The Gray Man (2022)

Netflix hat wieder mal 200 Millionen US-Dollar ausgegeben um einen Actionfilm zu drehen: THE GRAY MAN. Nach RED NOTICE ist das nun der zweite Film, bei dem der Streaminganbieter ordentlich Geld in die Hand genommen hat. Der namensgebende „Gray Man“ ist der CIA-Agent Court Gentry (Ryan Gosling) alias Sierra Six. Vor vielen Jahren wurde Gentry vom ehemaligen Leiter Donald Fitzroy (Billy Bob Thornton) für die CIA rekrutiert. Aus dem Gefängnisinsassen wurde schließlich ein gut ausgebildeter und vom Geheimdienst sanktionierter Auftragsmörder. Six gerät ins Visier von Lloyd Hansen (Chris Evans), einem ehemaligen CIA-Agenten, der vor nichts haltmacht, um ihn um ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Zwischen die Fronten gerät auch die Agentin Dani Miranda (Ana de Armas).

Szenenbild aus THE GRAY MAN - Six (Ryan Gosling) - © 2022 Netflix, Inc.
Six (Ryan Gosling) – © 2022 Netflix, Inc.

Zwischen Ethan Hunt und Jason Bourne

Der Grund, weshalb die meisten wohl diesen Film sehen werden, ist die Starpower, die die Russo-Brüder hier auffahren. Ryan Gosling legt seine Rolle irgendwo zwischen Ethan Hunt und Jason Bourne an, kann aber kaum eine emotionale Bandbreite zeigen oder seiner Figur Tiefe geben. Ein bißchen James-Bond-Flair bringt dann noch durch Ana de Armas als ehemalige Gehilfin von 007 rein. Chris Evans hat ja bereits in KNIVES OUT gezeigt, wie viel Spaß ihm Bad-Boy-Rollen machen und dass mehr in ihm steckt, als Männer mit Heldenstatus zu verkörpern. Diese Spielfreude an diesem bitterbösen, sadistischen Gegenspieler kann man in jeder Szene sehen. Ana de Armas‚ Rolle beschränkt sich auf „schönes Beiwerk sein“. Eine richtige Agenda hat sie nicht, außer von Zeit zu Zeit aus dem Hinterhalt hervorzutreten um den Helden aus der Bredouille zu retten.

Szenenbild aus THE GRAY MAN - Lloyd Hansen (Chris Evans) - Cr. Paul Abell/Netflix © 2022
Lloyd Hansen (Chris Evans) – Cr. Paul Abell/Netflix © 2022

Sinnlos-Action voller Klischees

Und da sind wir auch schon bei der Geschichte. Um es kurz machen: eine plausible Story braucht man bei THE GRAY MAN nicht erwarten. Was mich ein bißchen schockiert, ist allerdings wie wenig Wert man auf eine plausible Geschichte gelegt hat. Die Handlung enthält nämlich so ziemlich jedes Actionfilmklischee, das es so gibt.

Hier mal eine Auflistung (Achtung, ggf. Spoiler!):

  • Held überlebt einen Flugzeugabsturz ohne Fallschirm.
  • Alte, verletzte Mentorfigur sagt sinngemäß: „Geh ruhig, ich bin nur eine Belastung für dich.“
  • Alte, kranke Mentorfigur sprengt sich selbst in die Luft um Helden Zeit zur Flucht zu geben
  • Gegenspieler tötet wichtige Person nicht, weil er spontan erkennt dass seine eigentlichen Arbeitgeber „keine Ehre haben“ und übergibt der Person das Objekt der Begierde ohne Bedingungen.
  • Killer soll Mädchen beschützen und hat keine Lust darauf.
  • Die beiden Endgegner legen ihre Waffen freiwillig weg und bekämpfen sich mit den Händen, obwohl das mit Waffen sehr viel schneller ginge. 
Szenenbild aus THE GRAY MAN - Claire (Julia Butters) trifft Six (Ryan Gosling) - . Cr. Paul Abell/Netflix © 2022
Claire (Julia Butters) trifft Six (Ryan Gosling) – . Cr. Paul Abell/Netflix © 2022

Handwerklich solide, aber nicht weltbewegend

Aus der handwerklichen Sicht ist THE GRAY MAN allenfalls solide. Der Einsatz von Special Effects und CGI-Elementen wirkt an manchen Stellen einfach nur unglaubwürdig. Insbesondere der Flugzeugabsturz und die entgleiste Straßenbahn in Prag waren mir zu viel des Guten. Der Kameramann Stephen F. Windon, bekannt für seine Arbeit an FAST & FURIOUS 7 und 8 und STAR TREK BEYOND, zeigt neben packenden Drohnenflügen auch Actionszenen mit Gegenlicht, was der schwachen Geschichte zumindest auf optischer Ebene Dynamik und Schauwerte für das Publikum erzeugt. Bei einem Budget von 200 Millionen Dollar hätte man sich aber ruhig ein bißchen mehr Mühe geben können. 

6/10

Bewertung: 6 von 10.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert