So ist das mit Bestsellern. Kaum verkauft sich ein Buch gut, ist die Verfilmung nur noch Formsache. Dies gilt auch für Lauren Weisberger, die in ihrem Roman ihre Arbeitszeit unter der strengen Herschaft der Vogue-Chefin Anna Wintour verarbeitet hat. Ihre Protagonistin Andy Sachs (Anne Hathaway) übernimmt eine Stelle als zweite Assistentin von Miranda Priestly (Meryl Streep), der eisigen und sehr anspruchsvollen Chefredakteurin der führenden Modezeitschrift Runway. Obwohl Andy keine Ahnung von Mode hat, übernimmt sie die Position, da sie ihn als Sprungbrett für folgende Jobs sieht. Die Angestellten, insbesondere die erste Assistentin Emily (Emily Blunt), machen sich über Andy lustig, da sie in ihren Augen vollkommen unmöglich gekleidet und dazu mit Kleidergröße 36 viel zu dick ist. In ihren Bemühungen, den Anforderungen gerecht zu werden, unterstützt sie der künstlerische Leiter der Zeitschrift Nigel (Stanley Tucci) bei einem Makeover. Doch mit steigendem Erfolg in ihrem Beruf vernachlässigt Andy immer mehr alte Freunde und ihren Freund Nate (Adrien Grenier).
Anpassung an eine Ausnahmesituation
Schon der Begriff “Modezirkus” impliziert bereits, dass nicht jeder Mensch für die Branche gemacht ist. Es gelten ungeschriebene Regeln, an die sich jeder zu halten hat. In dem alles entscheidenden Gespräch zwischen Miranda Priestley und Andy erklärt Miranda, man müsse eben schwierige Entscheidungen treffen um voranzukommen und rechtfertigt dadurch ihr unloyales Verhalten gegenüber einem langjährigen Mitarbeiter. Als Andy fragt: “But what if this isn’t what I want?” antwortet Miranda: “Oh, don’t be ridiculous. Andrea. Everybody wants this. Everybody wants to be us.” Jeder will den Glamour, die schönen Kleider, das süße Leben. Das ist der Moment, in dem Andy klar wird, dass sie sich nicht dem Modediktat unterwerfen muss. Weder dem ihrer Chefin noch dem der Industrie. Natürlich kann man die Frage aufwerfen, ob sie tatsächlich der Industrie entkommen ist, schließlich muss sie immer noch Klamotten kaufen um durch das Leben zu gehen, aber ohnehin scheint der Job bei Runway nur Mittel zum Zweck um das Erwachsenwerden einer jungen Frau bzw. das Vorher und Nachher zu dokumentieren. „Learned a lot“ antwortet Andy, als sie im Bewerbungsgespräch zu ihrer Zeit bei Runway befragt wird, aber die Frage ist doch, was sie gelernt hat. Mit Druck umzugehen? Nicht gleich aufzugeben? Das hätte sie in jedem anderen Job lernen können. Daher hinterlässt der Film auch das Gefühl der Beliebigkeit.
Alles im Leben hat seinen Preis
Die ersten Drehbuchentwürfe von THE DEVIL WEARS PRADA waren im Grunde voller Hohn und Spott für die abgedrehte Modewelt, wo stundenlang darüber diskutiert wird, welcher Gürtel zu welchem Kleid, welche Jacke zu welcher Hose passt. Doch die Macher arbeiteten solange am Drehbuch bis der Film auch ernsthafte Töne anschlug. Das Modegeschäft ist einfach auch ein Geschäft, dass harte Ellenbogen und Leidenschaft für das Thema erfordert. Alles im Leben hat seinen Preis, gerade in der Modeindustrie. (Preis ist hier doppeldeutig gemeint: sowohl im Sinne vom Geld, aber auch einen Preis wie z.B. fehlendes Privatleben, das man zugunsten eines anderen Aspekts seines Lebens opfert.) Um es mit Nigel zu sagen: „Let me know when your whole life goes up in smoke. Means it’s time for a promotion.” Um Authentizität in den Film zu bringen, gibt es Gastauftritte von Models wie Giselle Bündchen oder Heidi Klum (glücklicherweise in keiner Sprechrolle) oder Designer Valentino. Leider werden spannende Themen wie das Verhalten von Frauen in Führungsetagen oder der Zusammenhang von Haute Couture und gewöhnlicher Kaufhausware in wenigen Sätzen abgehandelt. Der Film zieht seinen Witz natürlich aus dem Aufeinandertreffen der unmodischen Andy mit dem eingespielten Mitarbeiterstab von Runway. Wieder einmal glänzt Meryl Streep als machthungrige Chefin, die völlig überzogene Erwartungen an ihre Mitarbeiter stellt. Aber auch ihr Mitarbeiterstab ist mit Emily Blunt, Anne Hathaway und dem „Master der interessanten Nebenrolle“ Stanley Tucci großartig besetzt. Auch der Soundtrack ist fantastisch und mit Liedern von Madonna und U2 auch erstklassig bestückt. Sicherlich gibt es bessere Soundtracks, aber dieser passt ausgesprochen gut zum Thema und Ton des Film. Natürlich ist das Ende sehr rührselig. Ein klassisches Happy End, sehr märchenhaft und daher irgendwie vorhersehbar. Bei der Premiere des Films war übrigens auch Anna Wintour dort. Eingekleidet von oben bis unten in Prada. Selbst „der Teufel“ hat also Sinn für Humor.
(4/6)
Trailer: © Fox Home Deutschland
Eigentlich ist das genau meine Welt, aber ich fand den Film einfach nur furchtbar. Auch beim 2ten Mal.
Stimmt, die Aspekte über Frauen in Führungspositionen und das Verhältnis von exklusiver Mode bis hin zum Kaufhaus wären interessant gewesen. Hätte man mehr ausbauen sollen.
Darf man fragen, was denn im Einzelnen so furchtbar war? Schauspieler, Story, Darstellung der Modebranche, Musik…?