Spike Lee war schon immer ein politischer Filmemacher. Den Film, der momentan in den Kinos läuft, kann man aber getrost als filmisches Manifest bezeichnen. BLACKKKLANSMAN erzählt eine wahre Geschichte, die in den 70er Jahren in Colorado Springs spielt. Als erster Schwarzer im Polizeidepartment hat es Ron Stallworth (John David Washington) nicht leicht. Zunächst soll er undercover an Veranstaltungen der Black-Power-Bewegung teilnehmen. Doch dann kommt Ron auf eine wagemutige Idee: er bittet telefonisch um Aufnahme in den Ku-Klux-Klan. Seine Maskerade als weißer Rassist funktioniert aber nur am Telefon. An den örtlichen Treffen kann er aus offensichtlichen Gründen nicht teilnehmen. So springt der jüdische Kollege Flip (Adam Driver) für Ron ein. Ron und Flip fördern bei ihren Ermittlungen zutage, dass der lokale KKK-Ableger einen Terroranschlag plant. Irgendwann gelingt es Ron sogar, mit den Grand Wizard des KKK David Duke (Topher Grace) zu telefonieren.
Wut auf die Wut
Plötzlich sind da ein, zwei Tränen. Und dieser Kloß im Hals. Die letzten fünf Minuten von Spike Lees BLACKKKLANSMAN haben es in sich. Nach dem eigentlichen Film folgen nämlich noch einige Minuten Dokumentarisches. Man sieht die → Protestanten von Charlottesville und einen US-Präsidenten, der die Situation mit seinen Aussagen sogar noch befeuert anstatt die Vorfälle zu verurteilen. Man möchte schreien. Ich hatte auf einmal eine regelrechte Wut auf die Wut im Bauch. Warum tun sich Menschen das gegenseitig an? Lee zeigt packend, was passiert, wenn Menschen – ganz gleich welcher Gesinnung – glauben, sie hätten die Wahrheit für sich gepachtet. Die erste Person, die man als Zuschauer zu sehen bekommt, ist Alec Baldwin als Verschwörungstheoretiker, der vor flackernden Bildern etwas vom Untergang der weißen Rasse faselt. Baldwins Cameo ist wohl kaum zufällig. In der beliebten US-Comedy-Reihe „Saturday Night Live“ parodiert er seit geraumer Zeit den derzeitigen US-Präsidenten.
Politische Agenda dank Zeitverschiebung
Eine solche Wahl ist natürlich kein Zufall. Spike Lee hilft an der einen oder anderen Stelle nach um seine Botschaft zu verdeutlichen: Er verlegt die Handlung von 1979 ins Jahr 1972. Das hat den großen Vorteil, das zu dieser Zeit noch Richard Nixon Präsident der Vereinigten Staaten war. Nixon, der bekanntermaßen über die Watergate-Affäre gestolpert ist und deshalb als einziger US-Präsident zurückgetreten ist, ist das perfekte Gegenstück zum derzeitigen Präsidenten Trump. Dessen Verstrickungen nach Russland werden häufig in einem Atemzug wie der Watergate-Skandal genannt (oder wie John Oliver als “stupid watergate” bezeichnet.) Die Agenda des Filmemachers ist somit klar. Besonders eindrücklich wird das auch noch mal in einer Szene klar, in der ein Kollege von Ron ein Zukunftsszenario entwirft, indem David Duke das Präsidentenamt bekleidet. Ron glaubt nicht an diese düstere Zukunftsprognose und stellt diese in Frage, doch der Kollege ist sich sicher, das es dazu kommen könnte.
Inhaltlich reichhaltig
Manchmal macht es sich Spike Lee aber auch zu einfach. Nahezu alle KKK-Mitglieder haben das intellektuelle Niveau eines Toastbrots und geben sich mit einfachen Lösungen zu komplexen Problemen zufrieden. So schafft es am Ende die Nazi-Braut noch nicht einmal eine Bombe in einem Briefkasten zu verstauen, da der Schlitz für den Sprengstoff zu klein ist. Dementsprechend einfach ist es mit den von Driver und Washington gespielten Protagonisten zu sympathisieren. Einzig Topher Graces David Duke macht noch am ehesten den Eindruck, dass er weiß, was er da tut und dass er bewusst seine Anhänger manipuliert und anstachelt.
Neulich habe ich irgendwo eine Diskussion über diesen Film gelesen. Ein Nutzer schrieb sinngemäß der Film reibe dem Zuschauer seine Botschaft zu sehr unter die Nase. Ein anderer antwortete daraufhin, Lee müsse es den Leuten unter die Nase reiben, da es auf herkömmlichen Wegen offenbar nicht funktioniere. An dieser Theorie könnte etwas daran sein. Lee ist sich darüber bewusst wie machtvoll ein Film sein kann. In BLACKKKLANSMAN zeigt er anhand eines Filmscreenings von THE BIRTH OF A NATION (1915) welchen Einfluss ein Film auf seine Zuschauer haben kann. Dieser hier passt wahnsinnig gut in die heutige Zeit. Von Polizeigewalt, Diskriminierung am Arbeitsplatz und Religion als Ausrede für die die eigene Weltanschauung ist alles dabei. BLACKKKLANSMAN ist ohne Zweifel einer der besten und wichtigsten Filme des Jahres.
5/6 bzw. 8.5/10
Trailer: © Universal Pictures Germany
„BlackKkKlansman“ will ich auch unbedingt noch sehen! Der Film steht ganz oben auf meiner Liste. Ich hoffe, ich schaffe es demnächst ihn mir anzuschauen.
Btw. ich liebe Alec Baldwin als Donald Trump bei SNL. 🙂 Eine ebenso fantastische Melania Trump Parodie gibt’s von Laura Benanti bei der Late Show with Stephen Colbert. 🙂
Ja, ich finde die Late Show-Melania inzwischen schon besser als die Echte. 😉