Das perfekte Geheimnis (DA, 2019)

Ich habe versucht auf Spoiler zu verzichten und meine Kritik möglichst kryptisch zu verfassen. Dennoch lässt sich an manchen Stellen doch ein bißchen was zum Ende des Films herauslesen, daher: mild spoiler alert.

Ich habe auf den letzten Metern ziemlich gezögert und mich gefragt, ob ich mir den Film wirklich anschauen soll. In den letzten Tagen gab es nämlich auf Twitter Kommentare, die DAS PERFEKTE GEHEIMNIS Homophobie vorwarfen. Am Ende wollte ich mir dann aber doch mein eigenes Bild machen. Die Paare Simon (Frederick Lau) und Bianca (Jella Haase), Leo (Elyas M’Barek) und Carlotta (Karoline Herfurth) sind bei dem befreundeten Paar Eva (Jessica Schwarz) und Rocco (Wotan Wilke Möhring). Einzig Pepe (Florian David Fitz) kommt zum geplanten Pärchenabend ohne Begleitung. Nach den ersten Gläsern Wein hat die Gastgeberin Eva eine Idee für ein Spiel: Jeder legt sein Handy in die Mitte des Tisches und ganz egal, wer nun welche Bilder oder Nachrichten geschickt bekommt, und seien sie noch so kurz – alles muss mit den anderen geteilt werden. Telefonate sind nur über den Lautsprecher erlaubt. Was als launiges Partyspiel beginnt, wird schnell zur Entlarvung von Lebenslügen.

Szenenbild aus DAS PERFEKTE GEHEIMNIS - Carlotta (Karoline Herfurth) und Leo (Elyas M'Barek) - © Constantin
Carlotta (Karoline Herfurth) und Leo (Elyas M’Barek) – © Constantin

Deutsches Remake mit hoher Gagdichte

FACK JU GÖHTE-Regisseur Bora Dagtekin inszenierte mit DAS PERFEKTE GEHEIMNIS bereits das dritte Remake des italienischen Films PERFECT STRANGERS (2016). Man spürt sofort die gute Stimmung im Ensemble. Das unterstreicht auch das Gagreel, das man im Abspann anschauen kann, wenn man lange genug im Kinosessel sitzenbleibt. Die Gagdichte ist hier besonders hoch. Das ist Fluch und Segen gleichermaßen. Durch die spannenden Offenbarungen wird es nie langweilig. Wer die komplette Handlung aber zugunsten allzu seichten Witzes opfert, muss sich dann auch nicht wundern, wenn dadurch ernste Momente versanden. Genau das passiert besonders im letzten Drittel. Hier bekommt der Film einen unschönen Dreh, der durch nichts zu entschuldigen ist. Denn entgegen des italienischen Originals löst sich in der deutschen Fassung alles in Wohlgefallen auf.

Szenenbild aus DAS PERFEKTE GEHEIMNIS - Carlotta (Karoline Herfurth) und Eva (Jessica Schwarz) - © Constantin
Carlotta (Karoline Herfurth) und Eva (Jessica Schwarz) – © Constantin

Witze auf Kosten der Menschenwürde

Unmenschliches Verhalten wird in DAS PERFEKTE GEHEIMNIS immer durch einen Gag ins Lächerliche gezogen. Damit habe ich ein grundlegendes Problem. (Bereits in meiner Filmkritik zu FACK JU GÖHTE 2 habe ich auf einen ähnlichen Fall hingewiesen, bei dem die Menschenwürde einer Nebenfigur zugunsten eines Gags geopfert wurde.) Im letzten Drittel kommt heraus, dass eine der anwesenden Figuren homosexuell ist und aufgrund der sexuellen Orientierung im Beruf bedroht wird. Das wird aber immer wieder ins Lächerliche gezogen und auch noch abfällig bezeichnet. Jedes Mal, wenn das Wort „Schwuchtel“ oder „Tucke“ fiel, bin ich innerlich zusammengezuckt. Spätestens an dem Punkt, als die Figur von Elyas M’Barek den Esstisch für anzügliche Bewegungen missbraucht und seine Filmfrau fragt, ob sie denn tatsächlich glaube, dass er „so etwas krankes“ tun könne, sitzt man stirnrunzelnd davor und fragt sich nur: Warum, nur? Im Jahr 2019! Und die noch spannendere Frage ist: warum bekommt so ein Film Filmförderung?

Szenenbild aus DAS PERFEKTE GEHEIMNIS - Bianca (Jella Haase) - © Constantin
Bianca (Jella Haase) – © Constantin

Und die Moral von der Geschichte?

Das wirklich Erschreckende an diesem Filmende ist tatsächlich, dass alle Figuren Amnestie erhalten und für ihr furchtbares Verhalten nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Wie Dominik von Filmlounge in einem ausführlichen → Youtube-Video feststellt, verhält sich eine der sieben Figuren absolut korrekt und ehrenhaft und wird am Ende völlig vergessen. Alle anderen Figuren, die durchaus etwas auf dem Kerbholz haben, bekommen eine Absolution. Ich bin mir wirklich unsicher, wie ich den Film bewerten soll, denn die ersten beiden Drittel waren wirklich gut und unterhaltsam. Mit dem letzten Drittel mit den unterirdischen Witzen auf die Kosten anderer und dem „deutschen“ Wohlfühl-Ende hingegen kann ich gar nichts anfangen. Das als grottig zu bezeichnen, wäre noch ein Lob. Absolut unterste Schublade.

4.5/6 für die ersten beiden Drittel, 0.5/6 für das Finale = 3/6 bzw. 5/10
Trailer: © Constantin Filmverleih

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