Die Geschichte um Peter Pan, den Jungen, der nicht erwachsen werden will, ist einfach nicht totzukriegen. Daher tauchen alle paar Jahre neue Interpretationen des Stoffes auf. Drehbuchautor Jason Fuchs versuchte ebenfalls sein Glück und scheiterte kläglich. Fuchs verortet die Handlung im London der 30er Jahre. Draußen herrscht Krieg, drinnen sitzt der 12-jährige Waisenjunge Peter (Levi Miller) und hofft dem trostlosen Alltag zu entkommen. Peter bemerkt, dass immer wieder Kinder über Nacht verschwinden. Die Heimleiterin erzählt den übrigen Kindern, die Kinder seien von den Eltern abgeholt worden. Peter und sein Freund Nibs (Lewis MacDougall) entdecken aber, dass die Heimleitung die Kinder an Piraten verkauft. In einer Nacht wird auch Peter von den Piraten geholt. Zusammen mit den anderen Kindern wird er ins magische Nimmerland gebracht. Dort landet er bei dem erbarmungslosen Piraten Blackbeard (Hugh Jackman), der die Kinder zur Arbeit in den Minen zwingt. Während er versucht, sich an dem fremden und faszinierenden Ort zurechtzufinden, macht er Bekanntschaft mit der kämpferischen Tiger Lily (Rooney Mara) und dem charmanten James Hook (Garrett Hedlund). Überraschenderweise findet er an dem mysteriösen Ort auch etwas über seine verschwundene Mutter heraus.
Fehlender roter Faden
Das Manko von PAN ist hauptsächlich das Fehlen einer klaren Linie. Auf der einen Seite fungiert der Film als Vorgeschichte zur klassischen Peter-Pan-und-Captain-Hook-Handlung, auf der anderen Seite wird die Geschichte in den Zweiten Weltkrieg eingebettet und zusätzlich sind die Piraten eine wildgewordene Musical-Gruppe, die “Smells like Teen Spirit” singt, bevor ihr Anführer eine Ansprache macht. Offenbar nimmt Hugh Jackman keine Rollen mehr an, bei denen nicht gesungen wird. Die Geschichte ist vorhersehbar und voller Logiklöcher. So werden beispielsweise die Jungs bei ihrer Ankunft in Nimmerland dazu gezwungen ein Lied zu singen, von dem die Piraten nicht ausgehen können, dass den Text jeder kann. Die Handlung spielt während des Zweiten Weltkriegs, der Nirvana-Song hingegen wurde 1991 erstmals veröffentlicht. Drehbuchautor Jason Fuchs hat die Story zu einer bunten Suppe aus Weltkriegsdrama, Fantasyabenteuer und Musical verkommen lassen. Und die “Rettung in letzter Minute” wird so oft eingesetzt, dass es nervt.
Schwaches Worldbuilding
Weiterer Knackpunkt ist das Worldbuilding. Es wird nicht ganz klar, nach welchen Regeln Nimmerland funktioniert. Über die Welt erfährt man am meisten in Nebensätzen. Was voraussetzt, dass der Zuschauer aufpasst. Nachdem die Geschichte aber bis auf einige visuelle Schauwerte kaum etwas zu bieten hat – übrigens auch schauspielerisch nicht -, ist das ebenfalls schwierig dem Zuschauer diese Neuinterpretation von Nimmerland nahe zu bringen. Zudem ist der Film zu selbstreferentiell im Bezug auf den Kanon. So fragt Peter am Filmende Hook, ob sie für immer Freunde bleiben. Dieser bejaht natürlich die Frage. Einzig der Soundtrack fällt immer wieder positiv auf. Das ist auch kein Wunder, schließlich stammt der vom Briten John Powell, der schon für die Filmmusik von DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT verantwortlich war. Die Produktionskosten des Films inklusive Marketingkosten sollen sich auf über 250 Millionen US-Dollar belaufen haben. Diese stehen aber ca. 123 Millionen US-Dollar Einnahmen gegenüber. Damit gehörte PAN neben JUPITER ASCENDING und A WORLD BEYOND zu den größten finanziellen Flops des Jahres 2015. Zu Recht.
2.5/6 bzw. 4/10
Trailer: © Warner Bros. Deutschland
Ja, der Film war leider wirklich nicht sonderlich gut. Auch diese Musical-Nummern waren irgendwie fehl am Platz. Ich mochte eigentlich wirklich nur Hugh Jackman an diesem Film, alles andere war nix: sah zwar alles nett aus, aber die Leere konnte das auch nicht verdecken.
Der ging ja damals völlig an mir vorbei. Und anscheinend zurecht.