Es war eine Überraschung als angekündigt wurde, dass Boba Fett eine eigene Serie bekommen sollte. Nachdem der namensgebende Gangsterboss (Temuera Morrison) bereits einen Gastauftritt in der 2. Staffel von THE MANDALORIAN absolvierte, geht die Handlung um Boba Fett nahtlos weiter. In Rückblenden erfahren wir in THE BOOK OF BOBA FETT, wie Boba auf dem Wüstenplaneten Tatooine von einem Sarlacc verspeist wurde, diesem schwer verletzt entkam und von den Tusken aufgenommen wurde. In der Gegenwart hat Boba Fett ganz andere Sorgen. Er hat den Thron, auf dem einst Jabba the Hutt und Bib Fortuna saßen, eingenommen, aber die Einwohner fremdeln noch mit dem neuen Herrscher. Zusammen mit seiner rechten Hand Fennec Shand (Ming-Na Wen) versucht er sich den Respekt der Bevölkerung zu erarbeiten. Gelegenheit dazu gibt es bald, als das Pyke-Syndikat, ihren Drogenhandel auf Tatooine ausbauen möchte.
Erinnerungen im Bacta-Tank
Natürlich muss sich THE BOOK OF BOBA FETT mit dem inoffiziellen Vorgänger THE MANDALORIAN vergleichen lassen, schließlich stammt auch diese STAR WARS-Serie von Jon Favreau. Im direkten Vergleich muss man aber sagen, dass BOBA FETT um Längen nicht an dessen Qualität herankommt. Die ersten vier Folgen sind relativ langweilig erzählt. Obwohl Temuera Morrison einen soliden Job als Boba Fett macht, ist die Storyline um den Gangsterboss wahnsinnig dröge. Erzählt wird die Geschichte in Rückblenden. Da Boba Fett verwundet wurde, liegt er regelmäßig in einem Bacta-Tank, in dem seine Haut geheilt wird. Während dieser Sitzungen wird er von Flashbacks heimgesucht. Leider ist weder der Handlungsstrang in der Gegenwart noch in der Vergangenheit besonders spannend. Auch die Motivation von Fennec Shand ist überhaupt nicht logisch. Es wird überhaupt nicht klar, warum die Söldnerin sich in den Dienst von Boba Fett stellt.
THE MANDALORIAN – Staffel 2.5 oder: Wenig Vertrauen
Es ist schon wirklich ein Armutszeugnis, dass in der besten Folge der Staffel – Episode 5: Return of the Mandalorian – Boba Fett in keiner Szene zu sehen ist. Stattdessen bekommt man eine grandiose Episode zu sehen, in der der Handlungsstrang von Din Djarin nach den Erlebnissen von THE MANDALORIAN – Staffel 2 weiter erzählt wird. Die Handlung ist packend. Das Crossover war in jeder Hinsicht gelungen. Und doch muss man sich die Frage stellen, ob Showrunner Jon Favreau schlichtweg wenig Vertrauen in die Boba-Fett-Geschichte hatte. Warum sonst würden sie dem Sympathieträger Mando eine ganze Folge überlassen? Kaum war Episode 5 vorbei, hatte ich plötzlich große Lust mehr von Din zu erfahren. Und glücklicherweise bekommt man auch in Folge 6 und 7 wieder etwas von Din Djarin und seinem grünen Findelkind zu sehen.
Finale voller Schauwerte
Die siebte Finalfolge fällt qualitativ wieder etwas ab. Hier hat man sich für ein Effektfeuerwerk und viel Fanservice entschieden. Es wird geschossen, Häuserwände explodieren, der Darksaber wird gezückt, ein Rancor rennt frei herum – man kennt das ja. Auch wenn das jetzt sarkastisch zusammengefasst ist, muss man auch in THE BOOK OF BOBA FETT die Schauwerte loben. Die Städte und die Bevölkerung wirken glaubhaft. Allerdings ist ein großer Unterschied zwischen computeranimierten Kreaturen und Animatronics zu sehen. Während die computeranimierten Kreaturen echt toll ausschauen, wirkt der Animatronics-Bantha seltsam langsam und künstlich. Insgesamt wirkt die durchwachsene Staffel wie ein überlanger Teaser für die dritte Staffel von THE MANDALORIAN.
7/10