Satz mit X, das war wohl nichts. Entgegen sämtlicher negativer Meinungen habe ich mir trotzdem einen Screener für SCHNEEMANN (OT: THE SNOWMAN) schicken lassen. Ich mache mir lieber selbst ein Bild. Leider waren die ganzen Kritiker allerdings – achtung: lausiges Wortspiel – die ganze Zeit auf der richtigen Spur. Protagonist der Jo Nesbø-Verfilmung ist Polizist Harry Hole (Michael Fassbender).
Er ermittelt in Oslo im Fall einer verschwundenen jungen Frau. Zusammen mit seiner Kollegin Katrine Bratt (Rebecca Ferguson) erkennt er schnell ein Muster. Alle Hinweise deuten auf einen Serientäter, der immer dann zuschlägt, wenn es schneit. Als Markenzeichen hinterlässt er immer einen Schneemann am Tatort zurück. Weitere Fälle verschwundener Frauen werden bekannt und die ersten Leichen entdeckt. Hole und Bratt entdecken Parallelen zu alten Fällen in Bergen, in denen Holes Kollege Gert Rafto (Val Kilmer) neun Jahren zuvor ermittelt hatte. Rafto ist zwar zwischenzeitlich gestorben worden, aber die Spuren sind immer noch zu finden. Ins Visier geraten unter anderem der windige Geschäftsmann Arve Stop (J.K. Simmons) und der Arzt Dr. Vetlesen (David Dencik).
Ein Thriller, der nicht „thrilling“ ist
Leider kann der Film dem positiven Eindruck, den ich vom Trailer hatte, nicht gerecht werden. Bei dem Kriminalfilm, der mit zahlreichen Thriller-Elementen spielt, mag nicht so recht Spannung aufkommen. Nach einer durchaus spannenden Eröffnungssequenz plätschert die Handlung nur so vor sich hin wie der Plot eines halbherzig produzierten Fernsehkrimis. Das mag zum einen auch daran liegen, dass → bis zu 15% des Drehbuchs gar nicht erst verfilmt wurden und folglich einige Handlungsstränge und Hinweise fehlen.
Das erschwert nicht nur die Plausibilität und Nachvollziehbarkeit der Geschichte, sondern hinterlässt einen faden Eindruck hinsichtlich der Charakterentwicklung. Alle Schauspieler müssen gegen das schlechte bzw. in Teilen nicht vorhandene Drehbuch anspielen. Da hilft es auch nicht, dass der Cast mit prominenten Namen nur so gespickt ist: Michael Fassbender, Rebecca Ferguson, Charlotte Gainsbourg, J.K. Simmons. Lauter gute Leute. Und allesamt schauen unterfordert in die Kamera. In manchen Szenen hat man durchaus den Eindruck, dass die Schauspieler selbst nicht wissen, was sie hier gerade machen.
Regiewechsel mit Folgen
Zum anderen liegt das Durcheinander in THE SNOWMAN auch an einem kurzfristigen Regiewechsel. Ursprünglich sollte nämlich niemand geringeres als Martin Scorsese Regie führen. Der Schwede Tomas Alfredson (DAME, KÖNIG, AS, SPION) bekam schließlich den Job, Scorsese blieb – ebenso wie Autor Jo Nesbø – dem Projekt als Produzent erhalten. Alfredson war aber mit dem Zeitplan der Dreharbeiten völlig überfordert und drehte nur das Allernötigste.
Das Einzige, was wirklich gelungen ist, sind noch die Szenen mit winterlichen Schneeverwehungen und die düstere Landschaft von Norwegen. Ansonsten ist es wirklich schwer etwas Gutes an diesem Film zu finden. Es spricht nicht unbedingt für den Film, dass ich bereits neben dem Filmschauen schon Schauspielernamen recherchiert habe und den Film eher „nebenher“ laufen ließ. Für einen kurzen Moment kam dann nochmal Spannung auf als sich herausstellte, wer der Schneemann-Killer ist. Ansonsten ist es leider wirklich ziemlich öde.
1.5/6 bzw. 2.5/10
Der Film erscheint am 16.02.2018 auf DVD und Blu-Ray. Zur Erstellung der Kritik wurde mir von Universal Pictures freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf meine Wertung.
Trailer: © Universal Pictures
Ja, leider war meine einzige Freude, dass der Film in Oslo (und Bergen) spielte und ich diese Städte schon besucht habe und liebe. So habe ich mich über jede Einstellung gefreut, die Wiedererkennungswert für mich hatte. Aber ansonsten war der Film eine herbe Enttäuschung, zumal der Trailer echt Spannung verheißen hatte.