In diesem Jahr bekam die Schauspielerin Gillian Anderson für ihr Lebenswerk den CineMerit Award des Filmfests München. Im Rahmen der Feierlichkeiten feierte auch der Film DER SALZPFAD (OT: THE SALT PATH) seine Deutschlandpremiere. Im Fahrwasser der Feierlichkeiten gab es aber auch → Betrugsvorwürfe gegen die Autorin. Eventuell ist die Geschichte, die angeblich auf wahren Ereignissen beruhen soll, an manchen Stellen erlogen. Im Zentrum der Handlung steht ein britisches Ehepaar. Kurze Zeit nachdem bei Moth (Jason Isaacs) eine seltene neurodegenerative Krankheit diagnostiziert wird, verlieren seine Frau Raynor (Gillian Anderson) und er auch noch ihr Zuhause. Die beiden entschließen sich, das wenige Geld zu nehmen und entlang der rauen südwestlichen Küste Englands zu wandern. Wenig Geld, ohne Alternative und ohne die geringste Erfahrung im Überleben unter freiem Himmel.

Ausgetretene Pfade
Marianne Elliott, die sich bisher hauptsächlich als Theaterregisseurin einen Namen gemacht hat, wagt mit THE SALT PATH ihren ersten Ausflug in die Filmindustrie. Wer schon Filme wie ICH BIN DANN MAL WEG oder WILD (2014) gesehen hat, wird sich bei THE SALT PATH sofort heimisch fühlen. Elliott bedient sich großzügig aus dem bewährten Repertoire des Wanderfilm-Genres: spektakuläre Landschaftsaufnahmen, existenzielle Krisen und die heilsame Kraft des Wanderns. Die südwestliche Küste Englands ist dabei das eigentliche Highlight des Films. Während Gillian Anderson vom Drehbuch erstaunlich wenig zu tun bekommt, außer im richtigen Moment, die richtigen Ideen zu haben und genussvoll im hohen Gras zu liegen, übernimmt Jason Isaacs den Part des sympathischen Witzeklopfers. Egal wie ausweglos die Situation erscheint, er hat immer einen witzigen Oneliner parat. Dieser trockene britische Humor ist auch immer wieder ansteckend.

Schritt halten
Die wahre Stärke von THE SALT PATH liegt in der Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern. Anderson und Isaacs harmonieren so natürlich miteinander, dass man ihnen die jahrelange Ehe ohne Weiteres abnimmt. Ihre Interaktion wirkt nie gekünstelt oder übertrieben emotional. Man kann gar nicht anders, als den beiden alles Gute zu wünschen. Trotzdem kann auch das beste Schauspielerduo nicht darüber hinwegtäuschen, dass THE SALT PATH irgendwann seine Geschichte auserzählt hat. Man ist den Weg gegangen, hat alle Widerstände überwunden, und eigentlich könnte der Film zu Ende sein. Stattdessen plätschert er noch weitere zwanzig Minuten vor sich hin, ohne dass noch viel Substanzielles passiert.

Am Ende des Weges
Elliott zeigt als Regisseurin durchaus Gespür für atmosphärische Bilder und emotionale Momente. THE SALT PATH ist handwerklich sauber gemacht, wenn auch etwas langweilig. Wer schon andere Wanderfilme gesehen hat, wird hier nicht besonders überrascht. Aber: In diesem Film steckt genau das drin, was draufsteht. Wer einen oder vielleicht beide Hauptdarsteller und/oder Landschaftsaufnahmen der britischen Küste mag, wird hier einen soliden, wenn auch nicht überragenden Kinoabend verbringen. Allen anderen würde ich den Film aber tatsächlich nicht empfehlen. Es passiert einfach zu wenig. Ohne das Charisma von Anderson und Isaacs wäre THE SALT PATH vermutlich noch durchschnittlicher ausgefallen. So aber entsteht ein Film, der sich durchaus anschauen lässt, auch wenn er keine neuen Wege beschreitet. Manchmal reicht es eben, bekannte Pfade mit sympathischen Begleitern zu gehen.
Der Film lief im Programm des 42. Münchner Filmfests 2025 und ist ab dem 17. Juli 2025 in den deutschen Kinos zu sehen. Die Veröffentlichung auf Blu-ray Disc ist für den 31. Oktober 2025 vorgesehen.
7/10



