Man On A Ledge (OmU, 2012)

Asger Leth kann  sich auf einen erstklassigen Cast verlassen. Und auch er macht keine schlechte Figur. Er lässt den Zuschauer zunächst in die Geschichte eintauchen ohne eine Erklärung für die Geschehnisse zu geben. Und so sieht man wie ein Mann (Sam Worthington) aus der U-Bahn kommt, im Roosevelt-Hotel in New York unter dem Namen Walker eincheckt, im Zimmer kurz etwas isst, dann das Fenster im 20. Stock öffnet und auf den Fenstersims steigt. Verängstigte Passanten rufen die Polizei. Als die im Hotel ankommt, verlangt er nach der Polizei-Psychologin Lydia Mercer (Elizabeth Banks). Nach und nach stellt sich heraus, dass der vermeintliche Selbstmordkandidat Nick Cassidy heißt und ein entflohener Häftling und Ex-Cop ist. Er soll dem Immobilienhai David Englander (Ed Harris) einen Diamanten gestohlen haben, als er für diesen im Nebenjob als Leibwächter gearbeitet hat. Nick beteuert aber schon jahrelang seine Unschuld. Und Lydia merkt schnell, dass es hier um mehr geht als nur um einen geplanten Selbstmord.

© Concorde
Sympathischer Protagonist

Sam Worthington ist ein Typ zum Gernhaben. Man wünscht ihm und seiner Truppe einfach, dass der Plan, den er ausgeheckt hat, aufgeht. Aber Leth macht es Protagonisten wie Zuschauer nicht einfach. Jedes Mal, wenn man denkt, jetzt müsse der Plan doch einwandfrei funktionieren, wirft das Drehbuch seinen Helden weitere Knüppel zwischen die Beine. Dies scheint wohl gewollt, weil der Zuschauer auch mehr Informationen erhält als die Polizisten, quasi als ausgleichende Gerechtigkeit. Der Thrill des titelgebenden Genres liegt dabei aber weniger bei dem möglichen Selbstmordversuch sondern mehr bei dem Einbruch, der durch die öffentliche Ablenkung verschleiert werden soll. Auch wenn man der Handlung eine gewisse Realitätsferne vorwerfen kann (aber nicht muss!), so sind doch kleine Elemente sehr realitätsnah. So wird beispielsweise erwähnt, dass sich die Inhaber der umliegenden Geschäfte beschweren, weil sie mit Gewinneinbußen rechnen. Auch die gaffende Menschenmasse überzeugt, die entgeistert in den Himmel schaut und dem potenziellen Selbstmörder noch zuruft, er möge doch bitte springen, dann hätte er es hinter sich.

Was für eine Aussicht – © Concorde

Gedreht wurde tatsächlich vor Ort, indem man einfach auf das Dach des Roosevelt-Hotels ein weiteres Stockwerk draufgebaut hat. Durch Kräne und Handkamera wird die persönliche Perspektive von Nick Cassidy eingefangen. Hauptdarsteller Worthington nutzte den Dreh um seine Höhenangst zu überwinden und nachdem zuerst vor Ort und dann am Set gedreht wurde, konnte er dieses Gefühl dort wieder abrufen. Im Mittelteil wird die Geschichte etwas zäh, allerdings wird der Zuschauer mit einem überraschenden Wendepunkt am Ende wieder dafür entschädigt.

Solider Thriller (4.5/6)

Trailer: © Concorde Home

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