Richard Curtis ist als bekannter Autor romantischer und humorvoller Stoffe schon ziemlich etabliert (z.B. LOVE ACTUALLY). Für sein neustes Projekt tat er sich mit Regisseur Danny Boyle zusammen. In YESTERDAY geht es um den leidenschaftlichen Musiker Jack Malik (Himesh Patel), der allerdings nicht von seiner Passion leben kann. In seinem Heimatdorf an der englischen Küste träumt er vom großen Durchbruch. Seine Jugendfreundin Ellie (Lily James) unterstützt Jack und glaubt fest an ihn. Eines Tages kommt es zu einem mysteriösen weltweiten Stromausfall und Jack wird dabei von einem Bus angefahren. Als er im Krankenhaus aufwacht, ist zunächst alles wie immer. Doch bald stellt er fest, dass es manche Menschen und Produkte nicht mehr gibt. So kann sich keiner mehr an die Musik der Beatles erinnern. Jack nutzt die Situation und gibt die Welthits der Beatles als seine eigenen heraus. Er wird rasch zum gefeierten Weltstar und geht mit Ed Sheeran (als er selbst) auf Tour. Allerdings wird er immer von einem schlechten Gewissen geplagt.
Miracles happen all the time
Es ist schon eine nette „Was wäre, wenn…?“-Geschichte, die Boyle und Curtis da erzählen. Die pure Annahme, dass es manche Dinge, die man für selbstverständlich hält, von heute auf morgen nicht mehr gäbe, sorgt für eine neugierige Grundstimmung. Wie der Protagonist fragt sich der Zuschauer ständig, was in dieser alternativen Welt noch vorhanden ist. Dadurch bleibt die Spannung permanent erhalten. Durch Zufall findet Jack auch heraus, dass es zum Beispiel auch keine Cola und keine Zigaretten mehr gibt. Der Film arbeitet auffallend oft mit popkulturellen Referenzen. Immer wieder werden bekannte Schauspieler und Musiker namentlich genannt, was einen gewissen Wiedererkennungswert schafft. Der große Nachteil ist aber, dass der Film wahrscheinlich nur in der Gegenwart gut funktioniert. In zwanzig oder dreißig Jahren wird es für das Publikum schwieriger sein, den Witzen zu folgen.
Ellie: Miracles happen all the time!
Filmzitat aus Yesterday (2019)
Jack: Like what?
Ellie: Benedict Cumberbatch becoming a sex symbol!
Desweiteren ist auch die Anzahl an Cameos wirklich sehenswert. Nach seinem Ausflug in die Welt von Westereos darf der Musiker Ed Sheeran wieder schauspielern. Dieses Mal spielt er sich selbst. Die Tatsache, dass seine Rolle dieses Mal größer ausfällt, meistert er großartig. Immer wieder nimmt er sich selbst auf die Schippe. Ursprünglich sollte die Rolle von Chris Martin gespielt werden, was auch die ein oder andere Coldplay-Referenz im Skript erklärt. Die anderen Nebenrollen wie Kate McKinnon als raffgierige Managerin oder Joel Fry als Jacks Freund und Roadie gehen da im direkten Vergleich ein bißchen unter.
Wie der Hase läuft
Leider wird relativ schnell Ellie als Love Interest herausgestellt. Dadurch weiß man früh, wie der Rest der Handlung verlaufen wird. Dabei folgt Richard Curtis der Standard-Geschichte über Menschen, die rasant zum Star werden und sich dann zwischen Berühmtheit und ihren Liebsten entscheiden müssen. Es ist eine schöne Geschichte, der man nicht zuletzt auch wegen dem noch relativ unbekannten Hauptdarsteller Himesh Patel gerne folgt. Patel ist einfach wahnsinnig sympathisch und wenn er als Jack Malik die Suchmaschine anwirft um herauszufinden, was es aufgrund des Blackouts nicht mehr gibt, muss man ihn einfach lieben. Auch den Liedern der Beatles wird ein würdiges Denkmal gesetzt, das allerdings nicht so sehr in die Tiefe geht. Die Handlung ist relativ seicht und trotzdem unterhaltsam. Diese Feelgood-Geschichte macht großen Spaß und lädt zum Mitsingen und -wippen ein. Ich persönlich hätte mich ja noch über einen Cameo von Paul McCartney gefreut. Der hat ja mit seiner → Carpool Karaoke bei James Corden, der ebenfalls im Film auftaucht, bewiesen, das er Spaß versteht.
4.5/6 bzw. 7.5/10
Danke! Ich hatte auch die ganze Zeit gehofft, dass McCartney plötzlich noch auftaucht. Da fand ich den anderen „Beatles-Cameo“ eher schwach…
Insgesamt geb ich dir aber Recht. War ein schöner kleiner Film. Nur Ed Sheeran ging mir auf die Nerven…