Nachdem ich in letzter Zeit krankheitsbedingt im Bett lag, habe ich angefangen Apple TV+ „leerzuschauen“. Auf meiner Watchlist stand auch die Miniserie THE ESSEX SERPENT, die im viktorianischen England spielt. Die Londoner Amateurpaläontologin Cora Seaborne (Claire Danes) zieht nach dem Tod ihres Mannes mit ihrem Sohn (Caspar Griffiths) in das kleine Dorf Aldwinter an der Küste von Essex, um Berichten über eine mythische Schlange nachzugehen, die dort aufgetaucht sein soll. Durch ihre Neugier und ihren wissenschaftlichen Thesen sorgt sie in der Dorfbevölkerung für Unfrieden. Diesen versucht der Pfarrer Will Ransome (Tom Hiddleston) wieder herzustellen. Obwohl Cora und Will unterschiedliche Sichten auf die Dinge haben, freunden sich die beiden an. Als ungewöhnliche Vorkommnisse zunehmen, beschuldigen die Dorfbewohner Cora, die Schlange von Essex überhaupt erst angelockt zu haben.
Im Schneckentempo
Eigentlich hätte ich gerne schon nach drei der sechs Episoden abgebrochen, aber wenn man eh nichts Besseres zu tun hat, kann man diese Mini-Serie auch weiterschauen. Um es kurz zu machen: THE ESSEX SERPENT hat ein Problem mit dem Erzähltempo. Tatsächlich hätte man nämlich diese sechs-Folgen-starke Mini-Serie auf einen zweistündigen Film eindampfen können. Es passiert nämlich wahnsinnig wenig. Um die Zeit künstlich zu strecken, entschied sich Regisseurin Clio Barnard für unnötig lange Gesichtsnahaufnahmen von Charakteren, die erschrocken in den Ferne schauen, ohne dann im Anschluss aufzulösen, was sie denn so Erschreckendes in der Ferne gesehen haben. Auch das Stilmittel der Vogelperspektive und dem immergleichen Abfilmen der Wasseroberfläche, dem Nebel über dem Wasser oder dem Moor, tragen dazu bei, dass die Serie künstlich gestreckt wird, aber wenig Neues präsentiert.
Schwaches Drehbuch
Auch die Farbpalette ist relativ einseitig. So ziemlich alle Szenen, die in Essex spielen, sind in grau-blaue Farbtöne gehüllt, als würde die Sonne dort niemals scheinen. London hingegen bekam zumindest ein paar sonnendurchflutete Innen- und Außenaufnahmen spendiert, was offenbar auch einen farblichen Kontrast zwischen beiden Welten bilden soll. Der Fokus der Serie liegt klar auf der Optik. Doch die zugegeben recht hübschen Bilder alleine machen leider noch keine gute Geschichte. Claire Danes und Tom Hiddleston versuchen sichtlich etwas aus dem schwachen Drehbuch herauszuholen, was aufgrund der fehlenden Substanz nicht ganz funktioniert.
4.5/10