Julie (2018)

Die Werke von August Strindberg verfolgen mich in den letzten Jahren relativ hartnäckig. Immer wieder stolpere ich über Stücke, wo ich dann hinterher herausfinde, dass sie von Strindberg sind. So ging mir das auch mit JULIE. Die namensgebende Titelheldin (Vanessa Kirby) ist Tochter eines reichen Vaters und feiert gerade ihren Geburtstag mit zahlreichen Freunden. Sie möchte Spaß haben und aus ihren gesellschaftlichen Zwängen auszubrechen. Julie kommt ins Gespräch mit dem Bediensteten Jean (Eric Kofi Abrefa), mit dem sie eine Affäre beginnt. Jeans Verlobte Kristin (Thalissa Teixeira), die ebenfalls im gleichen Haushalt arbeitet, findet es schließlich heraus.

Szenenbild aus JULIE - Bühnenbild - Photo by Richard H. Smith
Die einen machen Party, die anderen müssen aufräumen: Das Bühnenbild – Photo by Richard H. Smith

Die da oben, die da unten

Das Bühnenbild ist zweigeteilt. Der hintere Bereich ist etwas höher und bildet den ersten Stock mit einer Partykulisse ab, während im Vordergrund die Küche im Erdgeschoss dargestellt ist. Obwohl der Höhenunterschied gar nicht so hoch ist, wird das Gefälle zwischen reicher, sorgenloser Feiermeute und den arbeitenden Dienern dadurch auch optisch deutlich. Die hintere Bühne ist aber nicht nur der Ort des Feierns, sondern auch ein Rückzugsort. Zu einen, weil man in der Masse der vielen tanzenden Menschen als Einzelperson nicht mehr direkt auffällt. Dorthin verschwinden aber auch Julie und Jean um ihre Affäre auszuleben. Es ist eine clevere Art, dem Zuschauer zu erzählen, was passiert und gleichzeitig zu verdeutlichen, was die anderen nicht anwesenden Protagonisten nicht mitbekommen.

Szenenbild aus JULIE - Julie (Vanessa Kirby) feiert ihren Geburtstag - Photo by Richard H. Smith
Julie (Vanessa Kirby) feiert ihren Geburtstag – Photo by Richard H. Smith

Masterclass presented by Vanessa

Langweilig wird es kaum, was an den drei Hauptdarstellern liegt. Eric Kofi Abrefa, Thalissa Teixeira und Vanessa Kirby haben eine gute Chemie und bekommen genügend Möglichkeiten in ihren Rollen zu glänzen. Der Wutanfall von Kristin, den Thalissa Teixeira im letzten Drittel raushaut, ist sehr bewegend und ein Highlight. Tatsächlich musste ich erstmal überlegen, woher ich Vanessa Kirby kenne, denn der Name kam mir irgendwie bekannt vor. (MISSION IMPOSSIBLE:FALLOUT war es.) Aber so ein stumpfer Blockbuster ist nicht unbedingt eine Schauspiel-Masterclass. JULIE hingegen ist genau das. Vanessa Kirby tobt und trinkt. Ist mal feierwütiges IT-Girl, mal verführendes Vamp und dann wieder zart und verletzlich. Kurzum: wer sich grandioses Schauspiel anschauen möchte, kommt an JULIE gar nicht vorbei.

JULIE ist seit Januar 2021 im Streamingangebot von → NTatHome enthalten.

Bewertung: 5.5 von 6.

5.5/6 bzw. 9/10

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert