The Mauritanian (2021)

Was musste ich lange auf diesen Film warten. Ich hatte sogar zweimal über Twitter beim Tobis Filmverleih nachgefragt, wann der Film startet, und keine Reaktion bekommen. Vielleicht wussten die selbst nicht, wann sie den Film in die Kinos bringen können. Aber nun zum Film. THE MAURITANIAN basiert auf der wahren Geschichte von Mohamedou Ould Slahi und seinem Buch „Guantánamo Diary“. Mohamedou (Tahar Rahim) wird von der US-Regierung gefangen genommen und landet ohne Anklage oder Gerichtsverfahren im Gefangenenlager von Guantanamo Bay. Slahi bekommt nach jahrelanger Haft Besuch von der Anwältin Nancy Hollander (Jodie Foster) und ihrer Mitarbeiterin Teri Duncan (Shailene Woodley), die sich seinen Fall genauer anschauen. Ihr kontroverser Einsatz für Slahi und die Beweise, die der Militärstaatsanwalt Stuart Couch (Benedict Cumberbatch) aufgedeckt hat, enthüllen schließlich eine schockierende und weitreichende Verschwörung.

Szenenbild aus THE MAURETANIAN - Teri Duncan (Shailene Woodley) und Nancy Hollander (Jodie Foster) vor Gericht. - © Tobis Filmverleih
Teri Duncan (Shailene Woodley) und Nancy Hollander (Jodie Foster) vor Gericht. – © Tobis Filmverleih

Unfassbare Lebensgeschichte

Mit offenem Mund saß ich im Kino. Viele Umstände, die in THE MAURITANIAN vorkommen, ließen mich fassunglos zurück. Es wird niemanden kalt lassen, dass Slahi zwar freigesprochen wurde, aber trotzdem noch sieben Jahre inhaftiert war. Und, was mich noch viel mehr fasziniert, dass Slahi seinen Peinigern verziehen hat. Wie eigentlich immer, wenn ich ein Biopic anschaue, führte mich mein Weg wieder auf den Blog „History vs. Hollywood“, der die filmische Fiktion mit den realen Gegebenheiten abgleicht. → Im Fall von THE MAURITANIAN wurde ein Großteil der Fakten übernommen. Einzelne Charaktere wie Neil Buckland (Zachary Levi) sind erfunden, stehen aber stellvertretend für mehrere Militärangehörige, die von der Folter in Guantanamo wussten. Auch Jodie Foster gab an, dass „ihre“ Nancy Hollander sehr viel frecher und angriffslustiger ist als ihre reale Vorlage.

Szenenbild aus THE MAURETANIAN - Militärstaatsanwalt Stuart Couch (Benedict Cumberbatch) - © Tobis Filmverleih
Militärstaatsanwalt Stuart Couch (Benedict Cumberbatch) – © Tobis Filmverleih

Solides Biopic

Obgleich der Film mit einer spannenden Geschichte aufwarten kann, ist DER MAURETANIER eher ein Film von der Sorte „solide, aber ein zweites Mal würde ich mir das nicht nochmal anschauen“. Gerade im Hinblick auf die technischen Kategorien wie Kamera und Ausstattung kann der Film aber durchaus punkten. Insbesondere die Trostlosigkeit und Enge im Gefangenenlager Guantanamo werden gut eingefangen. Neben Tahar Rahim glänzt hier besonders Jodie Foster, die für Rolle der resoluten Anwältin Anfang des Jahres auch einen Golden Globe erhielt. Benedict Cumberbatch, der hier auch als Produzent mitwirkte, bleibt ein vergleichsweise schwacher Gegenspieler. Sein Stuart Couch ist auch nur ein machtloses Rädchen im Getriebe. Ein Getriebe gegen das schon US-Präsident Obama während seiner Amtszeit nicht ankam, obwohl er das Lager eigentlich schließen wollte. Sein Nachfolger Biden hat das Thema immer noch auf dem Zettel.

7.5/10

Bewertung: 7.5 von 10.

DER MAURETANIER startete am 10. Juni 2021 in den deutschen Kinos. Der Film erscheint am 24. September 2021 auf DVD und Blu-Ray. An dieser Stelle möchte ich auch noch auf die 12-teilige Dokumentation in der ARD Audiothek hinweisen: → Slahi – 14 Jahre Guantanamo.

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