Hell or High Water (OmU, 2016)

Manchmal ist es schon überraschend, wenn man unvoreingenommen an einen Film herangeht. Paramount hat mir glücklicherweise mal wieder eine Sichtungskopie geschickt und ich hatte eigentlich keine Ahnung: Ich wusste nur, dass es um Banküberfälle geht und das Chris Pine mitspielt und das war es im Grunde.

Jeff Bridges und Gil Birmingham kämpfen sich durch – © Paramount Pictures Germany

Manchmal muss ich auch nicht mehr wissen. 😉 Pine spielt den geschiedenen, zweifachen Vater Toby Howard, der zusammen mit seinem Bruder Tanner (Ben Foster) versucht, die Familienfarm in Westtexas zu retten. Tanner ist gerade frisch aus dem Gefängnis entlassen und muss erst einmal den Tod der kürzlich verstorbenen Mutter verkraften. Diese hinterließ das Anwesen mit hohen Bankschulden. Weil sie diese nicht begleichen konnte, droht nun der Zwangsverkauf. Tanner und Toby entschließen sich zu einem drastischen Mittel: Sie beginnen Banken zu überfallen. Nicht irgendeine, sondern genau die Filialen der Bank, bei der ihre Mutter die Schulden hat. Das Muster erkennen auch bald der Texas Ranger Marcus (Jeff Bridges) und sein Partner Alberto (Gil Birmingham) und versuchen die beiden zu schnappen.

Tun, was getan werden muss

Die Formulierung „come hell or high water“ meint im Englischen, dass man alles tut, was getan werden muss – ungeachtet der Umstände. Außerdem gibt es in Leasingverträgen die „Hell or High Water Clause“, die besagt, dass die Zahlungen weitergehen müssen, auch wenn die zahlende Partei irgendwelche Probleme hat.  Beide Aspekte verkörpert der Film sehr gut. Aus HELL OR HIGH WATER hätte man wirklich etwas machen können. Einen Neo-Western zum Beispiel. Und irgendwie ist es auch einer. Die unendlich scheinende Weite des amerikanischen Südens. Die braun gefärbte Landschaft. Verstaubte Straßen. Zwei Brüder, die ihre Farm retten wollen. Es ist schon fast zu einfach. Da muss doch noch ein großer Twist kommen. Doch HELL OR HIGH WATER ist dann doch gradliniger als ich erwartet habe. Manchmal genauso verschlafen wie die Orte, in denen Tanner und Toby die Banken ausrauben. Spannung kommt nicht wirklich auf. So richtig mitgelitten mit den Figuren habe ich auch nicht. Es ist in erster Linie ein schöner Film, mit starker Betonung auf schön.

Chris Pine – © Paramount Pictures Germany

Wohlgewählte Bilder. Unendliche Weiten. Und Chris Pine zeigt, wie gut ihm sein Drei-oder-mehr-tagebart steht. Mehr ist es nicht. Daher sind die vier Oscarnominierungen, die der Film im Frühjahr eingeheimst hat, nicht ganz gerechtfertigt. Beste Nebenrolle für Jeff Bridges? Da habe ich schon Besseres von ihm gesehen. Bestes Film editing? Kann ich jetzt auch nicht bestätigen. Bester Film und bestes Drehbuch? Im direkten Vergleich zu Schwergewichtern wie FENCES, MOONLIGHT und LA LA LAND – wohl auch eher nicht. Und so bleibt ein schales Gefühl. Man muss diese Stille, diese Ruhe zwischen den Banküberfällen aushalten können. Ich konnte es nicht. Es war mir zu langatmig, zu träge. Irgendwie passt es ins Bild, dass der Film zwar in Texas spielt, aber keine einzige Szene dort gedreht wurde. Ein Hauch von Nichts. Ich hatte mehr erwartet.

3.5/6 bzw. 6/10

Der Film erscheint am 3. August 2017 auf DVD, Blu-Ray und VoD. Zur Erstellung der Kritik wurde mir von Paramount Pictures freundlicherweise ein kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf meine Wertung.

Trailer: © Paramount Pictures Germany

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert