I Care a Lot (2020)

Es stehen ja bald die Golden Globes an und da wollte ich vorher unbedingt noch nachschauen, ob die Nominierung für Rosamund Pike gerechtfertigt war. Und was soll ich sagen? Jap, das war sie. Pike spielt in I CARE A LOT die unerschütterliche Marla Grayson, die als vom Gericht bestellte Betreuerin den Senioren das Geld aus der Tasche zieht. Das alles ist legal und häufig können die Familienangehörigen nichts dagegen tun. Zusammen mit ihrer Geschäfts- und Lebenspartnerin Fran (Eiza González) nimmt sie eine weitere schwerreiche Seniorin ohne lebende Verwandten aus. Doch bald kommt heraus, dass Jennifer Peterson (Dianne Wiest) Verbindungen zu einem unberechenbaren Gangster (Peter Dinklage) hat. Und der versucht Peterson aus den Fängen von Marla zu befreien.

Szenenbild aus I CARE A LOT (2020) - Marla (Rosamund Pike) - © Seacia Pavao / Netflix
Businessfrau Marla Grayson (Rosamund Pike) – © Seacia Pavao / Netflix

Eiskalt und berechnend

Wow, die Lobeshymnen auf Rosamund Pike sind berechtigt. Auch die Vergleiche zu ihrer Leistung in Finchers GONE GIRL sind ebenfalls zutreffend. In beiden Filmen spielte sie eine berechnende Frauenrolle, die durch Manipulation bekommt, was sie will. Ein gelungener Kniff in I CARE A LOT ist neben der Doppeldeutigkeit des Filmtitels auch die Erzählform. Der Film wird aus Sicht von Marla erzählt, was das Publikum auffordert sich zu dieser berechneten Eiskönigin zu verhalten. Da werden auch Erinnerungen an NIGHTCRAWLER wieder wach. Kurzum: Rosamund Pike liefert eine preisverdächtige Leistung ab. Sie sorgt dafür, dass man bei jedem falschen Lächeln erschaudert. Kleine Randnotiz noch: Auch wenn man das eigentlich nicht extra erwähnen sollte, aber es gibt viele, viele Frauenrollen in diesem Film.

Szenenbild aus I CARE A LOT (2020) - Jennifer Peterson (Dianne Wiest) - © Netflix
Jennifer Peterson (Dianne Wiest) – © Netflix

Pervertierung des amerikanischen Traums

J Blakeson, der hier nicht nur als Regisseur, sondern auch als Autor tätig war, erzählt die Perversion des amerikanischen Traums. Was Marla Grayson da tut, ist nach US-Recht legal. Aber auch im deutschsprachigem Raum gibt es schon reale Fälle, die ähnlich verlaufen sind (man erinnere sich an den Fall → Gustl Mollath). Blakeson verweist dabei auch auf die Fehlurteile der US-Justiz und wie leicht es ist, ältere Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung zu reißen um sich daran selbst zu bereichern. Mit 118 Minuten Laufzeit ist I CARE A LOT dann doch sehr umfangreich. Zugegeben, die Handlung braucht etwas um sich zu entfalten, aber insbesondere im letzten Viertel gibt es dann doch einige Längen. Dennoch bleibt die Spannung durchweg erhalten und durch ungewöhnliche Wendepunkte kommt kaum Langeweile auf.

Szenenbild aus I CARE A LOT - Roman (Peter Dinklage) - © Seacia Pavao / Netflix 2021
Roman (Peter Dinklage) – © Seacia Pavao / Netflix 2021

Der Held ist nur so gut wie sein Gegenspieler

Einen habe ich bislang noch nicht erwähnt und das ist Peter Dinklage. Es ist sicher nicht seine beste Rolle, aber er ist ein würdiger Gegenspieler für Rosamund Pike. Den braucht es auch, denn zu Beginn des Films hat man durchaus den Eindruck, dass ihre Figur unantastbar und nicht zu stoppen ist. Es dauert eine ganze Weile bis er überhaupt in Erscheinung tritt und es entfaltet sich auch erst sehr langsam, welche Interessen er überhaupt verfolgt. Insgesamt bietet I CARE A LOT einen gesellschaftskritischen Krimithriller, der vieles richtig macht. Allein schon wegen der herausragenden Besetzung sollte man dem Film eine Chance geben.

I CARE A LOT erschien am 19.02.2021 exklusiv auf Netflix.

8.5/10

Bewertung: 8.5 von 10.
Trailer: © Netflix

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