Zombiegeschichten gibt es wie Sand am Meer. Allerdings sind diese fast ausschließlich aus der Sicht der überlebenden Menschen, die sich gegen die wildgewordenen Horden verteidigen müssen. Einen neuen Ansatz bot der titelgleiche Roman von Isaac Marion. Hier wird die Handlung aus der Sicht eines Zombies erzählt, der ziellos durch die Straßen streicht auf der Suche nach Menschenfleisch und Gehirnen. Sein Name ist R (Nicholas Hoult) und weder an den Ausbruch der Zombie-Epidemie noch an den Rest seines Namens kann er sich erinnern. Sein bester Kumpel ist M (Rob Corddry) mit dem er sich mittels Grunzlaute und einzelnen Wörtern verständigt. Die Menschen, die nicht infiziert wurden, verschanzen sich in einer abgeschotteten Siedlung. Hin und wieder durchstreifen sie aber das Zombiegebiet auf der Suche nach Medikamenten und Nahrung. Auch die junge Julie (Teresa Palmer) durchstreift mit ihrem festen Freund Perry (Dave Franco) und weiteren Mitstreitern das Gebiet, doch die Gruppe wird von Zombies überrannt. R tötet Perry ungesehen und entdeckt Julie, in die er sich Hals über Kopf verliebt, sie kurzerhand verschleppt und sie vor den anderen Zombies in einem alten Flugzeug versteckt. Zunächst ist Julie völlig starr vor Angst und traut sich nicht zu flüchten. Mit der Zeit erkennt sie aber, dass R ihr nichts tut und sich überhaupt nicht „zombiehaft“ verhält. Eine Freundschaft entwickelt sich, die auch Auswirkungen auf die anderen Zombies hat, die sich fortan immer menschlicher geben. Julie will wieder zurück in die Siedlung zu ihrem Vater Colonel Grigio (John Malkovich), dem Anführer der Menschen, und ihrer Freundin Nora (Analeigh Tipton) um sie davon zu überzeugen, dass die Zombies sich selbst heilen können. Kurzerhand wird R in die Menschensiedlung geschmuggelt, was allerdings zu weiteren Problemen führt.
R(omeo) liebt Julie(t)
Der große Unterschied zu den aktuellen Vampir- und Zauberergeschichten ist, dass sich WARM BODIES absolut nicht ernst nimmt und Selbstironie zum Genre beweist. Dies äußert sich bereits schon durch den Off-Kommentar in den ersten → vier Minuten des Films. Hier bemängelt R seinen ungesunden Lebensstil und beklagt die Langsamkeit („Man, sind wir langsam. Das kann dauern.“) und die Einsamkeit, die mit dem Leben als Zombie einhergeht. Nicholas Hoult muss körperlich weitesgehend wenig machen. Durch den erklärenden Off-Kommentar und das zombiehafte Makeup bleibt ihm auch wenig übrig. Erst gegen Ende bekommt er dann tatsächlich einmal etwas zu tun. Was John Malkovich in dieser Teenie-Schmonzette zu suchen hat, ist ebenso schleierhaft wie verwirrend. Er hat auch wenig zu tun, muss nur rumstehen und Anweisungen geben. Die Idee eine Vampirgeschichte aus Shakespeares ROMEO UND JULIA zu machen, bringt Spannung in die Geschichte. Dies wird spätestens bei der Balkonszene klar. Statt der Montagues und Capulets bilden hier Menschen und Zombies die verfeindeten Parteien und auch hier siegt am Ende natürlich die Liebe, wenn auch nicht so tragisch wie in Shakespeares Vorlage.
Trotzdem folgt WARM BODIES genrebezogenen Mustern. So sieht man Zombiemassen gegen Glasscheiben hämmern, Fluchtversuche durch dunkle Gänge oder auch der Klassiker: der Tank des Fluchtautos ist leer. Außerdem ist Julies Motivation nicht immer ganz klar. Anstatt schon frühzeitig die Flucht zu ergreifen, wartet sie erst einmal bis sie zu ihrem Zombie-Entführer eine emotionale Bindung aufgebaut hat. Isst ein Zombie ein Gehirn kann er auf die Erinnerungen des jeweiligen Menschen zugreifen. Diese sind aber nicht in der Point-of-view-Ansicht gedreht, was eigentlich mehr Sinn ergeben würde, schließlich „verinnerlicht“ der Zombie ja das Gehirn des Menschen. Auch die Musik ist recht dominant und passt häufig überhaupt nicht zum Gezeigten. Offenbar sollte hier ein Kontrast zwischen Grusel und Romantik erzeugt werden, was allerdings misslang. Trotz dieser eher handwerklichen Fehler ist WARM BODIES ein humorvoller Liebesstreifen, der prima unterhält, wenn man sich auf die Geschichte einlässt.
Mal was anderes (4.5/6)
Trailer: © Concorde
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