Mit einer beeindruckenden Sammlung an Preisen und Auszeichnungen, die die Serie bereits in der Tasche hat, entwickelte sich THE BEAR von Creator Christopher Storer schnell zu einem Phänomen. In THE BEAR erbt der talentierte Jungkoch Carmen ‚Carmy‘ (Jeremy Allen White) nach dem Selbstmord seines Bruders Michael (Jon Bernthal) einen heruntergekommenen Imbiss in Chicago. Geplagt von der Last des Verlustes des Bruders nimmt Carmy die Herausforderung an den chaotischen Betrieb neu zu beleben. Dabei stößt er nicht nur auf Widerstand von seinem Kindheitsfreund und Mitarbeiter Richie (Ebon Moss-Bachrach), sondern auch auf eine Reihe weiterer Hindernisse: vom Küchenstress über enorme Schulden bis hin zu tiefen Schuldgefühlen. Mit der Ankunft der ehrgeizigen Sydney (Ayo Edebiri) beginnt jedoch langsam ein Wandel. Trotz aller Rückschläge entwickelt sich die bunt zusammengewürfelte Crew zu einer zwar dysfunktionalen, aber liebevollen Familie, die dem Imbiss unerwartete neue Erfolge beschert.
Eine Delikatesse im Einheitsbrei
THE BEAR hebt sich durch seine Besetzung aus eher unbekannten, aber außergewöhnlich talentierten Schauspielerinnen und Schauspielern ab. Das Casting verstärkt die Immersion enorm. Man hat hier schnell das Gefühl „echte“, dreidimensionale Figuren vor sich zu haben. Schnell kann man jede Figur hassen, aber auch lieben. Jeremy Allen White und sein Ensemble haben für ihre Leistungen zahlreiche Preise erhalten, was angesichts der Tiefe und Authentizität jeder Darbietung mehr als verdient ist. Selbst die kleinsten Nebenrollen sind mit einer Präzision besetzt, die in jeder Szene zu spüren ist und die Geschichte lebendig macht. Zudem spielt auch die Stadt Chicago in THE BEAR eine wichtige Rolle. Sie ist mehr als bloß ein Handlungsort. Sie ist wie ein zusätzlicher Charakter der Serie. Diese tiefe Verwurzelung im Geist und in der Atmosphäre Chicagos verleiht der Serie eine unverwechselbare Identität.
Packendes Editing
Ein weiteres auffälliges Merkmal von THE BEAR ist das geschickte Editing, das maßgeblich zur Intensität und Dynamik der Serie beiträgt. Die Episoden sind präzise geschnitten und fangen die unterschiedlichen Geschwindigkeiten des Küchenalltags perfekt ein. In den ruhigen, nachdenklichen Momenten der Charakterentwicklung, in denen sich die tiefgreifenden menschlichen Geschichten entfalten, hält sich der Schnitt zurück und lässt den Szenen Raum zu atmen. Dieser bewusste Verzicht auf Schnitte in ruhigen Momenten steht im starken Kontrast zu den hektischen Küchenszenen, in denen das Tempo durch schnelle Schnitte zusätzlich angeheizt wird. Diese Art des Editings vermittelt nicht nur ein authentisches Gefühl von der Dynamik und dem Stress in der Küche, sondern verstärkt auch die emotionale Bindung zu den Charakteren. Es ist diese Balance zwischen Stress und Ruhe, die THE BEAR visuell so fesselnd und erzählerisch so wirkungsvoll macht.
Wertschätzung für Küchenpersonal
Ein bemerkenswerter Aspekt von THE BEAR ist auch die Wertschätzung für Küchenpersonal. In Zeiten von Superheldenfilmen und Geschichten über Milliardäre und andere reiche Ganoven wirkt THE BEAR sehr geerdet. Die Serie schenkt der Arbeiterschicht nicht nur Sichtbarkeit. Sie zollt auch ihrer harten Arbeit, ihrem Können und ihrer Hingabe tiefen Respekt. Diese Anerkennung der oft unsichtbaren Mühen und des Talents hinter den Kulissen gehört definitiv zu den Stärken der Serie. Zu den Schwächen muss ich aber leider zählen, dass es eine Weile dauert, in die Serie hineinzukommen. Wie schon erwähnt, sind die Figuren zu Beginn nicht immer liebenswert, sodass man mit den Charakteren erst etwas warm werden muss. Überwindet man diese anfängliche Hürde – und den damit einhergehenden langsamen Start – wird man am Ende mit einer packenden Geschichte belohnt.
THE BEAR ist in Deutschland über den Streamingdienst Disney+ abrufbar.
8.5/10
Das langsame Reinkommen in die Serie kann ich bestätigen. Und das Gewusele in der Küche ist auch, insbesondere zu Beginn der Serie, etwas aufreibend. Aufmerksames Zuschauen ist da gefordert. Mal sehen, wie sich das weiter entwickelt. Wir sind ja noch mittendrin in der ersten Staffel.