten” die überlebenden Helden in der Familienkutsche in den Sonnenuntergang. Sie schauen aus den Fenstern. Am Horizont kreisen die Flugsaurier über dem Wasser. Im Kinosessel seufzt eine Zuschauerin und schüttelt ihren Kopf.
3.5/6 bzw. 6/10
Trailer: © Universal Pictures Germany
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