The Morning Show – 1. Staffel (2019)

Ich bin positiv überrascht von Apple TV+. Nachdem ich jetzt zwei Staffeln TED LASSO hinter mir gelassen haben, habe ich jetzt mit THE MORNING SHOW weitergemacht. Erwartungen hatte ich eigentlich keine großen. Ich schau mal rein. Nur 10 Minuten. Und was soll ich sagen? Aus den 10 Minuten wurden schnell die komplette erste Staffel. Im Zentrum der Geschichte steht die namensgebende Morning Show. Der Produzent der Sendung Chip Black (Mark Duplass) muss den langjährigen Moderator Mitch Kessler (Steve Carrell) wegen unangebrachtem Verhalten im Arbeitsumfeld entlassen. Cory Ellison (Billy Crudup) aus der Geschäftsführung sieht hier die Gelegenheit auch gleich seine Co-Moderatorin Alex (Jennifer Aniston) loszuwerden. Denn die Quoten der Sendung sind schlecht und es fehlt frischer Wind. Als Alex kurzerhand die Journalistin Bradley Jackson (Reese Witherspoon) zu ihrer neuen Co-Moderatorin erklärt, kommt Schwung in den News Room.

Szenenbild aus THE MORNING SHOW - 1. Staffel (2019) - Mitch Kessler (Steve Carell) und Alex Levy (Jennifer Aniston) - © Apple
Mitch Kessler (Steve Carell) und Alex Levy (Jennifer Aniston) – © Apple

Inspiriert vom wahren Leben

Wer sich ein bißchen mit US-Fernsehen auskennt, wird sich an den Fall des Morgenmagazin-Moderators Matt Lauer erinnert fühlen. Wie in der Serie hatte er einen Knopf in seiner Garderobe, mit dem er die Tür schließen konnte. THE MORNING SHOW bedient sich aber auch noch anderer realer Beispiele: die Waldbrände in Kalifornien oder Machtgefälle im Arbeitsumfeld wie im Fall von Harvey Weinstein. Auch wenn es diese bekannten Referenzen gibt, ist die Staffel aber mehr als pure Nacherzählung. Über den Verlauf der 10 Folgen, die diese Staffel hat, entfaltet sich ein ganzes Kaleidoskop an schwierigen Themen. Es geht um komplexe Probleme, die nicht so einfach gelöst werden können. Es geht nicht um Gut gegen Böse, Weiß gegen Schwarz, sondern um das Grau, die moralischen Uneindeutigkeiten menschlicher Beziehungen und die Konsequenzen, die sich aus dem Tun oder Nichtstun ergeben.

Szenenbild aus THE MORNING SHOW - 1. Staffel (2019) - Bookerin Hannah Schoenfeld (Gugu Mbatha-Raw) und die Assistentin Claire Conway (Bel Powley) - © Apple
Bookerin Hannah Schoenfeld (Gugu Mbatha-Raw) und die Assistentin Claire Conway (Bel Powley) – © Apple

Starbepackte Dramaserie

THE MORNING SHOW liefert in erster Linie ein tolles, starbepacktes Ensemble. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Serie eine der ersten Apple Originals überhaupt war, die über die Streamingplattform zu sehen war. Man merkt der Serie ein bißchen an, dass sie in erster Linie dazu da ist um den Streamingservice von Apple zu bewerben. Nichtsdestrotrotz sind die Rollen wirklich gut besetzt. Jennifer Aniston nimmt man die routinierte, dauerfreundliche Morningshow-Moderatorin durchaus ab und auch Reese Witherspoon als leidenschaftliche, wahrheitsliebende Nachwuchsjournalistin bildet den passenden Gegenpol. Besonders gelungen finde ich auch das Casting von Steve Carell. Ausgerechnet einen Schauspieler, der bislang überwiegend liebenswerte, lustige Typen verkörpert hat, auf die Rolle des zweifelhaften Morningshow-Moderators zu besetzen, ist ein gelungener Kniff. Ich zumindest war immer wieder innerlich zerrissen zwischen „Im Zweifel gilt die Unschuldsvermutung. Ich war ja nicht dabei.“ und „Victimblaming? Sag mal, geht’s noch? Was für ein Arsch!“.

Szenenbild aus THE MORNING SHOW - 1. Staffel (2019) - Alex (Jennifer Aniston) nimmt den Produzenten Chip Black (Mark Duplass) in die Mangel. - © Apple
Alex (Jennifer Aniston) nimmt den Produzenten Chip Black (Mark Duplass) in die Mangel. – © Apple

Wer mit wem gegen wen?

Wie es das → Bällebad im Intro bereits erkennen lässt, verschieben sich die Allianzen im Verlauf der Staffel immer wieder. Mal tut man sich nach dem Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ zusammen, mal gibt es Verbrüderungen aus dem Motiv „wir wissen beide davon, daher halten wir auch zusammen“. Diese teils drastischen Wechsel der Motivationen wirken nicht immer nachvollziehbar. Trotzdem habe ich schon große Lust auf die zweite Staffel. Die Serie ist keine leichte Unterhaltung, sondern fordert vom Zusehenden schon mehr als ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit. Hintergrundwissen ist ebenfalls von Vorteil um die Referenzen zu verstehen. Ich mache mich jetzt weiter auf die Suche nach einer Serie oder einem Film auf Apple TV+, der so richtig grottig schlecht ist. Die hohe Qualität der Inhalte ist echt erschreckend – und auch mal ganz angenehm.

8.5/10

Bewertung: 8.5 von 10.

THE MORNING SHOW ist ein Apple Original und folglich nur auf Apple TV+ anzusehen.

Trailer: © Apple TV

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