Einmal Hans mit scharfer Soße (2013)

Mal bist du die Taube, mal bist du das Denkmal. Und letzteres ist definitiv der Fall, wenn du in der Sneak Preview sitzt und auf der Leinwand in rosa Mädchenschreibschrift „in Koproduktion mit dem NDR und ARTE“ liest. In der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Hatice Akyün geht es um die Modejournalistin Hatice (Idil Üner), die 34 Jahre alt ist und deshalb in den Augen ihres Vaters dringend heiraten muss. Schwester Fatma (Sesede Terziyan) hat ihren Traumprinzen schon gefunden, darf aber wegen „Babba“ nicht vor den Altar treten, da seine Älteste – also Hatice – zuerst heiraten soll. Als Fatma dann auch schon schwanger ist, nimmt das Unheil seinen Lauf. Hatice soll einen passenden Verlobten finden, diesen dem Vater vorstellen, damit der seine Einwilligung zu Fatmas Hochzeit gibt. Und so datet und flirtet Hatice was das Zeug hält, aber kein „Hans“ hält ihren Ansprüchen oder denen ihres Vaters stand.

© Wüste Medien GmbH, Fotograf: Boris Laewen
© Wüste Medien GmbH, Fotograf: Boris Laewen
Rosamünde Pülcher

Was als Integrationskomödie gedacht ist, driftet bereits nach wenigen Minuten ins Lächerliche ab, als Off-Kommentatorin Hatice ihre „anatolische Familie“ vorstellt, die angeblich jeder Türke hat. Das sind fünf kleine  Halluzinationen, die Kommentare zur Rocklänge und Sex vor der Ehe abgeben. Völlig abstrus wird es schließlich als Hatice ihre „anatolischen Familie“ (die Halluzinationen wohlgemerkt) fragt: „Könnt ihr bitte weiterkochen für mich?“.  Selten hat die Bezeichnung „im falschen Film sein“ besser gepasst. Der ganze Film dreht sich eigentlich nur um das Kochen und darum einen Mann zu finden. Zahlreiche Türkenklischees werden bedient. Trauriger Höhepunkt ist die T-Shirt-Aufschrift eines Familienmitglieds: Süper natural. Was sicherlich witzig gemeint ist, wirkt zu gewollt.

Vorhersehbar und voller Klischees

Die Handlung ist unglaublich langatmig und vorhersehbar. Man erhält keinen Einblick in eine fremde Kultur, man sieht einfach nur Klischees am laufenden Band, die unlogisch miteinander verknüpft werden. Zudem wird permanent von irgendwem kommentiert, was man als türkischstämmige Deutsche alles darf oder nicht darf: „Lass niemals eine Türkin bezahlen, außer du willst sie loswerden.“ Was ist denn das für eine Aussage? Aber gut, lieber nicht lange drüber nachdenken. Unterlegt wird alles mit einem dauerfröhlichen Klaviergeklimper mit türkischem Einschlag, was jede Rosamunde-Pilcher-Verfilmung alt aussehen lässt. Zudem scheint das Gesetz des Films zu lauten: Gibt es eine traurige Szene,  muss türkisch gesungen werden. Der Klamauk nimmt kein Ende.  Man möchte brechen. Oder mal wieder DIE FREMDE (2010) anschauen.

Versinkt in Klischees (0.5/6)

Trailer: NFP

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