Reboots gelingen wirklich selten. Gerade in einer Zeit, in der das Kino nur so überschwemmt wird mit Fortsetzungen und Prequels. Ein gelungenes Beispiel war der Reboot der PLANET DER AFFEN-Reihe. Nachdem Tim Burtons PLANET DER AFFEN mit seinem ungewöhnlichen Ende für zahlreiche hochgezogene Augenbrauen sorgte, wurde es erstmal still um die Reihe. Rubert Wyatt revitalisierte 2011 die Reihe und erzählte die Geschichte mit dem Schwerpunkt auf die Sicht der Affen. Matt Reeves übernahm und konnte mit REVOLUTION die Geschichte fortführen. Reeves übernahm auch die Regie für den neusten Film, der im Deutschen PLANET DER AFFEN: SURVIVAL heißt. Caesar (Andy Serkis) wird immer noch vom Handeln seines getöteten Erzfeindes Koba (Toby Kebbell) verfolgt.
Die Menschen versuchen immer noch die Affen zu bekämpfen, doch Caesar hat bescheidenere Pläne. Er möchte für die Sicherheit seines Stammes sorgen und an einem sicheren Ort in Frieden leben. Doch der brutale Colonel McCullough (Woody
Harrelson) und seine Spezialeinheit tragen blutige Gefechte mit den Affen aus und töten dabei einige Familienangehörige von Caesar. Dieser schwört Rache. Zusammen mit seiner rechten Hand Rocket (Terry Notary), Berater Maurice (Karin Konoval), dem ehemaligen Zooaffen Bad Ape (Steve Zahn) und dem stummen Mädchen Nova (Amiah Miller) macht sich Caesar auf die Suche nach McCullough.
Die Reise ins gelobte Land
Ungewöhnlich für einen Blockbuster dieser Größenordnung ist die Häufung an biblischen Motive. Die Affen werden von den Menschen wie Sklaven gehalten, ähnlich den Israeliten in Ägypten und Caesar ist der Anführer, der möglichst viele der Seinen ins gelobte Land führen möchte. Sowohl im Film als auch in der Bibel führt die Wanderung durch die Wüste. Der komplette Reboot ist eine Schöpfungsgeschichte. Dem biblischen Vorbild folgend muss sich daher auch eine zentrale Figur für das Wohl der Gesamtheit opfern. Am Kreuz. Am Andreaskreuz.
Nicht nur eine Referenz an die Bibel, sondern auch an den Originalfilm von 1968, wo die Kreuze die verbotene Zone markieren. Ebenfalls thematisiert wird zum ersten Mal der Verlust der Sprache bei den Menschen. Spannend ist das zu beobachten, denn diese Menschen reagieren völlig unterschiedlich auf die neuen Umstände. Das Mädchen Nova macht aus der Not eine Tugend und kommuniziert mit Händen und Füßen. -Mild Spoiler ahead- Als auch der Colonel nicht mehr sprechen kann, flüchtet er sich in Selbstmitleid, dann in den Alkohol, letztendlich sogar in den Freitod, weil er der Ansicht ist, die Sprache unterscheide den Menschen vom primitiven Tier. – Spoilerwarnung aufgehoben – WAR zeigt das endgültige Verschieben von Verhältnissen. Schon in den vorangegangenen Filmen war das Teil der Dramaturgie, doch hier wird es noch stärker herausgearbeitet.
Bad Ape is a good ape
„Ape-calypse now“ steht als Graffiti an einer Wand im Tunnel. Auch im Deutschen ist es verführerisch, Begriffe wie „Affentheater“ in einer Filmkritik zu verwenden – besonders, weil die deutsche Sprache überhaupt diese Wörter kennt. Der Begriff „Affe“ taucht dabei immer → als Verstärkung auf. Und stark ist SURVIVAL in mehrerlei Hinsicht. Obwohl die Geschichte weitestgehend dramatisch und düster ist, bekommt der Film nach der Hälfte einen Comic Relief namens Bad Ape, einem putzigen Zooaffen, der von Steve Zahn absolut hinreißend verkörpert wird.
Trailer: © 20th Century Fox
Gerade er ist derjenige, der in den dunklen Momenten für Heiterkeit sorgt. Man könnte den Drehbuchautoren vorwerfen, dass sie Bad Ape ein bißchen zu allwissend geschrieben haben, denn Bad Ape ist genau der Affe, den die Truppe um Caesar im Moment ihres Kennenlernens braucht. Er hat Informationen, die den Plot entscheidend voranbringen. Aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau. Auch Karin Konoval aka Maurice bekommt eine tragendere Rolle und bildet den fürsorglichen Gegenpol zum rachesüchtigen Caesar. Apropos Caesar: Auch für diese herausragende Leistung wird Andy Serkis wahrscheinlich keine Oscar-Nominierung als bester Schauspieler bekommen, auch wenn die Intensität seines Spiels wirklich an die Nieren geht. Schauspielerisch wie optisch ist WAR FOR THE PLANET OF THE APES ein starkes Finale für den Franchise-Reboot. Bis auf ein paar Minimalschwächen, die man aber verzeihen kann, ist der Film affenstark.
5.5/6 bzw. 9/10
Trailer: © 20th Century Fox
Schõn geschriebene Kritik! „Mild“ finde ich den Spoiler allerdings nicht… 😉
Vielen Dank.