Dream Scenario (2023)

Eine junge Frau sitzt an einem Glastisch am Pool. Etwas entfernt neben dem Pool steht ein unscheinbarer Mann und kehrt Laub zusammen. Plötzlich zerspringt der Glastisch ohne Vorwarnung und die junge Frau wird in die Luft gezogen. Sie schreit nach ihrem Vater. Das ist offenbar der Mann am Pool, der allerdings überhaupt nicht reagiert. Halt mal. Ist das nicht Nicolas Cage? Und so begann meine Sneak Preview zu DREAM SCENARIO von Kristoffer Borgli. Um die Frage gleich zu beantworten: Ja, das war Nicolas Cage. Er spielt den Biologen Paul Matthews, der ein relativ eintöniges Leben mit seiner Frau Janet (Julianne Nicholson) und zwei Töchtern führt. Alles ändert sich, als er plötzlich in Träumen von fremden Leuten auftaucht. Dort steht er meist einfach nur passiv herum und greift nicht in die Traumszenarien ein. Dennoch macht das so einen tiefen Eindruck auf die Träumenden, dass sich es nicht lange dauert, bis herauskommt, dass es sich um Paul Matthews handelt. Paul wird schlagartig bekannt. Doch mit zunehmender Popularität wird der Traum-Paul immer gewalttätiger, was Konsequenzen für den Paul in der echten Welt hat.

Szenenbild aus DREAM SCENARIO - Paul (Nicolas Cage) taucht in einem fremden Traum auf. - © A24 / DCM Filmverleih
Paul (Nicolas Cage) taucht in einem fremden Traum auf. – © A24 / DCM Filmverleih

Unscheinbar und gruselig

In DREAM SCENARIO zeigt Nicolas Cage eindrucksvoll, dass er inzwischen wieder die Freiheit hat, Projekte auszuwählen, die ihn künstlerisch fordern. Der Erfolg gibt ihm recht, denn er war bei den diesjährigen Golden Globes in der Kategorie „Best Actor in a Motion Picture – Musical or Comedy“ nominiert. Zu Recht. Seine Darstellung des Professors überzeugt in jeder Facette – sei es als unscheinbarer Akademiker oder als furchteinflößender Traum-Meuchelmörder. Julianne Nicholson, in der Rolle der Janet Matthews, bringt trotz vermeintlich kleiner Nebenrolle eine komplexe Charakterzeichnung als Paul Ehefrau ein. Michael Cera, mit Cap und Dreibart fast unkenntlich, überzeugt ebenfalls als übermotivierter Marketingchef Trent, der versucht, die „Marke Matthews“ zu etablieren und Kapital aus der Sache herauszuschlagen.

Szenenbild aus DREAM SCENARIO - Janet (Julianne Nicholson) und Paul (Nicolas Cage) Matthews - © A24/DCM Filmverleih
Janet (Julianne Nicholson) und Paul (Nicolas Cage) Matthews – © A24/DCM Filmverleih

Zwischen Traum und Albtraum

DREAM SCENARIO ist eine Vermischung aus Komödie, Drama und Horrorfilm. Thematisch geht es um recht allgemeingültige Themen wie z.B. dem Verlangen nach Berühmtheit. In diesem Zusammenhang bedient sich der Film beim metaphorischen Bildes des Zebras in der Herde, um die Dynamik zwischen Individualität und Gemeinschaft zu veranschaulichen. Paul betont in einer Vorlesung, dass die Fellfärbung dem Zebra nur in der Gemeinschaft einen Nutzen bringt, weil der natürliche Feind in der Herde das einzelne Tier nicht ausmachen kann. Diese Metapher spiegelt die Erfahrung des Protagonisten wider, der sich nach Anerkennung sehnt, doch erst durch seine ungewollte Präsenz in den Träumen anderer Berühmtheit erlangt. Diese Entwicklung wirft ein Licht auf die Unvorhersehbarkeit und die oft unerwünschten Nebeneffekte des Ruhms. Der Film verdeutlicht, dass wahre Anerkennung nicht erzwungen oder geplant werden kann und dass die Kontrolle über die eigene Wahrnehmung letztendlich außerhalb unserer Macht liegt. Der Übergang zum Horror ist fließend. Wenn der Traum zum Albtraum für den Träumenden wird. Und wenn diese Albträume Konsequenzen für Paul in der Realität nach sich ziehen. Aber im Kinosaal wurde tatsächlich auch laut gelacht. Eine der lustigsten Szenen ist, wenn Molly, die von Paul einen Sextraum hatte, diesen im echten Leben nachstellen möchte und – sagen wir’s mal so – die Erotik relativ schnell flöten geht.

Szenenbild aus DREAM SCENARIO - Paul (Nicolas Cage) trifft auf Molly (Dylan Gelula), die einen Sextraum mit dem Traum-Paul hatte. - © A24/DCM Filmverleih
Paul (Nicolas Cage) trifft auf Molly (Dylan Gelula), die einen Sextraum mit dem Traum-Paul hatte. – © A24/DCM Filmverleih

Schwarze Komödie mit Tiefgang

Unter der Regie des Norwegers Kristoffer Borgli wird DREAM SCENARIO eine tiefgründige Betrachtung unserer unterbewussten Wünsche und deren Konsequenzen. Borgli beweist, dass Horror weit mehr sein kann als Jumpscares und Schockmomente, indem er intelligente Horrorelemente mit humorvollen Momenten verwebt. Der Film schafft es, das Publikum sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken zu bringen, besonders in Szenen, die Alltagskomik in übernatürliche Begebenheiten integrieren. Der Film hat mich auch noch mehrere Tage später beschäftigt, was nicht zuletzt auch Nicolas Cages Titelrolle lag. DREAM SCENARIO erzeugt durch seine thematische Tiefe, besonders mit Blick auf die Vergänglichkeit von Berühmtheit in der digitalen Ära, einen bleibenden Eindruck.

Gesehen am 09. Februar 2023 in der Sneak Preview vom Cinema München. DREAM SCENARIO startet regulär am 21. März 2024 in den deutschen Kinos​​.

8/10

Bewertung: 8 von 10.

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