Das hatte ich nicht erwartet. Natürlich war mir CALL ME BY YOUR NAME aufgrund der zahlreichen Preisverleihungen, bei denen der Film nominiert war, ein Begriff. Aber dass der Film diesen Lobeshymnen gerecht werden würde, damit habe ich nicht gerechnet. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von André Aciman spielt 1983 in Norditalien. In einer imposanten Villa verbringt Familie Perlman den Sommer. Der Vater (Michael Stuhlbarg), ein emeritierter Professor, interessiert sich für antike Statuen. Herr Perlman hat sich für den Sommer den 24-jährigen amerikanischen Doktoranden Oliver ( Armie Hammer) ins Haus geholt.
Oliver soll für sechs Wochen Herrn Perlman bei der Forschungsarbeit assistieren. Perlmans 17 Jahre alter Sohn Elio (Timothée Chalamet) soll ihm die Gegend zeigen und sein Zimmer für Oliver räumen. Zunächst hält Elio den amerikanischen Gast für arrogant. Als sich die beiden aber etwas besser kennenlernen, verliebt sich Elio in Oliver. Unter den wachen Augen der anderen Familienmitglieder versucht er herauszufinden, ob Oliver die Gefühle erwidert.
Feinfühlige Erzählung
Dem italienischen Regisseur Luca Guadagnino ist ein Film gelungen, der sanft vor sich hinplätschert, jedoch dabei nie wirklich langweilig wird. Für mich ein echtes Novum. CALL ME BY YOUR NAME fühlt sich als Zuschauer genauso an wie eine sommerliche Brise, die Elio und Oliver bei der gemeinsamen Radtour durch die Haare weht. Vielleicht sorgt auch das italienische Urlaubssetting mit Sonne, Volleyballfeld, Swimmingpool und Strand dafür, dass man sich beim Schauen einfach nur zurücklehnen kann.
Guadagnino fängt den Zauber, aber auch die eigenen Zweifel über die erste Liebe in poetischen Bildern ein. Bei diesem Film lohnt es sich die OmU-Version anzusehen, denn neben Englisch wird auch ab und an Französisch oder Italienisch gesprochen. Der Soundtrack von Sufjan Stevens unterstreicht die entspannte Stimmung, die Melancholie und Sehnsucht, die auch in den Bildern von Guadagninos Kameramann mit dem unaussprechlichen Namen (Sayombhu Mukdeeprom) steckt.
„Is it better to speak or to die?“
CALL ME BY YOUR NAME gehört für mich bereits zu den besten Filmen des Jahres. Ich bin nicht unbedingt dafür bekannt, Worte wie „Meisterwerk“ in den Mund zu nehmen, aber so richtig viel zu Meckern gibt es an CALL ME BY YOUR NAME wahrlich nicht. Es ist ein Film der starken Männerrollen: Timothée Chalamet, Armie Hammer und Michael Stuhlbarg überzeugen. Obwohl letzterer über weite Strecken nur eine sympathische Nebenfigur spielt, gibt es eine Szene gegen Ende, die so herzzerreißend schön und auch überraschend von Stuhlbarg gespielt wird, dass man ihn im Anschluss einfach nur in den Arm nehmen möchte.
Und Timothée Chalamet und Armie Hammer sind einfach nur süß zusammen. Ich weiß gar nicht, wie ich es anders beschreiben soll, aber sie sind echt ein süßes Paar. Umso dramatischer ist es dann im dritten Akt, wenn sich die Wege der beiden trennen. Wenn ich das nächste Mal Pfirsiche esse, werde ich bestimmt an die beiden denken. 😉 Einziges Manko, das ich entdecken konnte: Der Film endet äußerst unrund. Während die Credits am Seitenrand laufen, sieht man noch die letzte Szene des Films. Das wirkt dann irgendwie so unfertig. Vielleicht lag dieses Gefühl der Unvollkommenheit auch daran, dass ich mir ein anderes Ende für die beiden gewünscht habe.
5.5/6 bzw. 9/10
Trailer: © Sony Pictures Germany
Sehr schöne Kritik. Da habe ich noch was nachzuholen in Sachen „Call Me By Your Name“. Wo ist hier noch mal der Like- bzw. Folgenbutton? 😉
Vielen Dank. Danke auch für den Hinweis: Ich hatte mal Like- und Folge-Buttons, aber die sind bei meinem Umzug von WordPress.com zu WordPress.org verloren gegangen. Ich setze das aber auf die To-do-Liste.