Doppelt hält ja bekanntlich besser und so bringt Regisseur John Madden aktuell einen zweiten Teil des BEST EXOTIC MARIGOLD HOTELs in die Kinos. Doch während der Vorgänger noch gleichermaßen Spaß für Jung und Alt bot, ist jetzt die Zielgruppe eins zu eins die Gleiche wie die der inzwischen eingestellten ARD-Spielfilmreihe „Das Traumhotel“. Die Fortsetzung spielt acht Monate nach den Geschehnissen des Vorgängers und für das inzwischen eingespielte Team aus Hotelmanager Sonny (Dev Patel) und der Renterin Muriel (Maggie Smith) läuft es inzwischen so gut, dass sie in Kalifornien Gespräche mit Geldgebern für ein zweites Hotel führen. Diese sind noch nicht hundertprozentig überzeugt und wollen deshalb einen Hoteltester nach Jaipur schicken. Kaum sind Sonny und Muriel wieder zurück in Jaipur türmen sich die Probleme. Die Hochzeitsvorbereitungen von Sonny und dessen Freundin Sunaina (Tina Desai) laufen auf Hochtouren, der potenzielle Hoteltester Guy Chambers (Richard Gere) taucht auf und macht Sonnys Mutter (Lillete Dubey) Avancen, die Hotelbewohnerin Levina Beech (Tamsin Greig) wird dagegen konsequent ignoriert und Kush (Shazad Latif), ein Freund von Sunainas Bruder, schnappt sich das Hotel, das Sonny eigentlich zum Erweitern bräuchte. Doch Sonny wäre nicht Sonny, wenn es nicht hierfür auch eine Lösung geben würde.
Das (Alb-)Traumhotel
Es hat sich inzwischen viel getan: Evelyn ist inzwischen Expertin für Stoffe und ihr heimlicher Verehrer Douglas führt Touristen durch Tempelruinen, allerdings nur mit Hilfe eines indischen Jungen, der ihm den nötigen Text über einen Knopf im Ohr zuflüstert. Madge kann sich zwischen zwei Männern nicht entscheiden und liest aus Frust FIFTY SHADES OF GREY. Grob in drei Großveranstaltungen einer indischen Hochzeit eingeteilt (Verlobungsfeier, Familienfeier, Hochzeit) erzählt der Film die Geschichte einfach weiter. Alles mündet in einem farbenfrohen Fest samt Bollywood-Tanz-Szene, doch all das hat man so oder so ähnlich schon im Vorgängerfilm gesehen. Auch der neue Hotelgast Richard Gere, der eigentlich für mehr Spannung hätte sorgen können, bleibt derart farblos, dass man zwei Tage nach dem Kinobesuch schon fast vergessen hat, dass er überhaupt mitgespielt hat. Im Kerzenschein schaut er das Objekt seiner Begierde an, sagt ein paar Sätze und das war’s dann auch. Gleiches gilt in leicht abgewandelter Form auch für Neubewohnerin Tamsin Greig.
Geringe Gagdichte als beim Vorgängerfilm
Garniert wird alles wieder mit der bekannten Suppe aus indisch-wildem Straßenleben voll Tuc-Tucs und bunter Farben, bemalten Elefanten und den gewohnten Pseudo-Lebensweisheiten, die jede Figur einer anderen ungefragt auf den Hals bindet. Es ist ja alles ganz nett, aber eben nur nett. Nicht packend, nicht spannend, und die deutlich geringere Gagdichte trägt dazu bei, dass man dann doch einige Durststrecken erleidet. Das Ensemble gibt sich sichtlich Mühe, diese so gering wie möglich zu halten, aber so ganz mag es dann doch nicht gelingen. THE SECOND EXOTIC MARIGOLD HOTEL ist das, was Wolfgang M. Schmitt jun. „Wellness-Kino“ genannt hat. (→ Youtube-Polemik zum „Wellness-Kino“) Kino, das keinem weh tut.
Altes neu aufgewärmt (3/6)
Titelbild und Trailer: © Fox Kino