The Best Exotic Marigold Hotel (2011)

Der demografische Wandel ist nicht aufzuhalten. Wir alle werden älter, nur stellt sich immer wieder die Frage wie man denn seinen Lebensabend verbringen möchte. Eine Möglichkeit bietet das BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL in Jaipur. Ein Hotel für ältere Herrschaften, die ihren Lebensabend nicht im tristen Großbritannien, sondern im warmen Indien verbringen möchten. Und so macht sich eine britische Reisegruppe bestehend aus dem High-Court-Richter i. R.  Graham (Tom Wilkinson), dem Ehepaar Douglas und Jean Ainslie (Bill Nighy, Penelope Wilton), der Witwe Evelyn Greenslade (Judi Dench), dem ewigen Junggesellen Norman (Ronald Pickup), Madge Hardcastle (Celia Imrie), die ebenfalls auf der Suche nach der großen Liebe ist, und der kranken Muriel Donelly (Maggie Smith), die in Indien eine neue Hüfte bekommen soll, auf den Weg. Doch die Anreise verläuft anders als geplant. Der Shuttle zum Hotel taucht nicht auf, was die Reisegruppe zwingt, selbst nach Jaipur anzureisen. Das versprochene Luxushotel entpuppt sich als Bruchbude mit Finanzierungsproblemen. Die Bilder aus der Werbebroschüre sind ganz offensichtlich gephotoshoppt. Der übermotivierte, junge Hotelier Sonny (Dev Patel) versucht aber alles um seine Gäste glücklich zu machen und nach einer gewissen Akklimatisierungsphase scheinen sich alle tatsächlich wohl zu fühlen. Doch nicht nur die Geldgeber machen Sonny das Leben schwer, sondern auch seine Mutter (Lillete Dubey), die ein Problem mit Sonnys Freundin Sunaina (Tina Desai) hat.

Szenenbild aus THE BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL - © Twentieth Century Fox of Germany GmbH
© Twentieth Century Fox of Germany GmbH
Das Outsourcen der Alten

Doch wie es sich für Feel-good-movies dieser Art gehört, wird am Ende natürlich alles wieder gut. „Und wenn es nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende“ sagt Sonny. Als Erzähler aus dem Off fungiert immer wieder Judi Denchs Stimme, die vorliest, was sie ihrem Blog schreibt. Die Handlungsstränge der verschiedenen Charaktere werden gut miteinander verwoben, sodass es nie langweilig wird. Dev Partel, der durch die Hauptrolle in Boyle’s SLUMDOG MILLIONAIRE seinen Durchbruch schaffte, spielt hier im Grunde genau das Gegenteil. Während Jamal sich von unten nach oben kämpfen muss und Risiken eingeht, ist Sonny ein übermotivierter junger Mann, dem eigentlich alles in den Schoss fällt, der sich aber trotzdem beschwert. Aus der Reisegruppe stechen hauptsächlich die Frauen hervor. Evelyn, nuanciert von Judi Dench gespielt, muss sich ein völlig neues Leben aufbauen. Aber die immer zeternde Muriel, grandios von Maggie Smith verkörpert, die Angst vor allem Fremden hat, schießt den Vogel ab. „Was ich nicht aussprechen kann, esse ich auch nicht“sagt sie keck und findet erst langsam ihren Zugang zur indischen Kultur. Diese wird im Film durch bunte Farben, ausgelassene Feierstimmung und natürlich gutes Essen verkörpert.

Szenenbild aus THE BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL - © Twentieth Century Fox of Germany GmbH
© Twentieth Century Fox of Germany GmbH
Postkarten-Urlaub

Ein kritisches Hinterfragen findet allerdings nicht statt. Keine Slums, keine Armut, nur gut ausgebildete junge Menschen, die etwas aus ihrem Leben machen möchten, sind in Ton und Bild eingefangen. Überall bunte Farben und der einzige Nachteil am Leben in Indien scheint der gelegentliche Gestank nach Elefantenmist zu sein. Auch wenn man innerlich weiß, dass hier ein äußerst weichgezeichnetes Bild von Indien wiedergegeben wird, stört es dank der knackigen Dialoge kaum. Die Hotelbewohner sorgen durch ihre unterschiedlichen Charakterzüge und einer ordentlichen Portion Selbstironie bei Zuschauern aller Altersgruppen für Lacher. THE BEST MARIGOLD HOTEL geht nicht über die klassischen Culture-Clash-Elemente hinaus. Über das Verhältnis von Alt und Jung sagt der Film wenig Neues aus. Gerade die Szene, in der Evelyn junge Callcenter-Mitarbeiter im Umgang mit alten Menschen trainiert, verfällt der Film in Melancholie anstatt tatsächlich Lösungsansätze zu bieten. Kurz vor Ende stellt der Film dann doch eine Lösung vor: nur zusammen kann etwas bewegt werden. Die Jungen profitieren von der Erfahrung, die Alten fühlen sich gebraucht. Das Mehrgenerationenhotel als Lösung für den demografischen Wandel ist zu einfach gefasst.  Für einen Kurzurlaub im Kino oder vor dem Fernseher ist der Film aber allemal gut. Die frechen Dialoge und der überzeugende Cast machen einfach gute Laune.

Klassische Culture-Clash-Komödie (4/6)

Titelbild und Trailer: © Fox

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